Ätzende Wolke raubt zwei Arbeitern den Atem

Undichte Fässer mit Aluminiumchlorid lagern in der Halle einer Spicher Speditionsfirma - Spezialisten bergen die Kanister - Bei der Dynitec fängt ein Behälter mit Lösungsmittel Feuer

  Banger Blick:  Feurwehrleute im Blauzeug und im Schutzanzug sowie Chemiker Hans-Heinz Heidbüchel schauen durch eine geöffnete Tür in die Lagerhalle der Spicher Spedition. Fotos: Ingo Eisner

Banger Blick: Feurwehrleute im Blauzeug und im Schutzanzug sowie Chemiker Hans-Heinz Heidbüchel schauen durch eine geöffnete Tür in die Lagerhalle der Spicher Spedition. Fotos: Ingo Eisner

Troisdorf. Eine Qualmwolke an einer mit 45 Aluminiumchlorid Fässern beladenen Palette schreckte am Freitagmittag gegen 11.27 Uhr zwei Mitarbeiter einer Speditionsfirma an der Brüsseler Straße in Spich auf. Die Behälter mit der Chemikalie, die der Bearbeitung von Aluminium dient, standen in einer Halle und waren offensichtlich undicht. Da die Kanister mit Feuchtigkeit in Verbindung gekommen sein müssen, entstand an einigen Deckelrändern Salzsäure. Wegen der Reizwirkung auf die Schleimhäute wurden die beiden unter Atembeschwerden leidenden Mitarbeiter in eine Klinik gebracht.

Die Feuerwehren aus Troisdorf, Siegburg, Niederkassel, Lohmar und eine Messgruppe aus Königswinter rückten aus. Hermetisch riegelten Polizisten die Brüsseler Straße im Gewerbegebiet ab. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, schickte der Einsatzleiter, Troisdorfs Stadtbrandinspektors Dietmar Klein, Feuerwehrmänner unter Atemschutz in schweren Schutzanzügen in die Halle. Erste Messungen ergaben keinerlei gesundheitliche Gefahren für die Bevölkerung. Aluminiumchlorid gibt es als weißes Pulver oder in fester Brockenform. Es entwickelt einen äußerst strengen Geruch. Bei Kontakt mit Wasser oder bei Erhitzen entsteht ätzende Salzsäure, deren Nebel schwere Schäden an Augen, Haut und Atemwege verursachen können. Beim Erhitzen entstehen zudem giftige Gase.

Nachdem die Wehrleute die Palette mit den Kanistern entdeckt und inspiziert hatten, war klar, dass alle Behälter von einer Spezialfirma entsorgt werden mussten. "Wir wissen nicht, ob alle Kanister beschädigt sind, darum müssen sämtliche Behälter abtransportiert werden", sagte Klein. "Der Aggregatzustand des Aluminiumchlorids ist fest. Der Stoff ist in gepresster Tablettenform in den Fässern enthalten, von denen etliche undicht sind", sagte Hans-Heinz Heidbüchel.

Er ist Produktionsleiter bei der Firma Oreca und wird von der Troisdorfer Feuerwehr bei Chemieunfällen als Experte hinzugezogen. Insgesamt 2,25 Tonnen des Stoffes, der zur Verätzung von Aluminium benutzt wird, befanden sich laut Heidbüchel in den Fässern. Am Nachmittag luden Spezialisten der Werksfeuerwehr von Bayer Leverkusen den Stoff aus den defekten Behältern in Bergungsfässer, die später von Mitarbeitern einer Entsorgungsfirma abtransportiert wurden.

Fast zeitgleich geriet gegen 11.30 Uhr aus bisher ungeklärter Ursache ein Lösungsmittelbehälter in einem Raum des Zündmittelherstellers Dynitec auf dem ehemaligen Dynamit-Nobel-Gelände in Brand. Laut Geschäftsführer Friedrich Heinemeier war das Feuer von Mitarbeitern gelöscht, bevor die alarmierte Werks- und ein Löschzug der Troisdorfer Feuerwehr eintrafen. Letztere konnten direkt weiter nach Spich fahren. Personen wurden nicht verletzt, der Sachschaden lässt sich noch nicht beziffern.

Mehr konnte am Freitag Werner Hesse erzählen. Den Schaden, der am Donnerstagabend beim Brand in einer Lackierkabine bei GKN-Walterscheid entstand, schätzt der Personalleiter auf "einige 100 000 Euro". Die Ursache für den Brand in der Fertigungshalle, in der zum Zeitpunkt der Verpuffung rund 100 Menschen arbeiteten und die sich alle in Sicherheit bringen konnten, versucht seit Freitag ein Gutachter zu ermitteln. "Gearbeitet werden kann in diesem Bereich momentan nicht. Wir geben erst einmal unsere Lackierarbeiten bei anderen Firmen in der Region in Auftrag."

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