Fragen und Antworten zu invasiver Tierart Die Asiatische Hornisse breitet sich hier aus

Bonn · Eine invasive Hornissenart aus Südostasien breitet sich in Europa aus und ist inzwischen auch in NRW angekommen. Ein Experte aus dem Museum Koenig gibt Antworten.

 Die asiatische Hornisse bereitet Imkern hierzulande Sorgen.

Die asiatische Hornisse bereitet Imkern hierzulande Sorgen.

Foto: dpa/Axel Heimken

Die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse macht Imkern und Artenschützern in der Region Sorgen. Das bestätigt Zoologe Ralph Peters, der im Museum Koenig für Hautflügler zuständig ist. Namen Vespa velutina ist in Europa als invasive Art eingestuft. Sie nutzt unter anderem Honigbienen als Futter für ihre Larven.

Auch in Nordrhein-Westfalen hatte es 2022 laut NABU Sichtungen der Hornissenart gegeben. Im Rhein-Sieg-Kreis ist die aus Südostasien stammende Art laut einem Sprecher der Kommune bislang noch nicht gesehen worden, auch in Bonn gab es noch keine Sichtungen, dafür aber im nahen Köln. Die aus Südostasien stammende Gattung mit dem wissenschaftlichen Namen Vespa velutina ist in Europa als invasive Art eingestuft. Sie nutzt unter anderem Honigbienen als Futter für ihre Larven. „Sie kommt jetzt langsam zu uns rüber, es ist eine neue Bedrohung für unsere Bienen“, sagte der Vorsitzende des Imkerverbands Rheinland, Dirk Franciszak der dpa.

Wie unterscheidet sich die Asiatische von der Europäischen Hornisse?

Im Unterschied zur Europäischen Hornisse (Vespa cabro) ist die Asiatische Hornisse etwas kleiner und hat einen überwiegend dunklen Körper sowie einen schwarzen Kopf mit gelber Vorderseite. Die ballonförmigen Nester hängen oft versteckt in Baumkronen. Ralph Peters sagt, die beiden Arten ließen sich gut unterscheiden. Die heimische Hornisse ist eher gelb-schwarz gefärbt. Die Vespa velutina sei auffallend dunkler.

Sind die Tiere gefährlich für Menschen?

Die Asiatische Hornisse kann vor allem aufgrund ihrer Größe - Arbeiterinnen und Drohnen werden bis zu 2,5 Zentimeter lang, Königinnen bis zu drei Zentimeter - durchaus bedrohlich wirken. Trotzdem verhält sie sich ähnlich wie die Europäische Hornisse meist eher friedlich und defensiv und ist für den Menschen generell ungefährlich. Peters sagt: „Die Asiatische Hornisse ist aggressiv am Nest. Die Nester sind aber meist hoch oben in Baumkronen, sodass Menschen ihnen in der Regel nicht zu nahe kommen.“ Wie andere Hornissen auch, kann die asiatische Hornisse zustechen, wenn sie sich in Gefahr wähnt. Allerdings sind ihre Stiche nicht gefährlicher als die von einheimischen Wespenarten.

Ist die asiatische Hornisse gefährlich für andere Tiere?

Wie die heimische Hornisse auch ernährt die Asiatische Hornisse ihre Larven vor allem mit Honigbienen, Wespen, Wildbienen und weitere Arthropoden. Vor allem die hohe Vermehrungsrate mache Imkern Sorgen, so Peters. Doch auch wildlebenden Insekten kann ein großes räuberisches Insekt grundsätzlich zusetzen. Noch sei nicht bekannt, welche Tiere von der Asiatischen Hornisse genau gefressen werden. Denkbar sei, dass sie auch Wildbienen und vielleicht sogar anderen Insekten zusetzt, so Peters: „Der Einfluss auf die heimische Diversität ist zu beobachten und als Artenschützer bin ich da besorgt.“ In Nordspanien beobachten Wissenschaftler bereits einen Rückgang an Schmetterlingen, Fliegen, einheimischen Hornissen und Bienen.

Nicht mit der Riesenhornisse verwechseln

Die nach Europa eingeschleppte Asiatische Hornisse Vespa velutina sollte nicht mit der Riesenhornisse (Vespa mandarinia) verwechselt werden. Diese Art wird laut Peters gelegentlich auch als Asiatische Hornisse bezeichnet. Sie ist allerdings deutlich größer. Seit einigen Jahren macht sie in den USA als „Honigbienenkillerin“ Schlagzeilen. Die Riesenhornisse kommt in Deutschland bislang nicht vor.

Woher kommt die Asiatische Hornisse?

Ursprünglich kommt die Asiatische Hornisse aus Südostasien. In Europa kommt die Art laut NABU Berlin vor allem in ländlichen Regionen und an Stadträndern mit hochwachsendem Baumbestand vor. Am liebsten siedeln diese Hornissen in Flusstälern und Höhenlagen von bis zu 200 Metern. In dichteren Wäldern findet man sie in der Regel nicht. In Frankreich sei die Wespenart schon sehr weit verbreitet, berichtet Peters. Eine Bekämpfung sei dort sehr schwierig, weil sich schon relativ viele Nester in Baumkronen finden und diese aufwändig gesucht und dann in großer Höhe entfernt werden müssten: „Man braucht für die Bekämpfung in den Baumkronen eine Arbeitsbühne. Das ist also schon ein großer Aufwand“, sagt der Mitarbeiter am Museum Koenig in Bonn.

Wie hat sich die Hornisse hierzulande ausgebreitet?

Im Jahr 2005 wurde dem hessischen Imkerverband zufolge die erste Asiatische Hornisse in Europa in Südfrankreich nachgewiesen. Experten vermuten, dass sie den Weg nach Europa zusammen mit Handelsgütern per Schiff aus China nach Bordeaux fanden. Inzwischen haben die asiatischen Hornissen vor allem weite Teile Frankreichs besiedelt, man findet sie aber auch schon in Belgien, England, den Niederlanden, Norditalien, Spanien und in Deutschland.

Hierzulande ist die asiatische Hornisse allerdings noch sehr selten. Der erste verifizierte Fund war nach Angaben des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) im Jahr 2020 im Kreis Heinsberg. Im vergangenen Jahr seien acht Sichtungen registriert worden, etwa in Düsseldorf, Duisburg und Köln. Da die Asiatische Hornisse bei uns nur wenig Fressfeinde oder andere Konkurrenten vorfindet, ist es nicht auszuschließen, dass diese neue Hornissenart in Zukunft ganz Deutschland und weite Teile Europas besiedeln wird.

Auch Rheinland-Pfalz beobachtet die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse. Im Jahr 2022 habe es 67 Sichtungen im Land „mit einer deutlichen Tendenz zur Ausbreitung“ gegeben, teilte das rheinland-pfälzische Umweltministerium auf dpa-Anfrage in Mainz mit. In 2021 seien es noch 14 Sichtungen gewesen.

Wie wird die Hornisse bekämpft?

Die Europäische Union hat die Asiatische Hornisse als invasive Art eingestuft, die gemeldet und bekämpft werden muss. Zuständig für die Bekämpfung seien in NRW die Unteren Naturschutzbehörden, sagte ein LANUV-Sprecher.

Am wichtigsten sei es dem Sprecher zufolge, die Nester der Tiere ausfindig zu machen, damit diese entfernt werden könnten, ehe die Königinnen flügge würden. Die Behörden seien bislang dabei vor allem darauf angewiesen, dass Imker sich melden, wenn sie ein Exemplar entdecken.

In Frankreich versucht man der Asiatischen Hornisse dem NABU zufolge unter anderem durch groß angelegte Fangaktionen mit beköderten Flaschen beizukommen. In Deutschland wäre ein solches Vorgehen nicht gestattet, da in den Flaschen auch unzählige heimische und bedrohte Insekten ums Leben kommen.

Was können Privatpersonen tun?

Wer denkt, eine Asiatische Hornisse oder ein Nest entdeckt zu haben, sollte dies der Unteren Naturschutzbehörde mitteilen, die für das jeweilige Gebiet zuständig ist. In Bonn kann man diese Behörde unter naturschutz(at)bonn.de kontaktieren. Im Rhein-Sieg-Kreis können Sichtungen der Hornisse am Naturschutztelefon 02241 13–3900 gemeldet werden. Fotos sind dabei hilfreich, um die Meldung verifizieren zu können.

Außerdem hat der NABU eine App, bei der man Sichtungen melden kann. Wichtig ist dabei, ein Bild des Tieres oder des Nestes zu machen, damit Experten identifizieren können, ob es sich dabei wirklich um die Asiatische Hornisse handelt.

In der wissenschaftlichen Sammlung des Museum Koenig gibt es bereits Exemplare der eingewanderten Hornisse. In der für die Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellung ist sie noch nicht zu sehen.

Wie nistet die Asiatische Hornisse?

Asiatische Hornissen scheinen sehr flexibel zu sein, was ihre Niststätten angeht: Sie bauen ihre großen, kugelförmigen und regenresistenten beigebraunen Nester vor allem freihängend und weit oben in Bäumen. In Nordspanien jedoch, wo die Art bereits weit verbreitet ist, besiedeln die Hornissen auch menschengemachte Brutstätten wie Schuppen, Ställe, Rollladenkästen und Dachvorsprünge. Gelegentlich wurden außerdem Nester in Bodennähe oder unterirdisch gefunden. Unsere einheimische Europäische Hornisse besiedelt ähnliche Standorte.

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