Kaninchen als Haustier Die putzigen Hoppler sind anspruchsvoll

Tierschutz Siebengebirge appelliert an Eltern, zu Ostern nicht unüberlegt „Häschen“ zu verschenken. Zwergkaninchen sind keine Schmusetiere und recht empfindlich.

 Zwei Kaninchen in der Pflegestelle von Beate Ditscheid vom Tierschutz Siebengebirge.

Zwei Kaninchen in der Pflegestelle von Beate Ditscheid vom Tierschutz Siebengebirge.

Foto: GA

Keine Frage, Kaninchen sind niedliche, spannende Tiere. Vor allem ihr typisches Nasewackeln verzückt. Kinder sind meist schnell von „Häschen“ begeistert. Zwergkaninchen gibt es für wenig Geld in Zoohandlungen, auch im Internet werden sie angeboten. Der Handel mit Hauskaninchen boomt vor allem zu Ostern.

Und das hat seinen Grund: Kaninchen sind das Symboltier für die Osterzeit, und sie scheinen zudem für viele Eltern auch ein guter Kompromiss zu einem größeren und vor allem langlebigeren Haustier zu sein. Kaninchenhaltung gilt allgemein als eher einfach und unproblematisch.

Doch die Realität sieht anders aus. „75 Prozent aller Kaninchen überleben ihr erstes Lebensjahr nicht, weil sie meist an Aufgasung sterben“, sagt Beate Ditscheid vom Tierschutz Siebengebirge. Sie gilt im Verein als die Kaninchen-Expertin, weil sie über jahrelange Erfahrung bei der Pflege von Kaninchen verfügt. Ditscheid: „Kaninchen sind sehr darmempfindliche Tiere. Falsche Fütterung kann schnell zum Tod führen.“

Ungeeignetes und blähendes Futter kann zu Durchfall und zum Aufblähen des Tieres führen, das meist daraufhin aufhört zu fressen. Frisst ein Kaninchen nicht mehr, entsteht innerhalb kürzester Zeit ein lebensbedrohlicher Zustand, der nicht immer mehr durch Therapie umkehrbar ist.

Häufigste Fütterungsfehler sind die Gabe von Getreide, Leckereien und der Verzicht auf Heu. Doch gerade aus Heu, Blattgemüse, etwas Wurzelgemüse und im Sommer Gras sollte die Hauptnahrung des Tieres bestehen.

Auch aus einem anderen Grund sollte laut Ditscheid möglichst auf Trockenfutter und Getreide verzichtet werden. Getreide macht die Tiere schnell satt, so dass die ständig wachsenden Zähne nicht ausreichend abgenutzt werden.

Die Folgen sind zu lange Zähne oder Zahnhaken an den Backenzähnen, die die Tiere wiederum am Fressen hindern und für starke Schmerzen sorgen. Wenn die Kaninchen nicht wie sonst morgens zum Fressen angehoppelt kommen, ist das ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Es ist dann wichtig, die Tiere schnell wieder ans Fressen zu bringen. Ansonsten kann dies rasch zum Tode führen.

Ditscheid: „Man sollte sich auch vorab Gedanken darüber machen, ob man die Kosten für Futter, Einstreu und tierärztliche Versorgung auf Dauer tragen kann. Kauft man ein Kaninchenjunges, sollte man außerdem die Kosten für eine Kastration einplanen.“

Da Kaninchen nicht allein gehalten werden dürfen, besteht bei unkastrierten und Kaninchenpaaren schnell die Gefahr, dass sich ungewollt Nachwuchs einstellt. Denn Kaninchen werden sehr schnell geschlechtsreif.

Wer Freude an seinen Tieren haben möchte, sollte sie außerdem impfen lassen. So empfiehlt Ditscheid, sie regelmäßig gegen die Kaninchenseuchen Myxo, RHD1 und gegen die neue Seuche RHD2 zu impfen.

Mittlerweile gibt es viele Tierärzte, die den wirksamen ausländischen Impfstoff Filavac an speziellen Impfterminen anbieten. Gerade in den vergangenen Jahren sind innerhalb von Stunden ungeimpfte Tiere im Nu daran gestorben. Das ist nicht nur für die Tiere sehr schlimm, sondern auch für die Kinder und die Familie ein Drama.

Der Tierschutz Siebengebirge rät deshalb dazu, sich vor der Anschaffung dieser Tiere gründlich zu informieren, auch darüber, wer sich im Urlaub um die Tiere kümmert, vor allem aber auch über ihr Wesen.

Ditscheid: „Kaninchen sind keine Schmusetiere. Sie sind wechselaktive Tiere, deshalb brauchen sie Tag und Nacht viel Platz zum Rennen und Haken schlagen.“ Das heißt, sie benötigen ein entsprechend großes und artgerechtes Gehege.

„Zimmerkäfige, handelsübliche Ställe oder umgebaute mehrstöckige Schränke sind keine artgerechte Haltung für Kaninchen“, sagt Ditscheid.

Wer all diese Dinge abgewogen und sich als Eltern gemeinsam mit den Kindern für die Haltung von Kaninchen entschließt, kann sich beim Tierschutz Siebengebirge Unterstützung holen.

Der Verein verweist auf die Seite „www.kaninchenwiese.de“, die Anleitungen und Tipps für artgerechte Unterbringungen bietet. Auch bei der Kaninchen-Pflegestelle des Vereins erhalten Interessenten hilfreiche Informationen zur gesunden und artgerechten Ernährung. Wer all dies beherzigt, bietet dem Tier nicht nur eine höhere Lebensqualität, sondern auch bessere Chancen, gesund zu bleiben und alt zu werden. Kaninchen können dann durchaus bis zu zwölf Jahre werden.

Gegen eine Schutzgebühr vermittelt der Verein auch Kaninchen an Interessenten: „Wir haben zur Zeit einige Jungtiere und auch zahlreiche Zwergkaninchen im Alter von ein bis zwei Jahren sowie einige ältere Kaninchen. Alle Kaninchen sind bei Abgabe geimpft, und die männlichen Tiere sind kastriert“, sagt Ditscheid. Für weitere Fragen rund um Kaninchen steht Beate Ditscheid zur Verfügung.

Info: Beate Ditscheid: (0 26 83) 74 44 oder beate-ditscheid@t-online.de sowie zur Haltung und Ernährung unterwww.kaninchenwiese.de

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