Praxisgebühr im Kreis Ahrweiler Ärzte im Kreis Ahrweiler begrüßen die Abschaffung

KREIS AHRWEILER · Bis zu 120 Stunden zusätzliche Verwaltungsaufgaben pro Quartal sind für die Arzthelferinnen durch die Gebühr angefallen. Zeit, die jetzt wieder für andere Aufgaben genutzt werden könne, sagen die Ärzte im Kreis Ahrweiler. Auch die Patienten sind überwiegend positiv gestimmt.

"Seit dem 1. Januar 2004 sind wir bei gesetzlich versicherten Patienten dazu verpflichtet, pro Quartal bei ihrem ersten Besuch eine Praxisgebühr in Höhe von zehn Euro zu erheben. Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren sind von dieser Regelung befreit." Diesen Eintrag hat der Ahrweiler Mediziner Michael Berbig gestern von seiner Homepage gelöscht. Der 54-Jährige ist Vorsitzender des Ärztenetzes Mittelahr, in dem sich 88 Ärzte aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Verbandsgemeinde Altenahr und der Grafschaft zusammengeschlossen haben.

Mit der Löschung des Homepage-Eintrages reagierte Berbig auf die Abschaffung der Praxisgebühr. "Das haben wir schon lange gefordert, denn die Gebühr brachte unnötigen Verwaltungsaufwand. Auch wollten die Ärzte sich nicht als die Geldeintreiber der Krankenkassen sehen." Bis zu 120 Stunden zusätzliche Verwaltungsaufgaben pro Quartal seien für die Arzthelferinnen durch die Gebühr angefallen. Zeit, die jetzt wieder für andere Aufgaben genutzt werden könne.

"Der Stress für die Helferinnen wird weniger", begrüßt Berbig die Lösung. Und macht klar: "Das Ziel der Gebühr ist nicht erreicht worden. Die Deutschen bleiben Weltmeister beim Arztbesuch." Die erhoffte Verringerung der Arzt-Frequentierung sei ausgeblieben. Er rechne in Zukunft sogar mit einer Steigerung: "Es werden mehr Bagatellfälle kommen, in der Notdienstzentrale rechnen wir mit mehr Patienten."

Auch sei die Lotsenfunktion des Hausarztes ausgeklammert worden, denn die Patienten würden verstärkt direkt zu Fachärzten gehen. Berbig: "Damit wurde die Überweisungspflicht quasi abgeschafft. Aber es war richtig, die Praxisgebühr aufzuheben."

Das findet auch der Ahrweiler Zahnarzt Godehard Uthoff: "Gut, dass die Gebühr weg ist." Denn viele Patienten hätten tatsächlich gemeint, die Gebühr sei ein zusätzlicher Verdienst für den Arzt. "Dabei war der Aufwand höher, als das, was er uns gebracht hat", sagt der 63-Jährige. Für seine Praxis beziffert er den Verwaltungsaufwand mit rund 40 Stunden pro Quartal. Er rechnet jetzt aber auch damit, dass Patienten, die sich früher zum Quartalsende den Gang zum Arzt verkniffen hätten, jetzt sofort kämen. Aber: "Bei Zahnschmerzen kamen die sowieso."

Durchweg positiv sahen den Wegfall der Gebühr gestern die Patienten in den Wartezimmern. Doch es gab auch eine kritische Stimme. "Ich finde das falsch", sagte ein Patient dem General-Anzeiger. "Denn irgendwoher muss das Geld für die Kassen ja kommen. Welchen Namen man dem Kind dabei gibt, ist doch egal. Die legen das Ganze jetzt nur auf alle anderen um."

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