Hohes Aufkommen Deshalb fliegen Wespen gerade vermehrt in Innenräume

Bonn · Bei dem guten Wetter der vergangenen Tage waren vermehrt Wespen unterwegs. Die Insekten sind wieder aktiv und suchen oft auch Innenräume auf. Ein Wespen-Experte aus Bonn erklärt, woran das liegt.

 Folge des Klimawandels: Einem Bonner Experten zufolge sind Wespen durchschnittlich früher im Jahr unterwegs.

Folge des Klimawandels: Einem Bonner Experten zufolge sind Wespen durchschnittlich früher im Jahr unterwegs.

Foto: DPA

Wer an den sonnigen Tagen der vergangenen Wochen häufiger die Tür zum Balkon oder zur Terrasse geöffnet hat, wird vielleicht die vielen Wespen bemerkt haben, die zurzeit wieder umherschwirren. Dabei landen sie oft in der Wohnung und scheinen vermehrt Innenräume aufzusuchen. Woran liegt das? Ralph Peters, Wissenschaftler und Kurator am Museum Koenig in Bonn, erklärt, um welche Wespen es sich handelt und wieso sie gerade wieder vermehrt zu sehen sind.

„Man kann eigentlich bei allen Wespen, die man gerade sieht, davon ausgehen, dass es sich um Wespenköniginnen handelt. Denn nur die Weibchen überwintern“, sagt Peters. Am Ende des Sommers werden die Jungköniginnen laut dem Experten von den Männchen befruchtet, die wiederum anschließend sterben. Nur die Königinnen überleben und suchen sich einen Platz zum Überwintern. Im Frühling kommen sie wieder hervor, um ein neues Nest zu bauen und mit ihrem Spermienvorrat aus dem Herbst einen neuen Wespenstaat zu gründen. Die Kolonie wächst sukzessive weiter bis sie im Hoch- oder Spätsommer dann laut Peters mehrere 1000 Tiere umfasst.

Wespen sind auf Suchflug

Dafür braucht es aber den richtigen Platz für das Nest – die Königinnen schauen sich nach einem idealen Ort um. „Man sieht ihnen – auch draußen – an, dass sie auf Suchflug sind. Sie suchen nach geeigneten Orten für ihr Nest und schauen sich dafür überall um, eben auch in Gebäuden“, so Peters. Dass die Insekten dann auch tatsächlich ein Nest im Wohnzimmer bauen, ist laut dem Experten aber eher unwahrscheinlich: „Hier im Bonner Stadtgebiet sind vor allem zwei Arten heimisch, nämlich die Deutsche und die Gemeine Wespe. Diese zwei Arten bauen ihre Nester gerne unterirdisch, zum Beispiel in verlassenen Mäuselöchern. Sie brauchen ein verstecktes und fast geschlossenes Nest.“

Außerdem könnten sich die Wespen in Innenräume verirren, wenn sie nach der Überwinterung nicht sofort den richtigen Weg finden: „Sie überwintern häufig an oder in Gebäuden. Wenn nach dem Winter dann der Zugang nach draußen versperrt ist oder die Wespen die falsche Öffnung erwischen, kann es sein, dass sie in Gebäude fliegen“, erklärt der Wissenschaftler. Dass die Insekten sich schon so früh im Jahr blicken lassen, findet er nicht ungewöhnlich. Sobald es warm und trocken werde, würden die Tiere aus ihrer Winterruhe kommen. „Wir hatten einen warmen und trockenen März, weshalb die Wespen jetzt schon aktiv sind“, sagt Peters. Im Durchschnitt werde es aufgrund des Klimawandels immer früher im Jahr warm, sodass sich viele Frühjahrsinsekten auch früher zeigen würden als noch vor einigen Jahren.

Ein Anzeichen dafür, dass es in diesem Jahr generell mehr Wespen geben wird, sei das allerdings nicht. „Das kommt auf die Witterung in den nächsten Wochen an. Wenn es viel regnet, können sie nicht so viel fliegen. Das Wachstum des Volkes ist dann langsamer“, sagt der Wespen-Experte. Er könne deshalb jetzt noch nicht vorhersagen, ob 2022 ein gutes oder schlechtes Wespenjahr wird. Die Arten, die im Bonner Stadtgebiet vorkommen, seien allerdings sehr robust – die Größe des Volkes bleibe deshalb immer auf einem ähnlichen Niveau.

Wespen aus der Wohnung fernhalten

Wer die Insekten aus der Wohnung fernhalten möchte, sollte schon früh im Jahr vorsorgen. Denn Wespen können im Sommer zum Problem werden, wenn sie ihr Nest beispielsweise in Rollladenkästen einrichten. Die Entfernung eines bereits existierenden Wespennests ist in Deutschland schwierig, da die Tiere unter Artenschutz stehen. Je nach Bundesland und Wespenart ist eine Geldbuße von bis zu 10.000 Euro möglich, wenn ein Nest unsachgemäß entfernt wird. Handelt es sich um eine besonders geschützte Art, kann das Bußgeld sogar bei bis zu 50.000 Euro liegen. Wer ein Nest entfernen (lassen) möchte, muss dies daher beantragen.

Einfacher ist es da, den Bau eines Wespennests vorab zu verhindern. Die Wespe baut ihr Nest im Normalfall zwischen April und Mai und sucht dafür einen geschützten Platz, wie zum Beispiel einen Rollladenkasten. Helfen kann in diesem Fall, die Öffnung, die in den Kasten hineinführt, mit einer Bürstendichtung abzudichten. Das behindert die Rolllade nicht, hält aber Wespen vom Einnisten ab. Damit Wespen sich nicht in Hausmauern einnisten, sollten außerdem Risse in der Fassade geschlossen oder mit Fliegen- und Insektengittern abgedeckt werden. Sollten sich die Wespen dennoch in der Nähe der Wohnung niedergelassen haben, können einige einfache Tricks den Umgang mit den Insekten erleichtern.

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