100 000 Musikfans schauen in die Röhre

Formel 1 schießt "Rock am Ring" auf dem Nürburgring von der Piste - Konzert-Agentur erfährt die Absage erst aus den Medien

  Hunderttausende  lockten die beiden spektakulären Großveranstaltungen Formel 1 und "Rock am Ring" bisher alljährlich in die Eifel.

Hunderttausende lockten die beiden spektakulären Großveranstaltungen Formel 1 und "Rock am Ring" bisher alljährlich in die Eifel.

Foto: Horst Müller

Nürburgring. Über den neuen Terminkalender für die kommende Formel-1-Saison gibt es in der Eifel nicht nur zufriedene Gesichter. Ein Blick auf die Termine für den Nürburgring zeigt schnell, dass es zu einer Kollision mit dem etablierten Publikumsmagneten "Rock am Ring" kommen muss, sollte der Formel-1-Zirkus über das Pfingst-Wochenende in der Eifel Station machen.

"Wir haben nach wie vor einen Vertrag mit der Nürburgring-GmbH für das Pfingst-Wochenende", sagt Katharina Wenisch, Pressesprecherin der Marek Lieberberg Konzertagentur, auf Anfrage des General-Anzeigers. In Frankfurt, dem Sitz der Agentur, die das renommierte Musikfestival organisiert, kann man das Verhalten seitens der Verantwortlichen in der Eifel überhaupt nicht verstehen.

"Zuletzt noch im September haben wir mit dem Geschäftsführer der Nürburgring-GmbH, Walter Kafitz, über Details zur Veranstaltung wie Höhe der Eintrittspreise, Beginn des Vorverkaufs und das Camping unterhalten. Die Gefahr einer Terminverschiebung oder Kollision mit der Formel 1 wurde von Walter Kafitz mehrfach dementiert. Die vorläufige Absage für ''Rock am Ring'' hingegen haben wir selber erst aus den Medien erfahren", gesteht die Pressesprecherin.

Sollte der Termin für "Rock am Ring" tatsächlich ausfallen, so droht der Parallel-Veranstaltung "Rock im Park" im Nürnberger Frankenstadion wohl ebenfalls das vorzeitige Aus.

Die absoluten Top-Stars lassen sich zum einen nur im "Doppelpack" verpflichten, zum anderen ist auch der Terminkalender für das Frankenstadion dicht gepackt.

Rund 100 000 Musikfreunde aus aller Welt waren in diesem Jahr an den Nürburgring gepilgert und erlebten einmal mehr ein Open-Air-Event der Spitzenklasse. "Die Verhandlungen mit den Künstleragenturen in Amerika und England sind auch zum Teil schon angelaufen. Ein Zurück ist für uns jetzt nicht mehr möglich. An den Imageschaden für unsere eigene Agentur darf man gar nicht denken", verdeutlicht Wenisch die derzeitige Situation.

Von Seiten der Nürburgring-GmbH gab es trotz Anfrage des General-Anzeigers keine Stellungnahme zu einer Entscheidung pro oder contra "Rock am Ring". Die Rechtsanwälte von Marek Lieberberg haben der Nürburgring-GmbH hingegen ein Ultimatum bis zum Mittwoch gestellt. Sollte bis dahin keine einvernehmliche Lösung des Terminproblems vorliegen, droht Lieberberg mit rechtlichen Schritten.

"Ich hoffe zwar auf eine gütliche Lösung, werde aber weiterhin auf die Einhaltung der Vereinbarungen pochen", versichert Marek Lieberberg im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Hintergrund des Termin-Gerangels ist für ihn ein ganz anderer: Seiner Meinung nach ist Walter Kafitz vom allmächtigen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone massiv unter Druck gesetzt worden.

"Anders kann ich mir das Verhalten eines befreundeten Geschäftspartners, mit dem wir immerhin schon seit 20 Jahren zusammenarbeiten, nicht erklären", sagt Lieberberg. Alleine am Nürburgring lagen die Produktionskosten für das Festival in den vergangenen Jahren bei mehr als vier Millionen Euro. Bei etwaigen Schadenersatzansprüchen droht dem "Ring" somit nicht nur ein finanzieller Verlust, sondern auch ein erheblicher Image-Schaden.

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