Bäderlandschaft in Bad Neuenahr Ahr-Thermen sollen privatisiert werden

KREISSTADT · Wie geht es weiter mit den Ahr-Thermen? Die Diskussion im Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler ließ erkennen, dass mittelfristig eine Privatisierung des Bades angestrebt wird.

 In den Ahr-Thermen gab es 2018 einen Besucherschwund, der, neben anderen Faktoren, für das Defizit des Bades verantwortlich ist.

In den Ahr-Thermen gab es 2018 einen Besucherschwund, der, neben anderen Faktoren, für das Defizit des Bades verantwortlich ist.

Foto: Martin Gausmann

„Nein, so ein Jahr wie 2018 brauchen wir nicht mehr.“ Dieser Satz von Maternus Fiedler, Geschäftsführer der Ahr-Thermen in Bad Neuenahr, sagte vor dem Stadtrat am Montagabend eigentlich alles. Fiedler präsentierte den Jahresabschluss 2018, der letztlich einstimmig vom Rat genehmigt wurde. 4500 Gäste weniger allein im ersten Quartal als im Vorjahr durch die Grippewelle, zwölf statt fünf Tage Grundreinigung und dann wochenlange Probleme mit den Whirlpools. Im Jahr 2018 besuchten 152.528 Gäste die Thermen, 2017 waren es 161.996 Gäste, ein Minus von sechs Prozent. Im Jahr 2018 besuchten 152.528 Gäste die Thermen, 2017 waren es 161.996 Gäste, ein Minus von sechs Prozent. Das entspricht 433 Gästen pro Tag im Vergleich zu 453 in 2017. Der Fehlbetrag in der Bilanz beläuft sich auf rund 632.000 Euro. Dies bei einer Bilanzsumme von rund 726.000 Euro und einem Umsatz von 2,68 Millionen Euro.

Auch wenn Fiedler für das aktuelle Jahr von besseren Zahlen sprach (468 Besucher pro Tag und 80.000 Euro weniger Verlust im ersten Halbjahr als 2018), hängen die Thermen am Tropf der Stadt.

Auch deshalb sah und sieht CDU-Fraktionschef Christoph Kniel Handlungsbedarf. In einer Klausur habe der Haupt- und Finanzausschuss „strategische Entscheidungen nach Grundlagenermittlungen und aktualisierter Sanierungsstudie angestoßen“. Liegen diese Ergebnisse vor, will der Ausschuss erneut in Klausur gehen und dem Rat Vorschläge unterbreiten. Dies mit dem Ziel, „mittelfristig eine Privatisierung des laufenden Betriebs herbeizuführen“.

Für eine neue Betriebsform sprach sich auch SPD-Fraktionschef Werner Kasel aus, sah aber auch, dass es auch dann finanzielle Unterstützung durch die Stadt als Eigentümer geben müsse. Den aktuellen Fehlbetrag rechnete Kasel auf die Besucherzahlen runter, was rund 4,15 pro Thermen-Gast ausmacht. „Wir meinen, dass dies kein verlorenes Geld für die Stadt ist, im Gegenteil trägt es zur Attraktivität unserer Stadt und damit zum Tourismus bei.“ Der Lagebericht Fiedlers weise aus, dass das „hochmotivierte Team der Therme, alles tut, das Unternehmen in einer erfolgreiche Zukunft zu führen“.

1,7 Millionen Euro aus städtischem Etat

Das alles anerkannte auch Gregor Sebastian für die FWG, kann sich allerdings „nur schwer vorstellen“, unter „diesen Voraussetzungen die Ahr-Thermen durch eine Verpachtung oder Verkauf dem freien Markt zuzuführen“. Sebastian bestätigte aber auch, das „Bad Neuenahr nicht die rote Lampe trägt“, sondern „vergleichbare Bäder durchaus noch höhere Fehlbeträge aufweisen“. Was der Fraktionschef der Freien Wähler mit Blick auf die „immer hervorgehobene touristische Bedeutung der Ahr-Thermen“ jedoch im nächsten Geschäftsbericht haben will, sind mehr Informationen: zur Bedeutung für Übernachtungszahlen, zur Bedeutung der Tagesgäste für die Stadt und zur Nutzung der Thermen durch Einheimische. „Eine entsprechende Gästebefragung sollte schnell in die Tat umgesetzt werden“, fordert Sebastian.

Und er stellte provokant die Frage, „wie lange sich die Stadt ihre Bäderlandschaft noch leisten kann“. Denn neben den Ahrthermen habe das Twin im Haushaltsjahr 2019 einen Zuschussbedarf von 877.000 Euro und das Freibad in Ahrweiler von 136.000 Euro. „Insgesamt werden die drei Schwimmbäder somit allein in diesem Haushaltsjahr mit rund 1,7 Millionen Euro im städtischen Etat zu Buche schlagen“, rechnete Sebastian vor, der „von der Verwaltung ein tragfähiges Bäderkonzept erwartet, welches eine Antwort auf die Frage gibt, wie viele und welche Schwimmbäder die Stadt braucht und sich leisten kann“.

Der Konter von Bürgermeister Guido Orthen kam umgehend: „Das ist eine politische Frage. Das muss der Rat entscheiden. Die Stadt wird keinen Vorschlag zur Schließung eines Bades unterbreiten. Hier müssen keine Probleme auf den Tisch, sondern Lösungen.“ Auch deshalb war für FDP-Sprecher Rolf Deißler klar: „Wir stehen zu den Thermen. Es ist das Schwimmbad der kleinen Pensionen und Ferienwohnungen.“ Und Werner Schüller (CDU) unterstrich: „Das Bad ist wichtig für das Bad im Stadtnamen.“

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