Keine Schnapsidee Altenahrer Gastronomen lassen aus Bier Hochprozentiges brennen

ALTENAHR · „Wolfgangs Aerosölchen“: Um ihren Gerstensaft in der Corona-Pandemie nicht verkommen zu lassen, haben Gastronomen aus Altenahr einen eigenen Schnaps kreiert.

Wolfgang Mönch (l.) und Klaus Nelles präsentieren den Bierbrand.

Foto: Christine Schulze

Wie aus Bier Schnaps wird? Am Anfang stand die Durchsicht der Kellerbestände im Hotel und Café Caspari, dem Betrieb der Familie Nelles in Altenahr. Der hatte, wie alle Gaststätten an der Ahr, im Lockdown schließen müssen. So blieb das Bier in den Fässern, geriet unbesehen in Vergessenheit. Nachdem die Landesregierung aber jüngst in Aussicht gestellt hatte, in der Osterwoche Außengastronomie zu erlauben, keimte auch bei der Familie Nelles wieder Hoffnung. Möglicherweise dürfte wenigstens die große  Sonnenterrasse in der Osterwoche geöffnet werden.

Gemeinsam wurden die Bestände inspiziert. Fazit: Das Bier war nach den vielen Monaten nicht mehr so, wie es sein sollte, nicht frisch genug für eine erholsame  Rast vom Wandern.  Schließlich hatten sich die Gastronomen durch immer neue Öffnungsaussichten, die dann aber nicht realisiert werden konnten,  gut mit Getränken eingedeckt. Am Ende blieben die Bestände liegen. Verkommen sollten die erfrischenden Tropfen aber nicht. „Wir lassen keine Lebensmittel verderben, und wir verschwenden nichts, das ist uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Stefanie Nelles.

Die rettende Idee kam von Wolfgang Mönch, ihrem Partner, der im Betrieb überall mit anpackt, wo Not am Mann ist. „Wir machen einen Bierbrand“, schlug er vor.  Allerdings lohnte die Menge des vorhandenen Biers nicht fürs Brennen, konnte aber durch Bestände vom Altenahrer Getränkevertrieb Zimmermann, wo infolge der Pandemie auch einiges liegengeblieben war, auf runde 1000 Liter gebracht werden.  Dann ging‘s zur Brennerei Brauweiler nach Meckenheim-Altendorf.

Was für die Ahr neu sein mag, ist dort Routine, berichtet Brennerin Laura Assenmacher. Denn bei Brauweiler wird auch Bier für Kölsch und für eine Brauerei in Düsseldorf destilliert. „Man muss es langsam und schonend machen, damit die Aromen von Malz und Hopfen nicht verloren gehen“, erläutert sie.  Dem Bier, das mit 4,8 Prozent Alkohol angeliefert wird, wird durch schonendes Erhitzen der Alkohol entzogen, er wird aufgefangen und abgekühlt. Für die Lieferung aus Altenahr waren vier Destillationsvorgänge erforderlich, mit jeweils 250 Liter.

Wie das so ist bei neuen Produkten, musste ein Name her. Die Familie einigte sich auf „Wolfgangs Aerosölchen“, denn schließlich kam die Idee vom Schwiegersohn. Flaschen wurden bestellt, in fröhlicher Runde ein Etikett entworfen und außerdem ein zündender Werbeslogan gefunden: „Probieren sie Ahrtals ersten Bierbrand! Da sind Hopfen und Malz vergoren!“ Gleich nach Bekanntwerden, klingelten die Telefone im Haus Caspari und bei Getränke Zimmermann. Das Publikum zeigte reges Interesse. Und die Gastronomen blicken mit etwas mehr Optimismus ins Frühjahr.