2 000 Siegburger befreien ihre Stadt von Unrat

Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus allen Stadtteilen streiften sich die Handschuhe über, griffen zu Greifzangen und Müllsack und sagten dem Müll der Kreisstadt den Kampf an.

2 000 Siegburger befreien ihre Stadt von Unrat
Foto: Holger Arndt

Siegbrug. Jan hat ihn zuerst gesehen. "Da ist was", ruft er, zeigt gleich hinter dem Wolsberg unter der Autobahnbrücke über die Sieg auf einen silbernen Gegenstand und spurtet los.

Dicht gefolgt von seinem Freund Yannick. Zurück bei ihrer Lehrerin Bettina Letzner, präsentieren die Siebenjährigen, was sie in ihren Sack gesteckt haben: Einen leeren Ölkanister. "Da ist noch ganz viel Müll", erklären die Wolsdorfer Erstklässler und folgen ihren Mitschülern. Alle zusammen sind sie losgezogen, um ihre Stadt sauber zu machen.

Den Wolsdorfer Grundschülern taten es am Samstag rund 2 000 Siegburger gleich. Sie waren dem Aufruf des Umweltamtes gefolgt und zum nunmehr neunten Stadtputztag angetreten. Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus allen Stadtteilen streiften sich die Handschuhe über, griffen zu Greifzangen und Müllsack und sagten dem Müll der Kreisstadt den Kampf an. Sie waren, teilweise schon am Freitag, rund um Schulen und Kindergärten, in Innenstadt, Wald und Wiesen oder an Mühlengraben und Sieg unterwegs und haben dabei einiges zusammengetragen.

Entlang der Wahnbachtalstraße stehen alle paar Meter blaue Müllsäcke, zwischendurch eine Garnitur ausrangierter Gartenstühle und ein derangiertes Fahrrad. Indizien dafür, dass an den Ufern der Sieg Großreinemachen ist. 100 Mitglieder des Fischschutzvereins Siegburg, darunter 30 Jugendliche, haben sich die 17 Kilometer zwischen Lauthausen und Aggereinmündung und mehr als fünf Kilometer Mühlengraben vorgenommen. "Wir reinigen unser Vereinsgewässer nun schon zum 29. Mal", sagt der Vize-Vereinsvorsitzende Klaus Weisser.

40 Kubikmeter fasst der Container, den die Fischer an der Wahnbachtalstraße postiert haben. Am Vormittag ist der Boden nur leicht bedeckt. Noch müssen die acht Teams mit Wagen die vereinbarten Stationen anfahren, den Unrat einsammeln und zum Container bringen. Bis zum Mittag wird er randvoll gefüllt sein. Mit Einkaufswagen, Fahrrädern, einem Computer und jeder Menge Flaschen. Und mit zwei Registrierkassen, die Taucher der DLRG hinter dem Kreishaus aus dem Mühlengraben holen. Die nagelneue Stichsäge oder die Perlenkette, die sie im Gewässer finden, werden hingegen später wohl kaum im Müllcontainer landen.

Auf ihre Sauerstoffflasche können die Sportler getrost verzichten. Wegen Bauarbeiten hat der Mühlenteich Wasser gelassen und ist nur knietief. Im Zusammenspiel des verringerten Pegels mit dem Hochwasser im Januar sieht Horst Janoschek, Vorsitzender des Wasserverbands Mühlengraben, die Ursache für den vergleichsweise vielen Müll, der sich im Wasserlauf findet: "So viel war das nie."

Chemikalien, die sie während ihrer Jagd nach Abfall erspähen, lassen die Umweltschützer am Fundort zurück. Ob nun Brückberg, Stallberg oder Deichhaus, Mitarbeiter des städtischen Bauhofs holen sie später ab. Mit vier Fahrzeugen sind sie am Stadtputztag unterwegs, fahren die Sammelstellen an und heben auf die Tragfläche, was die vielen Putzfrauen, -männer und -kinder gefunden haben.

Simon und Johannes sind diesbezüglich Experten. Einmal in der Woche ziehen sie mit ihren Eltern in Sachen Müll los. "Wir wohnen in der Nähe einer Schule, da sammelt sich viel an", erklärt Mutter Martina Münzner. Daher greift sie regelmäßig mit den Söhnen und Mann Martin zum Müllbeutel. "Es macht mir Spaß", verrät Simon. "Unseren Kindern soll so bewusst werden, dass man nicht einfach alles auf die Straße wirft." Bei Simon wie auch bei seiner Mitschülerin Charlotte (6) hat das gefruchtet: "Das macht man nicht."

Eben diese Selbstverständlichkeit möchte Umweltamtsleiter Thomas Schmitz mit dem Stadtputztag verbreiten. Grundsätzlich sei die Stadt seither sauberer geworden, verkündet Bürgermeister Franz Huhn, der allen Helfern für ihr Engagement dankt. Dennoch wird immer noch viel zu viel Müll wild entsorgt. Das verdeutlichen 80 Kubikmeter Müll, auf die Schmitz am Ende des Großreinemachens blickt.

Stadtputztag in Siegburg Beim 9. Siegburger Stadtputztag haben 1 950 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus 50 Vereinen, Organisationen und Einrichtungen insgesamt 80 Kubikmeter Müll eingesammelt. Die Stadt hat sie dafür mit 1 370 Müllsäcken ausgestattet. 600 Handschuhe für Kinder sowie 1 140 große Handschuhe stiftete die Firma Henrichs. Da der städtische Zuschuss für die abschließenden dezentralen Abschlussfeiern wegen der vorläufigen Haushaltswirtschaft entfiel, finanzierten viele Organisatoren die Speisen und Getränke über Sponsoren.

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