Advent mit allen Sinnen - Teil 3: Riechen
SIEGBURG · Andreas Küster verkauft auf dem Mittelalterlichen Markt in Siegburg Gewürze. "Zimt und Koriander" heißt das Geschäft, das er seit fünf Jahren mit seiner Frau Stefanie betreibt.
Die Nase lässt sich nicht so leicht beschummeln. Zu fein ausgeprägt ist der Geruchssinn, der bei jedem, der nicht gerade unter einer dicken Erkältung leidet, unweigerlich Bilder heraufbeschwört. Weihnachten hat so einen besonderen Duft, nach Vanille, nach Zimt, nach Bienenwachs, nach Tannennadeln.
Oder nach Myrrhe, Tonkabohne und Kardamom. So zumindest ist es bei Andreas Küster, der auf dem Mittelalterlichen Markt in Siegburg Gewürze, Tees und Räucherware verkauft. "Zimt und Koriander" heißt das Geschäft, das er seit fünf Jahren mit seiner Frau Stefanie betreibt.
"Kardamom gehört für mich in den Advent und zu Weihnachten. Man kann es für Tee, als Gewürz, beim Backen und zum Räuchern verwenden." Leicht balsamisch und scharf schmeckt die asiatische Frucht, die gemahlen in jeden Lebkuchen gehört. Die Tonkabohne duftet verräuchert intensiv nach Vanille.
Der süße, warme Geruch von Vanille fördert, wie britische Forscher festgestellt haben, die Ausschüttung von Serotonin im Hirn - dem Hormon, an dem im Winter bei vielen Menschen Mangel herrscht, weil das für die Entstehung notwendige Sonnenlicht in der dunklen Jahreszeit nicht reicht.
Weihnachten ist für Küster auch der Geruch nach Myrrhe, eine Pflanze, von der es mehr als 120 Arten gibt und die pur oder gemischt als Weihrauch verkohlt. "Goldenem Weihrauch wird noch Safran zugefügt", erzählt der leidenschaftliche Gewürzhändler Küster, der morgens, wenn er die Planen von seinem Stand zurückschlägt, "leicht berauscht" ist, so stimulierend wirken die rund 100 geruchsintensiven Produkte auf sein olfaktorisches System.
Dieses Riech-System ist der einzige Sinn, der bei Menschen bereits bei der Geburt komplett ausgeprägt ist. So ist zu erklären, dass die Entstehung des Riecherlebnisses "Weihnachten" oft derart weit zurückliegt, dass wir uns an die genauen Umstände gar nicht mehr erinnern können.
Auch "übliche" weihnachtliche Duftnoten wie Spekulatiusgewürz, das aus Zimt, Koriander, Sternanis, Nelke, Piment und Muskat gemischt wird, gibt es bei Küster. "Geschmack und Geruch hängen intensiv zusammen", sagt der 44-Jährige. Schwarzglänzende Vanilleschoten stehen in den Gläsern, daneben Cassia-Zimtstangen und Safranfäden. Weihnachtlich duftend auch die Tees, deren Namen allein an Winter, Tannengrün und Kerzenlicht denken lassen. "Omas Bratäpfelchen" oder "Kaminabend" kommen süß und würzig, anregend und entspannend daher, wie - wenn alles gut läuft - Weihnachten.