Wiederaufbau in Altenahr Studenten präsentieren Konzept einer Ahr-Promenade

Altenahr · In Altenahr präsentieren Studenten Wiederaufbau-Konzepte für das Flussufer der Ahr, für Überschwemmungsflächen, Dorfplätze sowie Sport- und Spielplätze. Entwickelt haben sie das Modell einer Ahr-Promenade zwischen Kreuzberg und Reimerzhoven. Dafür müssten sich aber etablierte Hotels und Restaurants umorientieren.

Frische Impulse nach der Flut: Landschaftsarchitektin Lena Flamm (Mitte) präsentiert gemeinsam mit Studenten das Wiederaufbau-Konzept „Altenahr im Wandel“.

Frische Impulse nach der Flut: Landschaftsarchitektin Lena Flamm (Mitte) präsentiert gemeinsam mit Studenten das Wiederaufbau-Konzept „Altenahr im Wandel“.

Foto: ahr-foto

„Unglaublich, was in einer Woche an tollen Ideen entwickelt werden kann!“ Hellauf begeistert war das Publikum bei der Präsentation des Studenten-Workshops „Altenahr im Wandel – Ideen für die Räume am Fluss“ in Kreuzberg. Unter der Leitung von Anna Lundqvist von der Brandenburgischen Universität Cottbus und Lars Hopstock von der Technischen Hochschule Kaiserslautern hatten unter Mitwirkung von Landschaftsarchitektin Lena Flamm (Berlin) und Markus Bleffert vom Wiederaufbau-Ausschuss Altenahr zehn Studenten der beiden Universitäten eine Woche lang gestalterische Lösungen und Strategien für Flussufer, Überschwemmungsflächen, Dorfplätze sowie für Sport- und Spielplätze erarbeitet. Und die kamen hervorragend bei den etwa 50 Interessierten aus Altenahr an.

Außengastronomie soll am Ufer platziert werden

Die Ahr wurde dabei als „grünes Rückgrat“ zwischen Kreuzberg und Reimerzhoven gesehen, auf die sich künftig das Leben im Ort beziehen soll. „Wir wollen die Ahr von der Rückseite zur Adresse machen“, forderte Flamm, dass die Hotels und Restaurants in Altenahr künftig zur Ahr hin ausgerichtet sein müssten, dadurch werde mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität gewonnen. Ohnehin müsse der Ahr mehr Platz gegeben werden, Retentionsräume könnten zugleich als grüne Freiräume genutzt werden. Der alte Campingplatz zwischen Altenburg und Altenahr könnte zur Spiel-, Sport-, Spaß- und Feierfläche werden mit einer Auenlandschaft in direkter Nähe. Eine Ahrufer-Promenade diene als „verbindendes Element“ der drei Ortsteile und könnte die Erlebbarkeit des Flusses stärken. Am Weingut Sermann in der Seilbahnstraße schlagen die Studenten „Weingärten“ vor mit einer Vinothek, in der sämtliche Winzer von der Ahr vertreten sind, und einem „Ahrstrand“ in direkter Nachbarschaft. Ein Rad- und Wanderweg an der Ahr böte die Möglichkeit, Außengastronomie bis an das Ufer heranzuführen.

Zudem müsse der Wiederaufbau als Chance gesehen werden, Siedlungsraum und Kulturlandschaft besser zu definieren und zu stärken. Zwischen Bahnhof und Tunnel gebe es jede Menge Optimierungspotenzial. Vor allen Dingen soll bei Neubauprojekten der architektonische Bezug zur historischen Bausubstanz im Ort gewahrt bleiben. Besonders der in Altenahr sehr häufig anzutreffende „Knick“ im Satteldach sei ein prägendes Element, das auch bei Neubauten wieder aufgenommen werden solle.

Altenahrer begrüßen Idee eines mobilen Erinnerungs- und Zukunftsortes

Kernelement einer „Lebendigen Ortsmitte“ wäre der Bahnhofsvorplatz, der eine multifunktionale Nutzung erfahren soll. Neben einem Festplatz zwischen Bahnhof, Brücke und Ahr mit Außengastronomie könnte ein Vollsortiment-Supermarkt angesiedelt werden mit Wohnungen samt Dachgarten im Obergeschoss und einer Tiefgarage. Auf der gegenüberliegenden Seite, vor dem Hotel „Zur Post“, könnte als Gegengewicht ein kleines Dreieck zum Aufenthaltsplatz gestaltet werden. Überlegenswert sei es, die Brückenstraße künftig verkehrsberuhigt zu gestalten und den Parkplatz des Hotels Ruland unterhalb der Kirche zum Begegnungsplatz zu machen. „Baulücken aufwerten und nutzen“ könne man mit einer temporären Bebauung aus leicht auf- und abbaubaren Installationen. Mit gespannten Tüchern oder Netzen könne Farbe in die urbane Landschaft gebracht und so die Zwischenräume aktiviert werden. Die Installationen seien flexibel nutzbar und für jede Baulücke individuell gestaltbar.

Nicht zuletzt wollen die Studenten etwas gegen das Phänomen der „Hochwasser-Demenz“ tun. Um das Hochwasser als zeitgeschichtliche Ereignis touristisch zu erschließen, könnten daher ausgewählte Fassadenschäden wie die „gebrochene Ecke“ in Kreuzberg oder der Ölfleck am Altenahrer Rathaus auffällig gestaltet und Wasserstände im Gebäudebestand visualisiert werden. Auch Relikte wie Brückenpfeiler könnten modern inszeniert werden, beispielsweise mit Hologrammen. Besonders reizvoll fanden die Altenahrer die Idee eines mobilen Erinnerungs- und Zukunftsortes. Dafür könnte ein mobiler Bauwagen als Vinothek umgebaut werden, der nicht nur Wein aus dem Ahrtal, sondern auch Geschichten transportieren würde.

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