Reben erhalten Winterschnitt Rebvorschneider stutzt Stöcke zurecht

KREIS AHRWEILER · "Alles eine Sache der Bekleidung." Thomas Baltes hat sich warm eingepackt. Er sitzt bei Minusgraden "so lange es hell ist" auf dem Bock seiner Weinbergsraupe. Der 30-Jährige ist Winzer, Mitglied der Genossenschaft Mayschoß-Altenahr.

 Jungwinzer Thomas Baltes fährt eine Raupe mit Rebvorschneider durch die Lage Ahrweiler Rosenthal. Im ganzen Weinanbaugebiet Ahr gibt es nur zwei Maschinen dieser Art.

Jungwinzer Thomas Baltes fährt eine Raupe mit Rebvorschneider durch die Lage Ahrweiler Rosenthal. Im ganzen Weinanbaugebiet Ahr gibt es nur zwei Maschinen dieser Art.

Foto: Martin Gausmann

Seine Familie hat 14 Hektar Steillagen zwischen Altenahr und Bad Neuenahr. Eigentlich eine Größenordnung für ein respektables Weingut, aber schon seit Gründung der Genossenschaft im Jahr 1868 ist der Name Baltes in den Mitgliedslisten zu finden.

Thomas Baltes ist seit dem frühen Morgen auf den Beinen, arbeitet einen Wingert nach dem anderen ab. Mit einem Rebvorschneider den er auf seine Raupe montiert hat. "Das spart beim Winterschnitt an den Rebstöcken rund 30 Prozent Arbeitszeit. Das zahlt sich schon aus", sagt Baltes zu seiner Arbeit, bei der sich ein halbes Dutzend Kreissägeblätter in einem hydraulischen Gestänge durch die Reben des Vorjahres wie durch Butter ziehen. Der Abfall wird untergemulcht.

Stolze 85 Pferdestärken hat die Raupe, die den Steilhang des Wingerts hinauf rattert wie ein Moped auf gerader Straße. "60 Prozent Steigung sind da gar kein Problem", sagt der Jungwinzer. "Und wenn's steiler ist, dann kommt ein Stahlseil an den Trecker. Der zieht dann noch mit und da dürfen es dann auch mal eben 75 bis 80 Prozent sein Steigung sein."

Baltes rangiert sein Gefährt wie andere die Autos auf dem Kirmes-Skooter. Nur das er's eben mit einer Art Joy-Stick macht und so ganz nebenbei frotzelt: "Mit dem Ding kannst du noch fahren, wo du schon nicht mehr laufen kannst." Spaßeffekt trotz Dauerfrost und umher fliegender Rebreste, die am Visier des Schutzhelmes abprallen. Kaum ist der Raupenfahrer mit dem Wingert im Rosenthal durch, übernehmen Helfer die Handarbeit. Denn die Raupe war "nur fürs Grobe". Jede Rebe wird zurückgeschnitten. "Bis auf zwei Triebe", erläutert Baltes. "Daraus entwickelt wieder ein ganzer Stock."

Auf einen Hektar kommt bis zum Herbst eine Lesemenge von etwa 8800 Liter. 1100 Arbeitsstunden wurden dann inklusive Lese auf den 10.000 Quadratmetern geleistet, wobei sich die Kosten pro Liter ohne Weinausbau und Vermarktung auf 2,57 Euro in der Drahtanlage belaufen.

Kosten für die Anlage eines Weinbergs in Steillage

73.883,07 Euro. Diese Summe dröselt der Weinbauverband Ahr auf. 5000 Pfropfreben kosten 7500 Euro, 350 Kubikmeter Humus schlagen mit 1792 Euro zu Buche, Pflanzerde und Pflanzpfähle kosten 2230 Euro, Drahtrahmen 7390,33 Euro, Verteilen von Rigolen (Wasserspeicher) und Humus durch Lohnunternehmen 11.000 Euro, Materialkosten und Fremdlohn 29.912,33 Euro, Arbeitsaufwand 1680 Stunden zu 13,30 Euro inklusive Lohnnebenkosten 22.344 Euro, Jungfeldpflege Materialkosten für drei Jahre 1676,74 Euro, Arbeitsaufwand für drei Jahre (1500 Stunden) 19.950 Euro.

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