Landkreis Ahrweiler Angst vor der Altersarmut

KREIS AHRWEILER · Im Landkreis Ahrweiler verdienen Angestellte und Arbeiter weniger als in anderen Regionen der Republik. Jeder zweite Vollzeitbeschäftigte mit sozialversichertem Job verdiente 2010 im Kreis weniger als 2453 Euro brutto im Monat. Dies geht aus einer Statistik des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Koblenz hervor.

 Verdient mehr: Männlicher Arbeitnehmer.

Verdient mehr: Männlicher Arbeitnehmer.

Foto: dpa

Außerdem: Männer verdienen im Kreis Ahrweiler erheblich mehr als Frauen. Die Ausarbeitung basiert auf den Arbeitgebermeldungen zur Sozialversicherung. Dabei kommt der Gewerkschaftsbund zu dem Ergebnis, dass Vollzeitbeschäftigte im Kreis Ahrweiler durchschnittlich 250 Euro im Monat weniger als im rheinland-pfälzischen Durchschnitt und auch deutlich weniger als in allen alten Bundesländern hinweg (minus 382 Euro Bruttomonatslohn) verdienen.

Ein kräftiges Gefälle gibt es zwischen den Löhnen, die Männer und den Löhnen, die Frauen gezahlt werden: Im Schnitt verdienten Männer 2660 Euro brutto im Monat, bei den Frauen sind es lediglich 1958 Euro. "Dieser Verdienstunterschied erklärt sich wesentlich durch die geschlechtsspezifischen Tätigkeitsschwerpunkte. So arbeiten Frauen häufig im Dienstleistungssektor mit einem relativ niedrigeren Entlohnungsniveau gegenüber dem produzierenden Gewerbe, wo Männer häufiger tätig sind", erklärte der DGB. Aber auch die Lohndiskriminierung von Frauen habe einen Einfluss auf diese Zahlen. Wer keine abgeschlossene Berufsausbildung hat, verdient im Kreis Ahrweiler ebenfalls weniger als in anderen Bundesländern, nämlich nur 2306 Euro.

Auch Hochschulabsolventen haben im Kreis Ahrweiler weniger im Portemonnaie (4074 Euro) als im bundesweiten Durchschnitt (4933 Euro). In Rheinland-Pfalz liegt der Mittelwert bei 4659 Euro.

Auch ging der DGB auf das künftige Niveau der Renten ein: "Die Angst vieler Beschäftigter, dass sie mit ihrer Rente im Alter nicht auskommen, ist nicht unbegründet." Insbesondere Frauen sowie Arbeiter ohne abgeschlossene Berufsausbildung seien oftmals von Altersarmut bedroht. Durch die geplante Senkung des Rentenniveaus auf 43 Prozent müssten Beschäftigte mit einem Einkommen von 2500 Euro im Monat 35 Jahre in die Rentenkasse einzahlen, um etwas mehr als Hartz IV im Alter zu bekommen.

Bei einem Monatseinkommen von 2200 Euro drohe bei Renteneintritt gar Sozialhilfebedürftigkeit, selbst wenn man 40 Jahre gearbeitet und regelmäßig seine Rentenbeiträge gezahlt habe. Problem: 2010 verdiente mehr als die Hälfte aller vollzeitbeschäftigten Frauen im Kreis Ahrweiler weniger als 2200 Euro.

Rund 28.000 Menschen sind derzeit im Kreis Ahrweiler sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dies bei einem Einwohnerstand von derzeit etwa 128.000 Menschen. Das heißt: Nur etwas mehr als ein Fünftel (21,8 Prozent) der Kreisbevölkerung steht in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Allerdings gibt es im Landkreis zahlreiche Selbstständige, die von dieser Statistik nicht erfasst sind.

Im erwerbsfähigen Alter (20 bis 64 Jahre) sind im Kreis Ahrweiler 37 480 Männer und 36 782 Frauen, zusammen also 74 263 Menschen. Im Rentenalter befinden sich 29.340 Kreisbewohner. Ihnen stehen lediglich 23.841 Kinder und Jugendliche gegenüber. Fließen in die Rentenstatistik in wenigen Jahren die geburtenstarken Jahrgänge ein, dann verändert sich der Schlüssel zwischen Kindern und Jugendlichen, also den künftigen Beitragszahlern in die Sozialversicherungssysteme, und Rentenempfängern weiter dramatisch.

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