Tipps von Bausachverständigen aus der Region Was können Betroffene tun, wenn im Keller das Wasser steht?

Bonn · Der Starkregen hat in der Region viel Schaden angerichtet, der die Betroffenen noch lange beschäftigen wird. Die Rettungskräfte sind im Dauereinsatz und auch bei Bausachverständigen klingelt ständig das Telefon. Was können Betroffene tun? Bausachverständige aus der Region geben Tipps.

 Andauernde Regenfälle haben zahlreiche Ortschaften und Keller geflutet, wie in Esch im Kreis Ahrweiler.

Andauernde Regenfälle haben zahlreiche Ortschaften und Keller geflutet, wie in Esch im Kreis Ahrweiler.

Foto: dpa/Thomas Frey

Was sollen Betroffene tun, wenn der Keller vollgelaufen ist?

Zunächst sollte man den Strom abschalten, sagt Ulrich Lütz, Bausachverständiger aus Bornheim. Außerdem sollten Betroffene ihre Versicherung anrufen, die allerdings nur zahlt, wenn ein Elementarschadenschutz abgeschlossen wurde. Auch bei Bausachverständigen, Bauingenieuren, Bauunternehmen, Trocknungsfirmen oder Architekten können sie um Rat fragen.

„Man sollte nicht überreagieren“, bestätigt Helmut Priebe, Sachverständiger aus Bonn. Erstmal gehe es um Schadensminimierung, und die Einsatzkräfte müssten je nach Dringlichkeit entscheiden, wem zuerst geholfen werden muss. „Wenn der Keller vollläuft, ist das im Prinzip nicht so schlimm“, sagt Priebe. Die meisten Kellerbaustoffe wie Zement schimmeln nicht.

Was zu tun ist, hängt individuell von Haus und Schaden ab. Bei leichteren Häusern sollte man den Keller sogar volllaufen lassen, damit es nicht hochschwemmt, sagt Manfred Kirchner, der in Bonn und Köln Bausachverständigenbüros betreibt. Bevor sich Betroffene selbst eine Pumpe organisieren, sollten sie sich beraten lassen. Das Abpumpen mache meist auch erst Sinn, wenn kein neues Wasser nachfließe, erklärt Priebe.

Wie kriege ich den Keller wieder trocken?

Erstmal heißt es „Warten“, bis das Wasser abgelaufen oder abgepumpt ist. Laut Lütz gibt es zwei Möglichkeiten den Keller danach zu trocknen: natürlich oder maschinell. Letztere Methode mit Trocknungsgeräten geht schneller. „Die Fachfirmen haben aber gerade keine Geräte mehr da“, sagt Lütz. Die Nachfrage sei nach dem Unwetter zu groß. Bis die Betroffenen eine Maschine bekommen, müssen sie den Raum natürlich trocknen. „Sie müssen gut lüften, damit sich kein Schimmel bildet. Besonders, wenn es jetzt wieder wärmer wird“, sagt Lütz. Bei Betonkellern sei die Schimmelgefahr nicht so groß. Außerdem sollten Möbel und andere Gegenstände entfernt werden.

Wenn ein Fußboden auf dem Estrich, dem Unterboden, verlegt ist, sind laut Lütz besondere Maßnahmen erforderlich: Eine spezielle Maschine müsse dann den Raum zwischen Boden und Estrich trocknen. Wer ausschließlich mit Lüften trocknet, muss damit rechnen, dass es mehrere Monate dauern wird.

Wie können Hausbesitzer in Zukunft ihr Heim vor Starkregen schützen?

Auf alles können sich Hausbauer nicht vorbereiten, findet Priebe. Das Unwetter am Mittwoch sei schon fast ein Jahrhundertregen gewesen. Trotzdem gibt es Sachen, die im Vorfeld bei der Planung eines Hauses beachtet werden können. „Das Thema beschäftigt uns seit Jahren“, sagt Kirchner. „Früher war es Brand- und Wärmeschutz, heute ist es Starkregenschutz.“ Die Schutztechnik umfasst automatische Pumpen oder Rückstauklappen, die das Wasser ableiten. Auch Lütz hält solche baulichen Vorbereitungen für notwendig: „Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.“ Rückstauklappen seien bei Neubauten schon Standard.

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