Ärger um den Stahlgitterzaun für den UN-Campus

Die UN haben ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft und verlangen besseren Schutz - Bonner Oberbürgermeisterin setzt sich für gesicherten Campus "ohne Mega-Zaun" ein - Als Alternative wird über einen Neubau für das Klimasekretariat am Langen Eugen nachgedacht

  Hinterm Zaun:  Der UN-Campus soll vom ehemaligen Bundeshaus bis südlich des Langen Eugen und durch den Park am Wasserwerk bis zum Plenarsaal abgeriegelt werden. Auf dem Grundstück unterhalb der Deutschen Welle (hell gekennzeichnet) könnte ein Neubau für das UN-Klimasekretariat entstehen.

Hinterm Zaun: Der UN-Campus soll vom ehemaligen Bundeshaus bis südlich des Langen Eugen und durch den Park am Wasserwerk bis zum Plenarsaal abgeriegelt werden. Auf dem Grundstück unterhalb der Deutschen Welle (hell gekennzeichnet) könnte ein Neubau für das UN-Klimasekretariat entstehen.

Foto: Lannert

Bonn. An dieser Frage scheiden sich die Geister: Soll der künftige UN-Campus komplett mit einem 2,25 Meter hohen Stahlgitter-Zaun abgeriegelt und die Hermann-Ehlers-Straße für den Autoverkehr gesperrt werden - oder nicht?

Während das Bundesumweltministerium auf dem Zaun besteht, ist man im Bundesbauministerium, aber auch in der Stadtverwaltung offen für eine andere Lösung, die lediglich eine Umzäunung des Areals rund um dem Langen Eugen notwendig machen würde.

Noch sind die rund 600 UN-Mitarbeiter beengt im Haus Carstanjen und einem Gebäude in der Kennedyallee untergebracht. Doch das soll sich ab Frühjahr 2006 ändern: Alle UN-Organisationen ziehen dann in den Langen Eugen - mit Ausnahme des Klimasekretariates, das zunächst im Haus Carstanjen bleibt und 2008 in das ehemalige Bundeshaus (Altes Hochhaus) und den angrenzenden Südflügel wechseln soll; beide unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sollen bis dahin für über 51 Millionen Euro saniert werden.

Unter Hinweis auf das Angebot der Bundesregierung an die UN, dem Klimasekretariat die beiden Gebäude kostenlos zur Verfügung zu stellen, pocht Hans Mager vom Umweltministerium auf die Einhaltung der Vereinbarung. Und auf die Forderung der UN nach dem Zaun. Konkret bedeutet das: Vom Südflügel des Bundeshauses in der Görresstraße soll die Absperrung bis zur Einmündung Hermann-Ehlers-Straße gebaut werden, die zudem für den Autoverkehr gesperrt wird.

Jedoch soll von dieser Ecke aus ein barrierefreier Weg für Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Radler offen bleiben, der zwischen Langem Eugen und Deutscher Welle (Schürmann-Bau) verläuft, aber ebenfalls abgeriegelt werden soll. Ein Zaun ist zudem zwischen Altem Hochhaus und Wasserwerk geplant.

Mager räumt ein, dass die Stadtverwaltung diesem Plan skeptisch gegenüber steht und noch "Klärungsbedarf" hat. "Wir müssen den Zaun der Bevölkerung schmackhaft machen; es darf nicht den Eindruck entstehen, man befinde sich hinter einer Festung oder laufe gegen eine Wand", sagte er und kündigte an, dass "wir den Zaun geschickt in die Landschaft einfügen wollen".

Ralf Poss vom Bauministerium sagte dem GA, aus Sicherheitsgründen habe die UN einen Tunnel oder eine Überführung zwischen Langem Eugen und Altem Hochhaus abgelehnt; auch den Plan, für das Klimasekretariat einen Neubau unterhalb des Schürmann-Baus auf der dortigen Tiefgarage zu errichten, hätten die UN verworfen.

Um den Mega-Zaun zu vermeiden, wird derzeit über eine andere Lösung nachgedacht. Da für die UN unterhalb des Langen Eugen ohnehin noch ein Gebäude für Anlieferung, aber auch für Sicherheitschecks von Besuchern errichtet wird, könnte auf dem angrenzenden Areal ein Neubau (Kosten: rund 50 Millionen Euro) für das Klimasekretariat errichtet werden - auf Stelzen, da es sich dort um Hochwassergebiet und Überschwemmungsfläche handelt.

Vorteil: der Sicherheitszaun würde auf ein kleines Gebiet beschränkt. Für das Alte Hochhaus, so heißt es, würde spätestens nach Fertigstellung des Internationalen Kongresszentrums Bundeshaus Bonn (IKBB) ein "adäquater Nutzer" gefunden. Poss wollte sich offiziell zu diesen Plänen nicht äußern - nur soviel: "Wir sind offen für Verbesserungen." Mager gibt sich hingegen kompromisslos: "Als UN-Stadt muss Bonn diesen Zaun in Kauf nehmen."

Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann steht den Neubauplan indes durchaus positiv gegenüber. "Ich will alles dafür tun um zu erreichen, dass ein gesicherter UN-Campus ohne den Mega-Zaun geschaffen werden kann", sagte sie dem GA auf Anfrage.

Ihr Co-Dezernent Guido Kahlen ergänzt: "Dieser Zaun ist den Bonnern wohl schwer zu vermitteln." Die Oberbürgermeisterin kündigte an, sie werde in Kürze mit der Leitung des UN-Klimasekretariats ein Gespräch zu diesem Thema führen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort