Expertentipps So sichern Sie Ihre Immobilie gegen Einbrecher

BONN · Die meistern Einbrecher steigen durchs Fenster ein. Das Netzwerk "Zuhause sicher" gibt Tipps, wie man mit relativ wenig Aufwand und geringen Investitionen eine Bestandsimmobilie gegen Einbruch sichert.

Die Vorgehensweise ist relativ einfach: „80 Prozent der Einbrüche erfolgen über das Aufhebeln des Fensters oder der Fenstertür.“ Darauf weist das Netzwerk „Zuhause sicher“ hin. Die Bonner Polizei bestätigt, dass das Aufhebeln von Fenstern oft eine typische Vorgehensweise ist.

Das Netzwerk „Zuhause sicher“ ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der vor allem für die Bedeutung von Einbruch- und Brandschutz sensibilisieren will. 2005 wurde das Netzwerk auf Initiative von Polizeibehörden gegründet. Gemeinsam mit Kommunen, Handwerksorganisation sowie Unternehmen setzen sich die Polizeibehörden für die Stärkung der Kriminalprävention ein.

Fenster und Türen besser gegen Aufhebeln zu sichern, sei daher der effektivste Weg, um den Einbruchschutz einer Immobilie zu erhöhen. Trotzdem scheuen viele Hausbesitzer eine Nachrüstung: Sie befürchten zu hohe Kosten. Doch Kirsten Hüls, Projektkoordinatorin beim Netzwerk „Zuhause sicher“, hält dagegen: „Man muss keine horrenden Summen für neue Fenster ausgeben“, sagt sie. Auch eine Nachrüstung der bestehenden Fenster und Fenstertüren „ist vielfach möglich“.

Fakt ist: 95 Prozent der Einbrüche geschehen, wenn niemand Zuhause ist. Werden im Herbst die Tage kürzer, nutzen Einbrecher vor allem den Schutz der Dunkelheit: „Zwischen 14 und 22 Uhr sind viele Häuser und Wohnungen unbewohnt – mindestens 70 Prozent der Einbrüche passieren in diesem Zeitfenster“, sagt Hüls. Die Hauptschwachstelle bleiben dabei ungesicherte oder gar gekippte Fenster und Türen, konkretisiert Frank Piontek, Sprecher der Bonner Polizei. Einbrecher können diese kinderleicht öffnen, brauchen dazu nur wenige Sekunden und: „Sie verursachen mit dieser Methode bei ihrem verbrecherischen Treiben keinen Krach und alarmieren so auch keine Bewohner respektive die Polizei“.

Was Einbrecher zudem an dieser Methode schätzen: Sie brauchen, um ungesicherte Fenster und Türen aufzuhebeln, kein Spezialwerkzeug, sondern lediglich einen stabilen Schraubendreher. Wie einfach das funktioniert, können Interessierte bei Präventionsterminen ausprobieren, die die Bonner Polizei regelmäßig anbietet. Die Erfahrung der Kripo: „Das schaffen selbst Ungeübte im Handumdrehen“, sagt Polizeisprecher Piontek.

Gegen diese Einbruchsmethode lässt sich oft mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand etwas tun. „Selbstverständlich kann man vorhandene Fenster und Türen mit Sicherheitstechnik nachrüsten“, sagt Kirsten Hüls. Dazu stehe eine Palette an Möglichkeiten zur Verfügung. Ob Aufschraubsicherungen, Querriegelschlösser, Pilzkopfzapfen, oder Überfall- und Einbruchmeldeanlagen: Wichtig ist laut Hüls, „dass die Produkte grundsätzlich auf ihre Einbruchhemmung nach DIN geprüft und fachgerecht montiert seien“.

Eine günstige Methode sind Aufschraubsicherungen, die sowohl auf der Scharnier- als auch auf der Fenstergriffseite des Rahmens befestigt werden. Sie sind sichtbar, was potenzielle Täter vom Einbruch abhalten könnte, treffen aber deshalb nicht den Geschmack jedes Immobilienbesitzers. Daher bieten Pilzkopfzapfen-Beschläge einen dezenteren, aber ebenso effektiven Schutz. Sichere Pilzkopfzapfen-Beschläge sollten der Norm DIN 18104 Teil 2 entsprechen.

„Darüber hinaus rät die Polizei zu abschließbaren Fenstergriffen gemäß DIN 18267“, erklärt Einbruchschutz-Expertin Hüls. Diese verhindern, dass Einbrecher, die mit einem Schraubendreher durch die Glasdichtung stechen, den Griff betätigen können. Abschließbare Fenstergriffe haben noch einen weiteren Vorteil: Der Einbrecher kann auch dann nicht das Fenster öffnen, wenn er die Scheibe eingeschlagen hat und den Griff betätigen will. Wer sich gleich zum Einbau neuer, sicherer Fenster und Türen entscheidet, dem rät der Verein Netzwerk „Zuhause sicher“ zu einem Einbruchschutz, der sich an der polizeilichen Empfehlungspraxis orientiert. „Dazu gehört zum Beispiel bei der Auswahl neuer Fenster und Türen auf die Zertifizierung als RC-2-Element, was früher der WK-2-Klassifizierung entsprach, zu achten“, sagt Kerstin Hüls.

Viele Immobilienbesitzer wissen allerdings oft nicht, wen sie mit einer zuverlässigen Nachrüstung beauftragen. Hüls: „Für die sachkundige Umsetzung der polizeilichen Empfehlungen zum Einbruchschutz kann man in den örtlichen Schutzgemeinschaften – wie etwa in der „Schutzgemeinschaft Bonn + Rhein-Sieg-Kreis“ – des Netzwerkes „Zuhause sicher“ das passende Fachunternehmen finden.“ Die Betriebe müssten ihre Qualifikation gegenüber dem Landeskriminalamt nachweisen und sich einmal im Jahr fortzubilden.

Besonders interessant: Mit derzeit 13 geschulten Fachhandwerksbetrieben und dem Rhein-Sieg-Kreis hatte sich die „Schutzgemeinschaft Bonn + Rhein-Sieg-Kreis“ erst im Mai unter dem Dach des Netzwerkes „Zuhause sicher“ gegründet. Ziel sei, nicht nur eine neutrale und objektive Beratung sicherzustellen, sondern auch eine kompetente und zuverlässige Montage. „Dabei erfolgt die Beratung bei allen beteiligten Betrieben nach den Erfahrungen der Polizei“, stellt Kai Schwarzkopf, Sprecher der Schutzgemeinschaft und Geschäftsführer eines auf Sicherheitstechnik spezialisierten Elektrobetriebes in Troisdorf fest. Da man in engem Kontakt zur Polizei stehe, seien die Betriebe auch über „Einbruchtrends“ informiert.

Gemeinsam wollen die „Zuhause sicher“-Partner sowohl Eigentümern wie auch Mietern eine Begleitung auf dem Weg zu einem sicheren Zuhause anbieten. „Der erfolgt in drei Schritten“, erklärt Hüls: Nach einer Sicherheitsberatung bei der polizeilichen Beratungsstelle setzten sogenannte Facherrichter, eben besonders qualifizierte Fachbetriebe, den Einbau von geprüfter Sicherheitstechnik um. Und zwar gemäß den Empfehlungen der Polizei. Abschließend bekommt der Hausherr eine Präventionsplakette der Polizeibehörden Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises, die den Hausherren als Partner im Netzwerk „Zuhause sicher“ ausweist. Außerdem: Die an dem Netzwerk „Zuhause sicher“ beteiligten Versicherer gewähren dem Immobilienbesitzer einen Nachlass auf die Hausratversicherung, so Kirsten Hüls.

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