Verbandsgemeinde Altenahr Orte für Sport- und Schwimmunterricht fehlen

Altenahr · Im Schulträgerausschuss der Verbandsgemeinde Altenahr wurde schmerzlich deutlich, dass der Wiederaufbaufonds nur den alten Bestand finanziert: Wunsch und Wirklichkeit klaffen bei Themen wie Mensen oder behindertengerechtem Bauen weit auseinander.

 Die Grundschule Dernau ist aktuell in einem Container-Provisorium oberhalb von Marienthal untergebracht. Auf das Gutachten, ob sie überhaupt am alten Standort wieder aufgebaut werden kann, wartet die Verbandsgemeinde immer noch.

Die Grundschule Dernau ist aktuell in einem Container-Provisorium oberhalb von Marienthal untergebracht. Auf das Gutachten, ob sie überhaupt am alten Standort wieder aufgebaut werden kann, wartet die Verbandsgemeinde immer noch.

Foto: ahr-foto

Der Spagat zwischen Wollen und Können, zwischen Wunsch und Realität wurde deutlich im Schulträgerausschuss der Verbandsgemeinde (VG) Altenahr am Dienstagabend. Von den drei Grundschulen der VG hat die Flutkatastrophe zwei weitgehend zerstört, eine, die in Ahrbrück, mit heilbaren Blessuren zurückgelassen. Von der bestens ausgestatteten Realschule plus, der Regionalen Schule in Altenburg, stehen gerade noch Mauern. Jetzt befasste sich der Ausschuss mit der Zukunft der Bildungseinrichtungen für den Nachwuchs im zerstörten Ahrtal.

Bekanntlich hatten die Verantwortlichen für Übergangslösungen gesorgt, in Container-Anlagen in Marienthal und Gelsdorf. Aber auch dort liegt offenbar noch einiges im Argen. Wenigstens konnte VG-Bürgermeister Dominik Gieler ankündigen, dass Tafeln für die Grundschule Dernau, derzeit in Marienthal, geliefert würden. Aus der Lehrerschaft wurde angeregt, für Beschattung der baumlosen Schulhöfe in der warmen Jahreszeit zu sorgen.

Wie Gieler weiter ausführte, wurde der Auftrag für zwei Container-Sporthallen – für die Provisorien in Gelsdorf und Marienthal – vergeben, sie könnten wohl ab Ende Mai benutzt werden. Am Sportunterricht entzündeten sich die Geister im Ausschuss. Bei dem Thema meldet sich in der Regel Ratsmitglied Berthold Phiesel (FDP), ehemaliger Leiter eines Gymnasiums, energisch zu Wort. In der Tat ist es schwierig, Hallen zu finden, in denen die Kinder trainieren können. Wenigstens kommt die Ahrtalschule zweimal wöchentlich in einer Halle in Ahrweiler unter. „Andere turnen draußen“, führte Gieler aus. Problem sind die Busfahrten zum Sportunterricht. „Drei Wochenstunden sind Pflicht“, führte Phiesel an. Er schlug vor, in Kalenborn nach Stunden in der Halle zu fragen.

Zur Prüfung: Anschaffung eines mobilen Schwimmbeckens für die Sommermonate

Der Schwimmunterricht war seit Schließung des Bades in Adenau ohnehin ein Dilemma. Er fand für die meisten Klassen nicht statt, lediglich die Dernauer fuhren nach Bad Neuenahr. Diese Möglichkeit besteht derzeit nicht. Aus dem Ausschuss wurde vorgeschlagen, ein Lehrschwimmbecken für alle Kinder in der VG anzuschaffen, was wiederum an den Finanzen scheitert. Schwimmkurse sind auf Jahre ausgebucht, war aus der Lehrerschaft zu hören, wie die Sporthallen seien auch die Schwimmbäder in der Umgebung vormittags ausgebucht.

„Den Schwimmbädern fehlt auch das Personal, darum kann der Bedarf nicht gedeckt werden“, führt Werner Söller, Leiter des Jugendbüros der VG, an. Er wolle recherchieren, ob für die Sommermonate ein mobiles Schwimmbecken beschafft werden könne.

Der Spagat zwischen Wunsch und Wirklichkeit wurde vor allem beim Thema Wiederaufbau der Schulgebäude deutlich. Wunsch der VG ist es, die Häuser, die alle schon viele Jahre auf dem Buckel hatten, nach den neuesten Anforderungen und gesetzlichen Richtlinien aufzubauen. Allerdings finanziert der Wiederaufbaufonds nur die Wiederherstellung des Alten. Dazu gehören weder Mensen noch Differenzierungsräume, noch etwa ein Aufzug für gehbehinderte Kinder. Wie Peter Hau vom Planungsbüro Julius Berger International ausführt, sind Differenzierungsräume vor allem für die Förderung von Migranten und für den Klassen-übergreifenden Ethikunterricht erforderlich. Das Büro plant den Wiederaufbau der Schulen für die VG.

Die Regionale Schule und die Grundschule Altenburg wurden zwar von der Flut unbrauchbar gemacht, sie liegen merkwürdigerweise aber nicht innerhalb der derzeit gültigen Überflutungsgrenze. Das heißt, es muss nicht Hochwasser gerecht gebaut werden, die Erdgeschosse gelten als Schulräume. Trotzdem schlug das Planungsbüro vor, an der Regionalen Schule zum Schutz die Technikräume mit den empfindlichen Geräten ins Obergeschoss zu verlegen. Phiesel schlug auch vor, beim Wiederaufbau der Schulen in Altenburg zu untersuchen, ob einige Räume von beiden Schulen genutzt werden könnten und was mit Fördermitteln finanziert werden könne. Als Problem wurde gesehen, dass durch den Wiederaufbau nicht mehr Räume bereitgestellt werden, als ursprünglich zur Verfügung standen. „Nach jetzigem Eindruck bekommen wir das selbe, was wir hatten“, sagte Phiesel und plädierte vor dieser Aussicht für den kompletten Neubau aller Schulen. „Wir bekommen nicht drei neue Schulen finanziert“, stellte der Bürgermeister Gieler dagegen.

Scheint es derzeit so, dass die Schulen in Altenburg am alten Standort saniert werden, steht das für die Grundschule Dernau nicht fest. Hier war vor Monaten beschlossen worden, ein Gutachten einzuholen, ob Sanierung oder Abriss und Neubau wirtschaftlicher seien. Das Gutachten liegt bislang nicht vor. Anfang Mai sollen die offenen Fragen für alle Schulen geklärt werden. Dabei geht es auch um die künftige Beheizung etwa mit Wärmepumpen, Hackschnitzeln, Erdwärme.

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