Gesprächskreis Ahrwein "Aktuelles aus Brüssel"

AHRWEILER · "Aktuelles aus Brüssel" hieß das Thema beim jüngsten Gesprächskreis Ahrwein im voll besetzten Ahrweinforum in Ahrweiler.

Trauben in einer Steillage hoch über Ahrweiler.

Trauben in einer Steillage hoch über Ahrweiler.

Foto: Günther Schmitt

In einem Frage-und-Antwort-Spiel mit dem Publikum erläuterte der Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes, Rudolf Nickenig, die Zuständigkeiten der unterschiedlichen Gremien bei der EU und ihre Arbeitsweise. Das Thema Wein scheint dort nicht hoch angesiedelt zu sein. Zudem steht mit dem Iren Phil Hogan als Kommissar für Landwirtschaft und Weinbau ein Mann aus einem Land an der Schaltstelle, das wenig Bezug zum Wein hat.

Beleg könnte allein die Weinsteuer von 4,25 Euro pro Liter in Irland sein, die höchste in der EU, sagte Nickenig, die Mehrwertsteuer komme noch dazu. Es gehöre zur Politik in Europa, dass die kleinen Länder den Weinbaukommissar stellten.

Erschwerend ist offenbar, dass nicht den Parlamentariern, sondern den Kommissaren das Vorschlagsrecht für Gesetze zusteht. So habe etwa das Parlament eine Förderung des Steillagen- und Terrassenweinbaus beantragt, vom Kommissar sei der Vorschlag aber nicht aufgegriffen und damit auch nicht in die Diskussion eingebracht worden. Es sei wichtig, in Brüssel mit dem Wein als Kulturprodukt umzugehen, sonst drohe Schlimmes. Von den 97 Parlamentariern aus Deutschland hätten lediglich sechs einen landwirtschaftlichen Beruf erlernt. Wenigstens hätten sich 120 Abgeordnete für eine "Interessengruppe Wein" gemeldet.

Mit Spannung erwartet werde die neue Verordnung zu den Pflanzrechten, die den derzeit geltenden Anbaustopp für Wein in der EU ablösen solle. Angesichts der schwerfälligen Arbeitsweise könnten voraussichtlich erst 2016 neue Flächen mit Reben bepflanzt werden. Deutschland könne erst tätig werden, wenn die Vorgaben aus Brüssel feststünden.

Voraussichtlich werde festgelegt, dass pro Jahr und Anbaugebiet ein Prozent mehr Reben gepflanzt werden dürften. Deutschland könne dann selbst regeln, ob etwa ein niedrigerer Prozentsatz angesetzt werden solle oder ob etwa Steillagen bevorzugt werden sollten. Kurz streifte Nickenig das anstehende Freihandelsabkommen mit den USA, die vor den Niederlanden und Großbritannien wichtigster Abnahmemarkt für deutsche Weine sind.

Sehr konkret wurde die Thematik beim Vortrag der Weinküfermeisterin Astrid Rickert von der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr zur Lese 2014, die sich nach ihrer Aussage "kurz und schmerzvoll" gestaltet habe. In einem Kraftakt seien die Trauben geerntet und in die Keller gebracht worden, trotz niedriger Öchsle-Grade, beim Spätburgunder zwischen 75 und 78, schmeckten die Rotweine bereits "ganz ordentlich", sagte Rickert.

Angesichts der kleinen Mostgewichte werde viel Blanc de Noir produziert. Die Ausbeute an Saft und die Extrakte seien nach dem vielen Regen gut, die Säure baue sich gut ab. Rickert lobte die Winzer, die die Trauben gut ausgelesen hätten. Von der asiatischen Kirschessigfliege sei vor allem der Frühburgunder betroffen gewesen, nach einem Wetterumschwung hätten sich die Schädlinge etwas zurückgezogen, ein kalter Winter könnte sie dezimieren.

Das nächste Mal trifft sich der Gesprächskreis Ahrwein am Dienstag, 25. November, 19 Uhr, im Weingut Kloster Marienthal.

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