Internationaler Museumstag Ahrweiler Römerbad: Ein Museum im Untergrund

KREISSTADT · Am Sonntag war Internationaler Museumstag. Von großem Brimborium halten Bernd Walther und Michael Schneider aus der Kreisstadt wenig. Die beiden Hobbyarchäologen haben sich einem Projekt verschrieben, von dem nämlich kaum jemand Notiz nimmt.

 Bernd Walther in den Überresten des römischen Badehauses, über das die Bundesstraße 267 führt. Die Gitter trennen die Ausgrabungen von den Bahngleisen.

Bernd Walther in den Überresten des römischen Badehauses, über das die Bundesstraße 267 führt. Die Gitter trennen die Ausgrabungen von den Bahngleisen.

Foto: GÜNTHER SCHMITT

Denn das kleine Museum, in das sie Arbeit und eigenes Geld stecken, liegt quasi im Untergrund. Es ist das Römerbad unter der Ahrweiler Umgehungsstraße, das nur über 44 Stufen zu erreichen ist.

Tausende von Autos fahren täglich über die einstigen Baderäume einer römischen Villa, die 1912 bei Arbeiten für die Ahrtalbahn entdeckt wurden. Vor einem Holzschuppen überdacht rotteten die Ausgrabungen vor sich hin, bis 1980 die Umgehungsstraße gebaut wurde. Da wurde das Bad nebst seiner antiken Heizungs- und Serviceräume im Zuge des Fahrbahnbaus überdacht und mit einer Treppe zum Winzerweg versehen. Tür zu, Schlüssel umgedreht und das war's dann für das Objekt im Eigentum des Bundes.

Denn der Bund fühlte sich nicht weiter zuständig, und auch sonst hob keiner die Hand, etwas für das Römerbad tun zu wollen. Das fuchste Walther und Schneider gehörig, doch erst vor einem Jahr erhielten sie Schlüssel und Genehmigung, sich ehrenamtlich kümmern zu dürfen. "Da wurden zwei Verrückte gesucht und gefunden", sagt Walther über sein Engagement. Er und sein Freund sind von Kindesbeinen an von Geschichte und Archäologie fasziniert. Und daher auch bereit, sich einzusetzen. "Wenn was kaputt geht, kaufen wir die Ersatzteile und reparieren selbst. Da haben uns die kleinen Spenden der bisher 300 gezählten Besucher schon etwas geholfen. Denn Eintritt nehmen wir nicht."

Zu sehen sind neben den Mauerresten im unterirdischen Foyer aber auch drei liebvoll gefertigte Modelle, in die Bernd Walther Hunderte von Arbeitsstunden gesteckt hat. Sie zeigen die römische Höhensiedlung auf der Bunten Kuh bei Walporzheim, die keltische Fliehburg "Alte Mauer" im Ahrweiler Wald und einen Teil der 120 Hektar großen mutmaßlichen Eburonenstadt auf einer Anhöhe bei Bachem, die laut Walther bereits Cäsar mit "Eburodunum" in seinen Beschreibungen nach der zweiten Rheinüberquerung bei Neuwied gemeint haben könnte. Erst jüngst haben Walther und Scheider dort einen Tempelbezirk vermessen: 150 mal 450 Meter. Der Landesarchäologie in Koblenz ist die Fundstelle als "Ahrweiler 73" bekannt, öffentlich wird die Lage nicht gemacht. Auch weil dort Gold- und Silberfunde in Form von filigranem Schmuck (273 Einzelstücke) gemacht wurden. Die Identifizierung mit Eburodunum ist nach Meinung des Koblenzer Landesamtes jedoch "reine Spekulation".

Hoch im Kurs steht dennoch bei der Landesarchäologie die Arbeit von Walther, der "immer mit der Nase über den Boden geht". Bei Kanalarbeiten in der Bachemer Annastraße hat er zum Beispiel die "Kuh von Bachem" gefunden. Die kleine Skulptur, eine liegenden Kuh, wird von Experten auf 7500 Jahre datiert und gilt als einmalig in Europa. Deshalb liegt sie im Tresor der Landesarchäologie. 40 000 bis 50 000 Jahre alt sind die ältesten Funde von Walther: Pfeilspitzen und Klingen aus dem Ahrtal zur Zeit der Neandertaler.

Ein kleiner Teil der Bachemer Funde ist ebenfalls im Römerbad zu sehen. Und wenn Walther zu erzählen beginnt, wird's spannend. Auch wenn er erzählt, wie er einen Mammutzahn im Bachemer Tal oder gemeinsam mit Kollegen in der Grabungsstätte "An den Maaren" im Ahrweiler Wald Fußfesseln von römischen Gefangenen und Sklaven quasi per Zufall gefunden hat.

Infos

Nächster Öffnungstermin des Römerbades ist am Sonntag, 31. Mai, von 14 bis 16 Uhr. Dann bis Oktober alle 14 Tage an den Sonntagen mit gerader Wochenzahl zur selben Zeit.

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