Success Preis Rheinland Pfalz Auszeichnung für Sinziger Geodaten-Spezialist

Sinzig / Mainz · Schon früh setzte ein Sinziger Wissenschaftler auf die Monetarisierung von Daten. Für seine Arbeit, die beispielsweise zur Identifikation von Freiflächen für Solaranlagen dient, wurde er nun mit dem Success Preis des Landes Rheinland Pfalz ausgezeichnet.

 Die CISS TDI GmbH Sinzig wurde im Oktober 2022 mit dem Success-Preis 2022 ausgezeichnet (v.l.): Wirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz Daniela Schmitt, Daniel Höck (CISS TDI GmbH Sinzig), Richard Figura, (Geschäftsführer der Firma CISS TDI GmbH) und Ulrich Link (Geschäftsführer/Vorstand der ISB).

Die CISS TDI GmbH Sinzig wurde im Oktober 2022 mit dem Success-Preis 2022 ausgezeichnet (v.l.): Wirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz Daniela Schmitt, Daniel Höck (CISS TDI GmbH Sinzig), Richard Figura, (Geschäftsführer der Firma CISS TDI GmbH) und Ulrich Link (Geschäftsführer/Vorstand der ISB).

Foto: ISB

Dass Daten das Gold des heraufziehenden digitalen Zeitalters werden würden, das war dem aus Sinzig stammenden Diplom-Mathematiker Joachim Figura bereits während seines Studiums Ende der 1970er-Jahre in Bonn klar. Konsequent also, dass er sich, lange bevor es Google Maps, Smartwatches und Jedermann-Navigationsgeräte fürs Auto, für Fahrradfahrer und Fußgänger gab, auf Geodaten spezialisierte und die heute in Sinzig ansässige CISS TDI GmbH gründete. Das ist die Abkürzung für „CAD / CAM Informationssysteme Systemanalyse Software Gesellschaft für Technische DV Informationssysteme mbh“.

Dafür, dass sein Vater damit vor mehr als 40 Jahren richtig gelegen hat, konnte der promovierte Richard Figura, inzwischen Co-Geschäftsführer des von seinem Vater gegründeten Unternehmens, kürzlich in Mainz die Bestätigung abholen: Für die Entwicklung eines webbasierten Systems zur bundesweit einheitlichen Beschaffung und Verarbeitung von Kataster- und Liegenschaftsdaten wurde das Unternehmen aus der Barbarossastadt von Wirtschaftsministerium und Investition- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) mit dem Success-Preis und einer Prämie von 5000 Euro ausgezeichnet. Unter dem Motto „Success – Vorsprung durch Innovation“ veranstalten die ISB und das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau jährlich einen Wettbewerb zur Auszeichnung technologischer Innovationen in Rheinland-Pfalz.

Über das System von CISS können öffentliche und privatwirtschaftliche Kunden länderübergreifend Geodaten abrufen, um sie beispielsweise bei der Planung von Verkehrs-, Infrastruktur- und Telekommunikationsprojekten zu verwenden. Die Geodaten von CISS können helfen, Gebiete zu identifizieren, in denen beispielsweise Bahn- oder Leitungstrassen, Windkraft- oder Photovoltaikanlagen wirtschaftlich sinnvoll geplant werden können. Wer für diese Zwecke Liegenschaftsdaten benötigt, kann sie einfach und schnell über den von CISS entwickelten Onlineshop beziehen.

Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt lobte bei der Preisvergabe in der Landeshauptstadt, dass die Geodaten-Spezialisten aus Sinzig, die vor vielen Jahren im ehemaligen Kreissparkassen-Gebäude an der Barbarossastraße, schräg gegenüber dem Schloss, untergekommen sind, „einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes“ leisten. Und ISB-Vorstandsmitglied Ulrich Link ermunterte bei der Feier alle Unternehmer im Land dazu, „althergebrachte Geschäftsmodelle zu hinterfragen und durch eigene Visionen ersetzen“. Neben CISS wurden bei dieser Feier sechs weitere kleine und mittlere Unternehmen ausgezeichnet und mit Prämien in einer Gesamthöhe von 65.000 Euro bedacht, die sich mit selbst entwickelten neuen Produkten, Verfahren, technologieorientierten Dienstleistungen und anspruchsvollen IT-Vorhaben hervorgetan haben.

Wachstumsfeld: Erweiterung im Klima- und Wetterdaten

Das Geschäftsmodell des Sinziger Unternehmens bestehe darin, dass CISS Geodaten beschafft, mit Hilfe selbst entwickelter Software-Werkzeuge aufbereitet und über den eigenen Onlineshop oder andere Plattformen bereitstellt, sagte Richard Figura auf GA-Anfrage. CISS plane derzeit eine Erweiterung seines bundesweit einzigartigen Onlineshops, beispielsweise um die Möglichkeit, auch Klima- und Wetterdaten abzurufen.

Die benötigten Geodaten bezieht CISS dabei vor allem von den Landesvermessungsämtern, aber beispielsweise auch von Wetterdiensten. Eine Kernkompetenz der Sinziger besteht dabei darin, die Daten des föderal organisierten Vermessungswesens homogen zu machen. Denn die Vermessungsämter der Bundesländer veröffentlichen ihre Daten in unterschiedlichen Formen und Formaten. Das kann bei Unternehmen insbesondere dann zu Problemen führen, wenn sie über Ländergrenzen hinweg arbeiten. „Die amtlichen Daten sind häufig zu groß, zu komplex und zu heterogen, als dass unsere Kunden damit ohne Unterstützung arbeiten können“, erläutert Figura, „wir bereiten sie deshalb mundgerecht auf.“ In manchen Fällen bringen CISS-Kunden aber auch ihre eigenen Daten mit, beispielsweise wenn es um Trassenverläufe von Leitungssystemen geht.

Zum Kundenkreis von CISS gehören Energieversorgungsunternehmen, die Leitungssysteme planen und bauen möchten oder die Flächen suchen, die sich als Standorte für Windkraft- oder Freiflächen-Solaranlagen eignen. Außerdem beraten und unterstützen die Sinziger Behörden, die vom Gesetzgeber dazu verpflichtet wurden, Vorgaben des Onlinezugangsdatengesetz umsetzen und Geodaten nach bestimmten Standards bereit zu stellen.

CISS hat sich aus ganz kleinen Anfängen heraus entwickelt. Joachim Figura gründete das Unternehmen 1982, nachdem er von 1971 bis 1979 an der Uni Bonn Mathematik studiert und anschließend zwei Jahre lang bei einem Kölner Unternehmen gearbeitet hatte. Nachdem sein Geschäftspartner ausgeschieden war, wurde er Alleininhaber und zog 1994 mit seiner Firma nach Sinzig um. Heute besteht das CISS-Team aus mehr als 40 Mitarbeitern – darunter Mathematiker, Informatiker, Geografen, Meteorologen und eine Biologin.

Seit 2022 kooperiert CISS mit dem Rhein-Gymnasium Sinzig, an dem Juniorchef Richard Figura im Jahr 2004 selbst Abitur gemacht hat. Seitdem haben Schüler die Möglichkeit, bei CISS Praktika zu absolvieren und dabei den Umgang mit Geodaten und Geoinformationssystemen kennen zu lernen. Außerdem können die Schüler praxisorientierte Projekt- und Forschungsarbeiten durchführen.

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