Nachspeicherheizungen Umrüstung kann sinnvoll sein

Bonn · Wählervereinigung Bürger für Meckenheim macht sich für Nachspeicherheizungen stark. Experten sehen das differenzierter.

Gibt es immer noch: Nachtspeicherofen aus den 1980er Jahren.

Gibt es immer noch: Nachtspeicherofen aus den 1980er Jahren.

Foto: dpa

"Relikt aus der Vergangenheit" hatte der General-Anzeiger am 10. März auf seiner Immobilienseite getitelt: Es ging um Nachtspeicheröfen, die "inzwischen die umweltbelastendste und teuerste Art zu heizen sind ", hatte es Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin zusammengefasst.

"Umweltbewusste und wirtschaftlich denkende Hausbesitzer werden ihre alten Geräte sukzessive durch effizientere und umweltfreundliche Heizungen ersetzen", so fuhr der Verbandsexperte fort.

Als Reaktion hatte sich Joachim Behne aus Meckenheim zu Wort gemeldet. Behne, Pressesprecher der Wählervereinigung Bürger für Meckenheim (BfM), verweist auf Argumente, die seiner Ansicht nach in und um Meckenheim für "die weitere Nutzung vorhandener Nachtspeicherheizungen sprechen".

Die BfM betont, dass vor mehr als 30 Jahren rund 4000 Meckenheimer Haushalten die Nachtspeichertechnik förmlich "aufgezwungen" worden sei, um die Luft in den neuen Wohngebieten "emissionsfrei zu halten". Die überschüssige Energie, die nachts von den Kraftwerken erzeugt wurde, habe man durch die Speicherung für das Heizen am Tag nutzbar gemacht.

"Ich kann den Ärger der betroffenen Bürger sehr gut verstehen", sagt die Brühler Architektin Waltraud Clever, die als interkommunale Energieberaterin für die Region Rhein-Voreifel die Situation in Meckenheim gut kennt: "Erst wurden die Verbraucher dort gezwungen, eine Nachtspeicherheizung einzubauen, und nun sitzen die meist älteren Hausbewohner auf den hohen Nebenkosten."

Grundsätzlich sei die Idee damals gut gewesen, schließlich seien Nachtspeicherheizungen bestehende "Stromspeicher" und im elektrischen Leitungssystem würden so keine Verluste stattfinden, sagt Clever: "Eine echte Alternative wäre es aber nur dann, wenn der Grundversorger (RWE) sich dem Thema Energiemanagement für die betroffenen Haushalte annehmen würde und somit flächendeckend eine Reduktion der hohen Arbeitspreise bieten könnte, auch tagsüber."

Die Speicherladezeiten müssten aus Clevers Sicht zudem flexibilisiert werden: "Die Speicherladung ist schwierig zu steuern", betont die Energieberaterin: "Nachtspeicherheizungen geben die über Nacht gespeicherte Wärme tagsüber ab. Danach müssen sie wieder neu geladen werden." Sollte nachts zu viel Wärme eingespeichert worden sein, werde diese abgegeben, auch wenn sie nicht benötigt wird. "Es fehlt an Flexibilität der Steuerung", sagt Waltraud Clever.

Diese Flexibilität lasse sich laut BfM derweil aber herstellen - bei sinkenden Strompreisen. Für "eine intelligente Nutzung" der vorhandenen Speicherheizungen bedürfe es des Einbaus eines neuen Stromzählers, einer neuen Zeitschaltuhr und einer neuen Heizungssteuerung. "Mit dieser modernen Steuerung kann zum Beispiel 19 Stunden am Tag Strom beziehungsweise Wärme geladen werden, vorzugsweise wenn er am billigsten ist", sagt Behne.

Somit werde "die elektrische Speicherheizung erheblich effizienter und ökologischer als zuvor". Dazu verweist die BfN auf eine Beispielrechnung aus einem Meckenheimer Haushalt: Ein Jahresverbrauch von 9462 Kilowattstunden reduzierte sich mit neuer Technik auf 6432 Kilowattstunden.

"Interessant wäre in dem Beispiel zu erfahren, wie groß die Wohnfläche ist, die mit der angegebenen Energiemenge beheizt wird", gibt Thomas Zwingmann, Energieberater der Verbraucherzentrale in Siegburg, zu bedenken: "Der Begriff 'rentabel' ist in dieser Konstellation relativ."

Was wäre die Alternative, fragt Zwingmann: "Das gesamte Haus in eine Baustelle für eine Umrüstung auf eine Gasheizung verwandeln? " Die Gaskosten betragen zur Zeit etwa acht Cent je Kilowattstunde, Speicherstrom etwa 20 Cent je Kilowattstunde". Er rechnet: "Bei 10 000 Kilowattstunden Verbrauch wären das bis zu 1200 Euro jährliche Mehrkosten für die Nachtspeicherheizung, je nach Wirkungsgrad des Verbrennungsheizkessels."

Zu bedenken gibt er einen weiteren Effekt: "Besitzer von Speicherheizungen sind sich in vielen Fällen der Tatsache bewusst, dass sie ein teures Heizsystem haben und heizen daher oft viel bewusster als Verbraucher mit einer Gas-/Öl-Zentralheizung." Die Raumtemperatur werde daher "sehr genau geplant".

Dies hat zur Folge, dass diese Menschen oft von viel geringeren Energieverbräuchen berichteten als Gas- oder Ölnutzer: "Die große Kosten-Überraschung kommt dann", sagt Zwingmann, "wenn ein mit Strom beheiztes Haus so beheizt wird, wie ein Haus mit einer Gas- oder Öl-Heizung."

"Trotzdem können Nachtspeicherheizungen unter bestimmten Voraussetzungen eine Rolle spielen", meint der Energieberater: "Vor allem in Häusern, die keinen Gasanschluss haben und in denen kein wasserbasiertes Heizsystem installiert ist."

Zwingmann geht sogar noch weiter: "Sie könnten in Zukunft sogar ein ressourcenschonendes System werden, wenn moderne, effiziente Nachtspeicherheizungen komplett mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden." Doch bis dahin sei der Weg noch lang.

Die Umrüstung auf eine moderne Steuerung hält Zwingmann für sinnvoll: "Diese Steuerung hat die Entwicklung der Außentemperatur im Blick und lädt die Speicherheizung nicht immer randvoll." Wenn das mit der Nutzung von preiswertem Überschussstrom gekoppelt werde, könnte sich daraus eine "wirtschaftlich interessante Lösung" ergeben.

Zwingmann rechnet ein Beispiel vor, bei dem 100 Quadratmeter Fläche beheizt werden müsste: "Wäre die Gebäudehülle energetisch gut und zudem ein effizienter Gaskessel installiert, würden rund 10.000 Kilowattstunden Gas verbraucht." Kosten: etwa 800 Euro pro Jahr. Ließe sich der Stromverbrauch durch die Umrüstung tatsächlich auf rund 6500 kWh jährlich bei angenehmen Raumtemperaturen senken, "würden die Heizkosten bei 20 Ct/kWh jährlich rund 1300 Euro betragen".

Eine unbekannte Größe wären dabei aber noch die Kosten für die Umrüstung und die tatsächlichen Stromkosten, die eingerechnet werden müssten.

Waltraud Clever, interkommunale Energieberaterin für die Region Rhein-Voreifel, berät allerdings Bürger auch, um Alternativen zu einer Modernisierung der Nachtspeicherheizungen zu finden. Schließlich sei es Beratungsrealität, dass "Stromverbräuche für Heizwärmebedarf nicht nur im günstigen Nachtstromtarif benötigt werden".

Daher liegen die durchschnittlichen Jahresverbrauchskosten etwa zwischen 2500 und 3500 Euro im Jahr." Eine Umrüstung auf ein modernes wassergeführtes System mit effizienter Brennwerttechnik kostet laut Clever zwischen 18.000 und 25.000 Euro. Danach reduzierten sich die Nebenkosten "um mehr als die Hälfte". Zudem fördere die KfW eine Umrüstung. Sie geht davon aus, dass sich die Investitionen binnen zehn Jahren rechnen.

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