Ärzte und Rettungsflieger trainieren in Hangelar den Ernstfall

Hilfskräfte proben auf dem Flugplatz die Verlegung von Säuglingen und Kleinkindern per Hubschrauber von Klinik zu Klinik - Enge macht zu schaffen

Ärzte und Rettungsflieger trainieren in Hangelar den Ernstfall
Foto: Axel Vogel

Sankt Augustin. Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen, müssen beide Teams sich aufeinander verlassen können, damit keine lebensgefährlichen Fehler passieren. Denn ein Hubschrauber ist kein normaler Arbeitsplatz. Und viel Platz bietet er Ärzten für ihre lebensrettenden Eingriffe auch nicht. Noch schwieriger wird es, wenn es sich bei den Patienten um Säuglinge und Kleinkinder handelt.

Um den Ernstfall zu trainieren, hat Marco Monnig ein Kursprogramm für den ADAC entworfen, das Ärzte und Sanitäter am Wochenende zum ersten Mal durchliefen. Eine solche Ausbildung hat es in Deutschland bisher noch nicht gegeben. Ort des Geschehens war der Hangelarer Flugplatz. "In erster Linie trainieren die Teilnehmer, in einem Team zusammen zu arbeiten", sagte Monnig, der bei der ADAC-Luftrettung Koordinator für den Intensivtransport ist.

"Bei einem Hubschraubertransport von Intensivpatienten muss einfach alles perfekt laufen, damit das Leben nicht unnötig gefährdet wird." Das fängt damit an, dass der Pilot weiß, wo er landen kann, und hört damit auf, dass der Arzt weiß, welche Geräte ihm zur Verfügung stehen und wie er sie nutzen kann. "Das größte Problem in einem Hubschrauber ist der Platzmangel", so Monnig.

Unter diesen Bedingungen zu arbeiten, müssten die Ärzte erst lernen. Für die koordinierte Julia Reckers vom Kinderherzzentrum in Sankt Augustin den Kurs. "Viele Ärzte steigen untrainiert in den Hubschrauber und wissen nicht genau, was sie machen können oder sollen", sagte sie. In Vorträgen diskutierten Mediziner und Mitarbeiter der ADAC-Luftrettung den "Interhospitaltransport", die Verlegung von Säuglingen und Kleinkindern von einer Klinik in eine andere.

In wirklichkeitsgetreuen Simulationen trainierten die Teilnehmer alle Stationen von der Patientenübernahme bis zur -übergabe. Experten aus Neonatologie (Neugeborenenmedizin), Pädiatrie (Kinderheilkunde) und Mitarbeiter der Kinderintensivpflege besprachen die Besonderheiten der Transporte, erklärten das medizinische Gerät und Behandlungsmethoden.

Luftfahrttechnische, rechtliche und organisatorische Aspekte spielen eine genauso wichtige Rolle wie medizinische. Höhepunkt des Kurses war die Simulation eines Inkubator-Transportes in einem Hubschrauber. In diesem transportablen Brutkasten können Kinder sicher an ihr Ziel gebracht werden. Die Teilnehmer übten in der ADAC-Wartungshalle.

Ein ADAC-Hubschrauber des Typs WK 117, der gerade repariert wird, diente als realistische Kulisse. Über Kopfhörer wurden sogar echte Fluggeräusche eingespielt. Die Säuglingspuppe, an der die Ärzte und Sanitäter trainierten, kostet stolze 50 000 Euro.

Dafür bietet sie aber verschiedene Szenarien, die über einen Computer eingespielt werden und von den anderen Kursteilnehmern per Videokameras beobachtet wurden. So litt ein Kind etwa an einer schweren Lungenerkrankung. Machten die Retter etwas falsch, liefen die Lippen blau an: Lebensgefahr für das Kind.

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