Grüne Reiswanze in der Region Bonn/Köln Neue Wanzenarten könnten zur Gefahr für zukünftige Ernten werden

Bonn · Dem Menschen können sie nicht gefährlich werden, unserem Obst aber schon: Die Marmorierte Baumwanze und die Grüne Reiswanze breiten sich in Europa langsam aus. Wie sieht es in Bonn und der Region aus?

Eine Grüne Reiswanze im Erwachsenen- und eine im Jugendstadium sitzen auf einem Holunderblatt.

Eine Grüne Reiswanze im Erwachsenen- und eine im Jugendstadium sitzen auf einem Holunderblatt.

Foto: Olaf Zimmermann/LTZ Augustenberg

Der Welthandel transportiert neben Gütern auch Schädlinge rund um den Globus: So breiten sich zum Beispiel die Marmorierte Baumwanze und die grüne Wanze in den letzten Jahren langsam in Europa aus. „Die gibt es in der Region auf niedrigem Niveau“, sagt Adrian Engel vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Die Schäden treten hier in Gewächshäusern und Tunneln zum Beispiel bei Himbeeren und Erdbeeren auf. Die Wanzenarten beschädigen die Früchte durch Saugen und unangenehmen Geruch.

Dramatisch ist die Lage laut Engel noch nicht. Mit der Ausbreitung der Wanzenarten sei aber besonders bei wärmerem Wetter zu rechnen. „Dieses Jahr war das Wetter ungünstig. Es war zu nass und regnerisch. Da konnten sie sich nicht so gut vermehren.“ Nächstes Jahr könne es aber schon wieder ganz anders aussehen.

Grundsätzlich vermehren sich die Wanzen nämlich schnell. Die Marmorierte Baumwanze und die Grüne Reiswanze haben aktuell keine Fressfeinde in ihrer neuen Umgebung. Das ist normal, wenn Tiere von anderen Kontinenten in Gegenden kommen, die nicht ihrem natürlichen Lebensraum entsprechen. „Mit normalen Insektiziden sind die Wanzen schwer zu bekämpfen“, sagt Engel. Landwirte und Gärtner müssten die Tiere mit Netzen fernhalten oder händisch von den Pflanzen pflücken.

Noch sind die Wanzen in Deutschland kein großes Problem, könnten es aber werden. Deshalb forscht das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe unter anderem zur Marmorierten Baumwanze und zur Grünen Reiswanze. Weitere untersuchte Schädlinge sind zum Beispiel Fruchtfliegen und Wollläuse. Die Wissenschaftler sammeln bundesweit Meldungen und kartieren die Ausbreitung der Tiere.

Marmorierte Baumwanze vor allem in Südwestdeutschland

Die Marmorierte Baumwanze kommt ursprünglich aus Ostasien und ist dem Namen nach durch ihr braunes Muster zu erkennen. Nach Angaben des LTZ Augustenberg wurden die Tiere um das Jahr 2004 herum von China in die Schweiz eingeschleppt. Ein wirtschaftlicher Schaden wurde seitdem in Italien, der Schweiz und vereinzelt in Deutschland festgestellt. Hierzulande gibt es vor allem im Südwesten Funde. Besonders Obstbäume sind durch die Wanze gefährdet.

 Eine Marmorierte Baumwanze sitzt auf einem Blatt.

Eine Marmorierte Baumwanze sitzt auf einem Blatt.

Foto: Olaf Zimmermann/LTZ Augustenberg

Wann die Wanzen eine wirkliche Bedrohung für Ernten darstellen werden, können die Wissenschaftler noch nicht sagen. Sie forschen aber zu möglichen Gegenspielern für die Baumwanze, zum Beispiel zu einer Schlupfwespenart.

Grüne Reiswanze in der Gegend Köln/Bonn

Die Grüne Reiswanze kommt ursprünglich wohl aus Ostafrika und breitet sich laut LTZ vor allem im Südwesten Deutschlands und der Gegend um Köln und Bonn aus. Ihre zunehmende Ausbreitung in Deutschland hängt mit den milden Wintertemperaturen zusammen.

Durch ihre grüne Farbe ist sie besser getarnt als die Marmorierte Baumwanze. Von der heimischen grünen Baumwanze unterscheidet sie sich durch drei weiße Punkte hinter dem Halsschild. Nach Angaben der Wissenschaftler breiten sich die Tiere lokal aus und werden so an Balkonpflanzen oder in Gärten auffällig. Sie saugen an Blättern und Früchten aller möglicher Pflanzenarten: Paprikas. Kartoffeln, Himbeeren und Äpfel sind zum Beispiel mögliche Wirte.

Samurai-Wespen sind ein Fressfeind der Wanzen

Auch gegen Reiswanzen könnten Schlupfwespen wie die sogenannte Samurai-Wespe helfen. Laut Engel sind die Behörden aber zurückhaltend damit, solche Nutztiere, die nicht einheimisch sind, anzusiedeln. „Wir müssen auf deren natürliche Ausbreitung warten.“

Im schlimmsten Fall kann ein Wanzenbefall den Totalverlust der Ernte bedeuten. Beide Arten hinterlassen zum Beispiel braune Stellen an den Früchten und den typischen Wanzengeruch. „Ein Anstich bei einem jungen Apfel und der ist direkt Saft“, sagt Engel.

Hinweise zum Auftreten der Schadorganismen in Deutschland können möglichst mit einem aussagekräftigen Foto und der Angabe von Fundort und Funddatum an folgende E-Mail geschickt werden: pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de.

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