Ahr-Landrätin rund 100 Tage im Amt Cornelia Weigand setzt auf Netzwerke und neue Synergien im Kreishaus

Kreis Ahrweiler · Gut 100 Tage ist Cornelia Weigand Landrätin des Kreises Ahrweiler. Jetzt zog sie eine erste Bilanz. Für die Zukunft setzt sie auf Netzwerke und nachhaltige Innovationen beim Wiederaufbau des Ahrtals.

 Sichtlich guter Dinge: Landrätin Cornelia Weigand beim Pressegespräch im Kreishaus.

Sichtlich guter Dinge: Landrätin Cornelia Weigand beim Pressegespräch im Kreishaus.

Foto: Martin Gausmann

Sehr lang sähen ihre Arbeitstage aus. „Sie entsprechen dem sprichwörtlichen Marathon“, sagt Cornelia Weigand beim Pressegespräch in der Ahrweiler Kreisverwaltung nach rund 100 Tagen im Amt. Dabei sind etwa genauso viele ihrer Mitarbeiter wie Medienvertreter. Dieser Umstand steht sinnbildlich für die Botschaft, die Weigand damit vermittelt: Gemeinsam sind wir stark. Wörtlich sagt Weigand: „Wir sind ein großes Team.“

Mit Blick auf ihren Start in der Kreisverwaltung rekapituliert sie, dass der Fokus in der Anfangszeit auf dem Kennenlernen des Hauses gelegen habe. Parallel gehe es darum, die Menschen kennenzulernen. Die Menschen seien die Personen, die die Arbeit machen. Ihr gehe es um die Frage: „Wie kann ich unterstützen?“

Ihr Antrieb, so Weigand, sei, dass sie eine Situation wie bei der verhängnisvollen Flut im vergangenen Juli, bei der im Ahrtal 134 Menschen starben, nicht noch einmal erleben wolle. Als damalige Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, allein dort starben Weigand zufolge 33 Menschen, habe sie jeden Tag gesehen, wie die Situation vor Ort ist. „Viel Kraft“ will Weigand investieren, um das nicht noch mal zu erleben.

Etwas dämpfen müsse sie die Erwartungshaltung, überall präsent zu sein, in den Ortsgemeinden, bei Arbeitsgruppen, bei Firmen. „Keine Chance“ habe sie da überall zu sein. Sie müsse sich auf inhaltliche Arbeit fokussieren.

Eine großer Teil ihrer Arbeit habe in den vergangenen Wochen aus Netzwerken bestanden, mit dem Land, der Europäischen Union und Wissenschaftlern etwa. Klassische Themen seien zudem Härtefallanträge und die Abwicklung der Anträge auf finanzielle Hilfen von der rheinland-pfälzischen Investitions- und Strukturbank.

Wiederaufbau nicht gleich Aufbau

Weigand verweist darauf, dass nach der Flut Wiederaufbau nicht gleich Aufbau ist. „Der Wiederaufbaufonds heißt so, weil er den Wiederaufbau finanziert, wir aber wollen auch Innovation und nachhaltigen Aufbau“, gibt Weigand zu bedenken. Um den Unterschied zu verdeutlichen nennt sie zerstörte Schulen als Beispiel. Der Wiederaufbaufonds finanziere nur den Bau der Schulen in ihrer alten Form. Doch gebe es für Grundschulen ab 2026 eine Gesetzesänderung, die die Ganztagsbetreuung zur Pflicht mache. Der Aufbau solle nun natürlich mit Ganztag erfolgen, was allerdings einen weiteren Fördertopf nötig macht. Da gebe es keine „Standardlösung, auf die das Ministerium zurückgreifen kann.“

Was ihre eigene Behörde angeht, so kündigt Weigand eine Umstrukturierung des Personals an, die sich auch im Organigramm widerspiegeln soll. Es gehe darum, den Fokus auf den Aufbau nach der Flut zu legen – ein Thema das grundsätzlich mehrere Abteilungen in der Verwaltung betrifft. “Wir analysieren, wo wir Themen zusammenziehen können“, erläutert Weigand.

Tourismus soll wieder angekurbelt werden

Weigand kündigte ferner an, dass die Kreisverwaltung sich wieder im Bereich Tourismus engagieren will. Dabei soll der Kreis als „übergeordnete Klammer“ fungieren und den Austausch zwischen den touristischen Destinationen fördern. Eine Stelle sei dazu bereits genehmigt – sie müsse allerdings noch besetzt werden.

Wie der Zuständige beim Pressegespräch mitteilt, steht die Kreisverwaltung vor immensen Personalproblemen. Zwar seien nach der Flut insgesamt 60 neue Stellen genehmigt, doch noch längt nicht alle sind besetzt. Im Gegenteil: Momentan gebe es eine große Fluktuation im Kreishaus. Sprich: Mitarbeiter haben gekündigt. „Es sind keine einfachen Stellen. Wir brauchen Spezialisten, aber der Markt ist leer gefegt“, äußert er sich.

Weigand schränkt ein, dass es in einem großen Haus immer Fluktuation gebe. Aber nach der Flut sei die Arbeit „explodiert“.

Die Technische Einsatzleitung, deren Räume wegen ihrer Lage im Keller der Kreisverwaltung, in der Kritik standen, seien nun in die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung gezogen. Zwar sind die Räume dort nur vorübergehend, doch auf „sehr hohem Standard“, wie Weigand betont. Gespräche für eine langfristige Lösung laufen der Landrätin zufolge.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort