30-Jähriger schleudert Schildermast wie Speer in Autofrontscheibe

Speer verfehlt nur knapp Fahrer des Autos - Ex-Freundin beschreibt Angeklagten als Hitzkopf, der sie nach Trennung umbringen wollte

30-Jähriger schleudert Schildermast wie Speer in Autofrontscheibe
Foto: dpa

Oberdollendorf. (rik) Weil er am 9. August 2006 in Oberdollendorf aus rasender Wut einen Straßenschildmast wie einen Speer in die Frontscheibe eines Autos geschleudert und dessen Fahrer nur knapp verfehlt haben soll, sitzt der 30-jährige Werfer seit Dienstag vor dem Bonner Schwurgericht.

Doch will man dem arbeitslosen ehrenamtlichen Rettungssanitäter glauben, so hat er sich nur gewehrt. Er habe den Mann, der zuvor seine damalige Freundin angefahren habe, nur verfolgt, um ihn aufzuhalten, und den Pfahl habe er auch nicht wie einen Speer geschleudert. Vielmehr habe er den Mast waagerecht auf das Auto geworfen - aus Angst, weil der 23-jährige frontal auf ihn zugerast sei. Das aber schildert der 23-Jährige im Zeugenstand völlig anders.

Der Student aus Hessen wollte an dem Abend zusammen mit einem Freund seine Eltern vom Flughafen Köln/Bonn abholen. Doch da sie schon einmal in der Region waren, so sagt er, wollten sie einmal nachsehen, ob der 30-jährige Oberdollendorfer, der von einem anderen Freund wegen nicht bezahlter Ebay-Geschäfte verklagt worden war, seinem Prozess aber ständig fernblieb mit der Erklärung, er sei verreist, wirklich in Urlaub war.

Und tatsächlich sahen sie ihn in der Oberdollendorfer Wohnung seiner Freundin am Fenster und fotografierten ihn. Und da sei das Theater losgegangen. Der 30-Jährige sei runter gekommen, man habe sich gestritten, und plötzlich habe der Angeklagte ein mobiles Halteverbotsschild aus dem Ständer genommen, sein Fahrerfenster zertrümmert und dabei sein Gesicht getroffen.

Er habe nur noch weg gewollt, sei angefahren, die Freundin des 30-Jährigen habe sich vor dem Auto aufgebaut - und sei zu Fall gekommen. Er aber habe nur noch gemacht, dass er weg komme - wie sein Freund, der bereits zu Fuß geflüchtet war. Doch plötzlich habe der 30-Jährige, der ihm den Weg abgeschnitten habe, mit dem Pfahl in der Hand auf der Straße gestanden und den Mast in die Scheibe geschleudert.

Die sei geborsten, Splitter seien in sein Auge gesprungen, und der Mast habe sich neben seinem Kopf ins Auto gebohrt. Der 23-Jährige wurde für das Anfahren der jungen Frau wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 750 Euro Geldstrafe verurteilt und einem Monat Fahrverbot.

Dass der Angeklagte ein Hitzkopf ist, bestätigt dessen damals verletzte Ex-Freundin: "Als ich mich von ihm getrennt habe, wollte er mich umbringen", sagt sie unter Tränen. Die Physiotherapeutin wurde von dem durch den flüchtenden Zeugen verursachten Sturz so an der Schulter verletzt, dass sie nun befürchten muss, berufsunfähig zu werden.

Was sich in jener Nacht tatsächlich abgespielt hat, und ob sich der Angeklagte tatsächlich des versuchten Totschlags schuldig gemacht hat, ist für das Gericht trotz vieler Zeugen nicht leicht zu klären: Keiner hat alles, und jeder etwas anderes gesehen.

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