Kälte bringt schwitzende Fenster und Schimmelgefahr Wie man die richtige Balance aus Heizen und Lüften findet

Bonn · Die kalten Temperaturen sorgen dafür, dass viele Verbraucher trotz hoher Energiepreise heizen müssen. Wer spart, riskiert Schimmel in der Wohnung. Aber wie oft sollte man lüften?

 Konsequentes Heizen und Lüften hilft gegen Kondensationsfeuchte.

Konsequentes Heizen und Lüften hilft gegen Kondensationsfeuchte.

Foto: ISOTEC GmbH/www.cornelisgollhardt.de

Die eisige Jahreszeit zeigt sich in Bonn und der Region aktuell bei Temperaturen bis zu minus zehn Grad von ihrer frostigsten Seite. Selbst am Tag und bei herrlichem Sonnenschein klettert das Thermometer nicht in den positiven Bereich. Vielen Verbrauchern stellt sich angesichts der niedrigen Temperaturen die Frage, wie die Wohnung am besten geheizt werden sollte und wie oft und lange es sinnvoll ist, trotz der Kälte zu lüften. Keine einfache Frage, gerade angesichts hoher Energiepreise und dem Spargedanken vieler Verbraucher. Denn trotz guter Absichten gilt, wer nicht richtig aufpasst, dem drohen schwitzende Fenster und eine deutlich erhöhte Schimmelgefahr im Haus. Sogar die Wasserleitungen können unter Umständen Schaden nehmen.

Das Temperatur-Minimum

Wer seine Wohnung oder auch nur Teile davon weniger oder gar nicht heizen möchte, sollte aufpassen. Denn auch wenn diese Maßnahme aufgrund der hohen Energiekosten verlockend erscheinen mag, kann sie Schimmelbildung begünstigen. Schlimmstenfalls frieren auch Wasserleitungen ein.

Das Deutsche Energieberater-Netzwerk empfiehlt an kalten Tagen alle Räume mit circa 16 Grad zu beheizen. Bei schlecht gedämmten Gebäuden sogar mit rund 18 Grad. Als absolutes Minimum gilt in der Regel die Frostwächter-Einstellung an den Heizkörpern – gekennzeichnet durch die Schneeflocke am Thermostat. Diese Einstellung verhindert, dass der Heizkörper und vielleicht noch die Leitungen in seiner direkten Umgebung in einem sehr kalten Raum einfrieren.

Aber Vorsicht: Leitungsteile, die nicht in den Wirkbereich des Frostwächters fallen, könnten dennoch gefrieren und im schlimmsten Fall sogar platzen. Hausbesitzer sollten daher herausfinden, ob es in frostgefährdeten Bereichen ihres Hauses wasserführende Leitungen gibt, bevor sie in diesen Bereichen die Temperatur weiter absinken lassen.

Mieter stehen in der Pflicht sorgsam zu heizen und zu lüften

Als Mieter sind Verbraucher sogar dazu verpflichtet sich um ein sorgsames Lüft- und Heizverhalten zu bemühen, erklärt Rechtsanwältin Beate Heilmann von der Arbeitsgemeinschaft Mietrecht und Immobilien im Deutschen Anwaltverein. Zwar seien Mindesttemperaturen im Mietvertrag ungültig, da für diesen Winter entsprechende vertragliche Klauseln ausgesetzt seien, so Heilmann, „aber das entbindet Mieter nicht von der Sorgfaltspflicht für ihre Wohnungen. Sie müssen angemessen heizen und lüften, damit keine Schäden an der Wohnung entstehen.“

Auch für den Vermieter bestehen Pflichten, auf die sich Verbraucher berufen können. Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes muss der Vermieter während der Heizperiode, in der Regel vom 1. Oktober bis 30. April, die zentrale Heizungsanlage so einstellen, dass eine Mindesttemperatur in der Wohnung zwischen 20 und 22 Grad Celsius erreicht werden kann. „Ob der Mieter diese Temperaturen dann auch abruft, ist seine Sache“, sagt Anja Franz vom Mieterverein München.

Die optimale Temperatur

Während die Regierung für die nächsten Monate für Unternehmen in Büros 19 Grad als Höchstwert vorgeschrieben hat, können Mieter im Prinzip heizen, wie sie wollen. Viele suchen dabei nach dem optimalen Temperaturwert zwischen Energiesparen und Schimmelvermeidung. Eine allgemeingültige Angabe gibt es dafür jedoch nicht.

Man könne nicht in allen Fällen pauschal sagen: Zimmertemperatur 19 Grad und zweimal täglich lüften schützt vor Schimmel, erklärt Gerold Happ vom Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland. Die notwendige Temperatur sowie das Lüftungsverhalten seien maßgeblich von den baulichen Verhältnissen und dem Verhalten der Bewohner abhängig. Es gelte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen heizen und lüften zu finden. „Aber bei 16 Grad und darunter wird es wirklich schimmelkritisch“, so Happ.

Für die Schimmelvermeidung sei es vor allem wichtig, die Feuchtigkeit immer schnell aus der Wohnung zu bekommen. Nach dem Duschen und nach dem Kochen sollte gründlich gelüftet werden. Auch Menschen verursachen durchs Atmen und Bewegen Feuchtigkeit. „Je mehr Leute sich in den Räumen befinden, desto öfter muss gelüftet werden“, rät Gerold Happ. Wer ein Aquarium hat oder viele Pflanzen muss ebenfalls öfter die Fenster öffnen. Kondenswasser am Fenster sei ein Anzeichen dafür, dass man dringend lüften sollte. Auch wenn es draußen bitterkalt ist.

Die Heizungsluft sollte sich zudem gut im Zimmer verteilen können, damit sich keine kalten Stellen an den Wänden bilden, die eine Schimmelbildung fördern. Möbel sollten etwa nicht zu dicht an der Wand und das Sofa nicht direkt an der Heizung stehen.

Spargedanken, die sie besser vergessen sollten

Von einigen Spargedanken raten die Experten dringend ab. Etwa sei das Aufwärmen der Raumtemperatur durch den Luftaustausch mit einem wärmeren Zimmer kritisch, da die warme Luft mehr Feuchtigkeit transportiert. Trifft sie im Nebenzimmer auf kalte Wände, kondensiert sie daran. Der Putz oder die Tapete werden durchfeuchtet, was Schimmel fördern kann. Daher sollte man bei unterschiedlich warmen Räumen grundsätzlich die Türen geschlossen halten. Die Verbraucherzentralen raten dazu schon bei einem Temperaturunterschied von mehr als fünf Grad.

Auch wer auf die Idee kommt, gar nicht mehr zu lüften, um die teure Heizungsenergie nicht zum Fenster hinauszujagen liegt falsch. Man verringert durch das Rauslüften der warmen Innenluft und das Reinlüften von kühler Außenluft die Luftfeuchtigkeit im Raum. Die gute Nachricht: Es reicht, am Tag mehrfach kurz stoß- oder noch besser quer zu lüften.

Wenn es geht, sollte man also gegenüberliegende Fenster öffnen, so dass ein Luftzug durch den Raum oder Teile einer Wohnung zieht. Das tauscht die Luft schneller aus. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online rät, drei- bis viermal täglich so zu lüften. An den kältesten Tagen etwa fünf Minuten lang. Wenn es wärmer ist, etwa 10 bis 15 Minuten lang.

Hygrometer können beim richtigen Lüften helfen

Wer die Lüftintervalle an bitterkalten Tagen trotzdem so lange wie möglich strecken will, sollte allerspätestens dann die Fenster öffnen, wenn die Scheiben beschlagen und die Wände sich nass anfühlen. Zu diesem Zeitpunkt beträgt die relative Luftfeuchtigkeit an diesen Stellen 100 Prozent. Schimmelpilze bilden sich aber schon ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 70 bis 80 Prozent direkt an einer Wand.

Noch besser ist es daher bei großer Sparsamkeit, die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer im Auge behalten. Solche Geräte gibt es günstig im Baumarkt. Optimalerweise liegt die Luftfeuchtigkeit in Räumen bei 40 bis 60 Prozent - bei Werten in diesem Bereich ist man vor Schimmelbefall eigentlich sicher.

Richtiges Heizen spart Energie und Geld

Während des Lüftens sollten die Heizkörper ausgeschaltet werden. Denn ein aufgedrehtes Thermostatventil würde versuchen, die eingestellte Raumtemperatur auch gegen die einströmende kalte Luft stabil zu halten. „Damit heizt man also verstärkt warme Luft direkt aus dem offenen Fenster heraus“, so Arian Freytag von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern. Wesentlich sinnvoller sei es, die Heizkörper erst nach dem Lüften wieder aufzudrehen, sodass sie innerhalb kurzer Zeit wieder auf die gewünschte Wohlfühltemperatur kommen.

Ein ebenfalls häufig beobachteter Fehler: Man kommt in kalte Räume nach Hause und dreht die mechanischen Thermostate voll auf, damit es schneller warm wird. Das funktioniert leider nicht so. Und kostet obendrein vielleicht extra. Denn mit dem Thermostat regelt man nur, welche Endtemperatur der Raum erreichen soll, nicht aber, wie rasch das gehen soll.

(mit Material der dpa)
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