Neue Beleuchtungstechnologie Tageslicht für dunkle Räume

Bonn · Bonner Unternehmen CeramOptec GmbH bietet natürliche Innenbeleuchtung an, die auch Experten aus der Region interessiert.

 Sonnenlicht wird auf dem Hausdach gesammelt und durch lichtleitende Fasern in dunkle Räume geleitet.

Sonnenlicht wird auf dem Hausdach gesammelt und durch lichtleitende Fasern in dunkle Räume geleitet.

Mancher Immobilienbesitzer ist mit einem leidigen Problem konfrontiert: Es gibt mitunter Räume wie Bäder, Büros, Hallen oder Lager, die so beschaffen sind, dass nur wenig oder gar kein Tageslicht hineinfällt. In diesen Fällen wird verstärkt künstliche Beleuchtung eingesetzt, was aber Bewohner und Nutzer nicht immer als angenehm empfinden.

Das Bonner Unternehmen CeramOptec GmbH will nun zusammen mit seinem Kooperationspartner Echy aus Frankreich Abhilfe schaffen: Die neue Beleuchtungstechnologie "Natural Light Fiber Optics" soll - vereinfacht ausgedrückt - mit lichtleitenden Fasern auch in den dunkelsten Ecken einer Immobilie für Tageslicht sorgen. Fachleute aus der Region halten die Technik für durchaus interessant.

In der Forschung ist die positive Wirkung von Tageslicht für den Menschen unbestritten. "Natürliches Licht setzt photobiologische Prozesse in Gang, die psychologische und biologische Wirkungen auf den Menschen haben", ist in der Abhandlung "Gesundes Wohnen" nachzulesen. Herausgeber ist das Kompetenzzentrum "Kostengünstig qualitätsbewusst Bauen" im Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken an der Technischen Universität Berlin.

Weiter heißt es dort: "Durch Aufnahme über die Augen und die Haut ist das natürliche Licht Energie- und Lebensquelle, ermöglicht die visuelle Wahrnehmung und hat, in der richtigen Dosis, positiven Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit."

Die direkte UV-Strahlung bewirke, neben der Bräunung und der Bildung des Eigenschutzes der Haut, die Vitamin-D3-Bildung, was den Calcium-Phosphat-Stoffwechsel und den Kalkaufbau der Knochen fördere. Durch Vitamin D3 können den Angaben zufolge Prozesse wie etwa die Steigerung der Infektionsabwehr und die Erhöhung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit positiv beeinflusst werden.

Was aber, wenn in einen Raum aufgrund seiner Architektur kaum ein Lichtstrahl dringt? Bislang blieb nur die Möglichkeit der oft unbefriedigenden, künstlichen Beleuchtung.

Das Bonner Unternehmen CeramOptec GmbH, Spezialist für faseroptische Lösungen, setzt dagegen und hat nach eigener Aussage eine neue Beleuchtungstechnologie entwickelt: "Natural Light Fiber Optics" soll "mit Hilfe von lichtleitenden Fasern ermöglichen, Tageslicht über weite Strecken zu transportieren", erklärt Holger Bäuerle, Vertriebsleiter bei CeramOptec. Das ermögliche die Erzeugung "einer biorhythmusfreundlichen Raumbeleuchtung in Tageslichtqualität". Entwickelt wurde die Technik gemeinsam mit dem französischen Kooperationspartner Echy.

Wie Holger Bäuerle ausführt, "wird bei der neuen Technologie Sonnenlicht mittels eines Suntrackers, einer Technik ähnlich der Photovoltaik, auf dem Gebäudedach gebündelt". Durch lichtleitende Fasern, die sein Unternehmen ebenfalls herstellt, gelange das Licht schließlich in die Räume, die beleuchtet werden müssen. "Dort wird das Tageslicht über spezielle Deckenleuchten im Raum verteilt", führt Bäuerle aus.

Und was passiert, wenn der Himmel wolkenverhangen ist, und kein Sonnenstrahl auf das Dach fällt? In diesen Fällen ist laut Bäuerle "eine Kombination aus natürlichem Tageslicht und in den Deckenleuchten integrierten LEDs möglich". Diese LEDs seien mit einer Lebensdauer von bis zu 50 000 Stunden so aufgebaut, dass sie das Tageslicht nachahmen und es somit nicht zu zwei unterschiedlichen Lichtstimmungen komme.

Als Einsatzgebiet für die neue Technik eignen sich aus Sicht von Bäuerle zum Beispiel Bürogebäude, Kliniken, Schulen, Einkaufszentren und Universitäten. Ferner kämen Prestigeprojekte wie Hotellobbys, Bäckereien und Cafés in Frage. Zudem könne die Technik "durchaus auch für private Haushalte Sinn machen", ergänzte Bäuerle.

Zur konkreten Funktionalität der neuen Technik kann Jürgen Waldorf, Geschäftsführer des Fachverbandes Licht im ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, noch nichts sagen. Aber Waldorf glaubt, dass die Technik des Bonner Unternehmens neue Möglichkeiten eröffne, etwa Tageslicht über eine größere Strecke zu leiten.

Und genau das, die Schaffung eines über den Tag variierenden tageslichtähnlichen Spektrums in Gebäuden, unterstütze sein Verband auch. Dass Glasfaserleittechnik zur Verteilung künstlichen Lichts genutzt wird, ist für Waldorf allerdings nichts Neues: "Das kennen wir bereits aus dem Wellness-Bereich".

Unterm Strich sei die Beleuchtungstechnologie "Natural Light Fiber Optics" interessant, aber laut Waldorf meist nur in Kombination mit zusätzlicher Beleuchtungstechnik einsetzbar. Wichtig ist dabei eine fachgerechte Lichtplanung, um die Qualität der Beleuchtung zu gewährleisten.

Der Bonner Architekt Nikolaus Decker, Mitglied im Kreisvorstand Bonn/Rhein-Sieg des Bundes Deutscher Architekten (BDA), findet die Möglichkeiten faszinierend: "Vor allem im Bürobereich halte ich diese Technologie, ausreichend verfügbare Leistung und Lichtstärken vorausgesetzt, für sehr gut einsetzbar." Am Ende würde aber, wie bei allen Neuentwicklungen, Kosten und Marktakzeptanz darüber entscheiden, "ob und wie schnell sich diese Technik durchsetzen kann".

Auch der Wachtberger Architekt Kay Künzel, dessen Schwerpunkt auf energieeffizienten Bauen liegt, "ist an solchen Lösungen sehr interessiert". Zumal es ähnliche Systeme bereits gibt, "wo das Tageslicht in verspiegelten Röhren geführt wird", erklärt Künzel: "Mit lichtleitenden Fasern können auch weit entfernt liegende Räume erreicht werden, die Installationen möglicherweise deutlich einfacher machen als mit Röhren."

Architekt Künzel glaubt aber, dass diese Technik nicht den privaten Hausbesitzer ansprechen wird: "Es handelt sich um eine Tageslichtlösung und für den Nachtfall muss eine zusätzliche künstliche Beleuchtung vorgesehen werden, beispielsweise mit wirtschaftlichen LED-Leuchten."

Geeignet sei die Technik dagegen für Gebäude mit großflächigen, innenliegenden beziehungsweise künstlich zu beleuchtenden Bereichen, so Künzel "Hier kann dann tagsüber auf künstliches Licht verzichtet werden, was neben dem Wohlfühlcharakter auch einem niedrigeren Primärenergieeinsatz dient."

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