Mahnmal für den Frieden 700 000. Besucher kam zur Brücke von Remagen

REMAGEN · Verblüffung bei den Stuttgarter Kabarettisten "Die Pinguine". Sie wurden im Friedensmuseum Brücke von Remagen persönlich durch Museumsgründer Hans Peter Kürten begrüßt, denn unter den 25 Busreisenden befand sich der 700 000. Gast seit der Eröffnung am 7. März 1980.

 Der 700 000. Besucher des Friedensmuseums kam mit einer Gruppe aus dem Schwabenland.

Der 700 000. Besucher des Friedensmuseums kam mit einer Gruppe aus dem Schwabenland.

Foto: Gausmann

Beim Empfang überreichte Kürten das von Remagener Realschülern verfasste Buch "Brücken bauen - Botschaften für den Frieden". Einer aus der Gruppe bekam es symbolisch in die Hand gedrückt. "Aber weil wir nicht sagen können, wer von Ihnen der 700.000ste ist, erhalten Sie nachher alle ein Exemplar", verriet Kürten.

Schon als Ministranten standen die "Pinguine" auf der Bühne. Seit 1968 touren sie durch ganz Deutschland. Den Namen zogen sie sich wegen ihrer schwarz-weißen Gewänder zu. Alljährlich unternehmen ehemalige und aktive Mitglieder gemeinsam eine Städtefahrt.

Das Remagener Ziel sprach die Schwaben aus gutem Grund an: "Wir sind die Kriegsgeneration, mein Vater ist im Krieg gefallen", erklärt einer. Kürten schildert eigenes Erleben: "Als 15-Jähriger musste ich Panzergräben ausheben und bin von Tieffliegern beschossen worden. Das war der Grund, warum ich hier ein Friedensmuseum wollte."

"Für den Krieg gebaut, im Krieg zerstört, sollen die Trümmer immer mahnen", steht auf einem der schwarzen Basaltpfeiler. Die Ausstellung in den westlichen Brückentürmen beleuchtet nicht nur die Geschichte des Bauwerks, das während des Ersten Weltkrieges auf Drängen der deutschen Generalität errichtet wurde, um mehr Truppen und Kriegsmaterial an die Westfront bringen zu können.

Trotz des martialischen Hintergrunds legte man Wert auf Ästhetik. So galt die "Ludendorff-Brücke" mit Bahngleisen und mit Fußgängersteg als eine der schönsten Stahlbrücken über den Rhein.

Am 7. März 1945 eroberte eine Vorhut der 9. US-Panzerdivision die Brücke, nachdem den deutschen Verteidigern zwei Sprengversuche fehlgeschlagen waren. Diese Eroberung ging als "Wunder von Remagen" in die Annalen der Geschichte ein, ermöglichte sie doch den alliierten Truppen einen unverhofften Fluss-Übergang.

Hitler vermutete Sabotage und ließ fünf seiner Offiziere durch ein Fliegendes Standgericht zum Tode verurteilen. Zehn Tage später stürzte die beschädigte Brücke ein und riss 28 amerikanische Soldaten in den Tod.

In den Türmen dokumentieren 60 Tagebucheinträge von Propagandaminister Joseph Goebbels die Bedeutung, die die Reichsführung dem alliierten Rheinübertritt bei Remagen beimaß und die propagandistisch wach gehaltene Illusion vom "Endsieg". Ein Dokumentarvideo der englischen Militärakademie Sandhurst zeigt das Geschehen um den 7. März 1945 in Wochenschauaufnahmen und Zeitzeugeninterviews.

Ausstellung berichtet mit Fotos und Objekten

Die Ausstellung erzählt von der Not der Remagener Bevölkerung, die sich vor Bombenangriffen im Wald versteckte, präsentiert Flugblätter, die im 2. Weltkrieg als psychologische Kriegführung millionenfach über Europa abgeworfen wurden. Sie berichtet mit Fotos und Objekten vom Elend der nach amerikanischen Angaben 252 592 Kriegsgefangenen in den Lagern bei Remagen und Sinzig Anfang Mai 1945. Sie will Mahnung sein gegen jeden Krieg.

Lange kämpfte Hans Peter Kürten, damals Bürgermeister, für die Einrichtung der Gedenkstätte. Sieben Jahre dauerte es, bis die Bundesbahn das Gelände verkaufte. Als sein Wunsch, die Brücke als Mahnmal für den Frieden zu erhalten, keine offizielle Unterstützung erfuhr und im Sommer 1976 die Brückenpfeiler aus dem Rhein entfernt wurden, hatte Kürten die Idee, kleine Brückensteine in Gießharz zu verkaufen.

Der enorme Marketingerfolg brachte mehr als 100 000 Mark ein, die als Anschubfinanzierung dienten, um die Türme zu entrümpeln, zu renovieren und zu beleuchten.

Archivalien wurden zusammengetragen, Bürger brachten Fotos und Erinnerungsstücke. Der heutige Stadtarchivar Kurt Kleemann ordnete die Sammlung, erstellte ein Konzept und Texte. 1980 konnte die Gedenkstätte eröffnet werden. Seit 2002 besteht eine komplett neue Dauerausstellung.

Was wenig bekannt ist: Das Museum ist keine städtische Einrichtung. Es wird vom Brückenverein mit eigenen Mitteln, Eintrittsgeldern, Brückensteinerlösen und Spenden unterhalten. Fachliche Förderung erhält es seitens der Stadt Remagen durch den Historiker Kleemann.

Geöffnet ist es vom 7. März bis 17. November täglich von 10 bis 17 Uhr, von Mai bis Oktober bis 18 Uhr sowie auf Anfrage.

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