Flutkapelle in Walporzheim Geplantes Gotteshaus soll Bewältigung der Katastrophe dienen

Walporzheim · St. Donatus: In Walporzheim entsteht eine Kapelle zum Gedenken an die Opfer der Flut. Die Einweihung ist für den zweiten Jahrestag der Katastrophe vorgesehen.

DIe Bodenplatte ist bereits gegossen. Am zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe soll die Kapelle St. Donatus eingeweiht werden.

DIe Bodenplatte ist bereits gegossen. Am zweiten Jahrestag der Flutkatastrophe soll die Kapelle St. Donatus eingeweiht werden.

Foto: AHR-FOTO

Die Bodenplatte ist bereits gegossen, dennoch drängt die Zeit. In einer scharfen Kurve am Winzerweg oberhalb von Walporzheim soll bis zum Samstag, 15. Juli, dem zweiten Jahrestag der Ahr-Flutkatastrophe, eine Flutkapelle gebaut werden. Ihr von den Initiatoren zugedachter Zweck: Sie soll an die Opfer erinnern, die das Hochwasser forderte, insbesondere an die 134 Todesopfer, die die Flut zwischen Dorsel und Sinzig forderte. Und an die beiden Menschen, von denen seit der Katastrophe immer noch jede Spur fehlt. Das sagte Harald Knieps, Kassierer des Freundeskreises der Kapelle St. Josef in Walporzheim und Organisator des Kapellen-Bauvorhabens. Der Name, den die neue Kapelle tragen soll lautet St. Donatus.

Unzählige Standorte hätten sich in der engeren Auswahl befunden und seien vor der Entscheidung besichtigt worden, ergänzte Knieps bei einem Pressetermin in der St.-Josef-Kapelle. Der Standort, auf den die Wahl fiel, 200 Meter östlich der Felsnase Bunte Kuh gelegen, sei „ein besonders markanter“, ist Knieps überzeugt. „Schöner geht‘s nicht“. Besucher des kleinen Gotteshauses könnten direkt auf die Standorte der drei Ahr-Brücken blicken, die bis zur Flut oberhalb von Walporzheim standen. Als diese Brücken zerstört wurden, habe in der Fluchtnacht in diesem Tal-Abschnitt „das Elend für das untere Ahrtal seinen Anfang genommen“. Der auserkorene Standort biete aber auch einen direkten Blick durchs Tal in Richtung Osten bis hinunter zum Mündungsgewässer, dem Rhein.

Harald Knieps (links) stellt dem Kapellenvereinvorstand die Baupläne vor.

Harald Knieps (links) stellt dem Kapellenvereinvorstand die Baupläne vor.

Foto: AHR-FOTO

Nach dem Willen der Initiatoren ist die Kapelle als „Ort der Besinnung, Bewältigung und Verarbeitung der Katastrophe“ gedacht, erläuterte Knieps. Drei Unternehmer hatten ihm wenige Tag nach der Flut angeboten, eine Gedenkkapelle zu bauen: Klaus Mohr, Geschäftsführer der Bruchsaler Firma Stexon, Hubert Schafitel von der Firma Schafitel-Holzbau in Rheinstetten im Allgäu, und der Dachdecker Marco Hermann aus Rheinböllen von der Firma Hermann-Bedachungen in Rheinböllen. Der Fluthelfer und Lohnunternehmer Markus Wipperfürth, der sich mit der St.-Josef-Kapelle im Dorfkern von Walporzheim besonders verbunden fühle, habe 10.000 Euro gespendet. Auch der Mayener Architekt Christian Kistner bringe sich in den Bau der 30 Quadratmeter großen und aus einer Holzkonstruktion mit Schieferdach über einem Bruchstein-Sockel bestehenden Kapelle ein.

Solarpanels auf dem Dach

Solarpanels auf dem Dach sollen den Strom für die geplante Beleuchtung der Kapelle liefern. Neben der Kapelle werde ein Gedenkstein mit Inschrift aufgestellt, ein ehemaliges Grabmal. Eines war Knieps bei der Bauplanung wichtig: „Wir wollten keine Kapelle im klassischen Sinn“, erläuterte er. „Wie die Flut anders war als die Fluten, die wir bisher kannten, so soll auch die neue Kapelle anders sein.“

Er habe das Kapellen-Angebot prompt angenommen, versicherte Knieps, sich aber „auch gleich Mitstreiter ins Boot geholt“. Dazu gehört Edgar Flohe, stellvertretender Gründungsvorsitzender des Freundeskreises der Walporzheimer St.-Josef-Kapelle. Flohe persönlich, aber auch der Freundeskreis insgesamt unterstütze des Bauvorhaben, indem er Trägerschaft und Verwaltung auch der Kapelle übernimmt und – falls es eine solche geben wird – die Finanzierungslücke schließt.

Willi Beu, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft Flurbereinigung Walporzheim als Kapellen-Bauherr fand einen geeigneten Standort in dem Bereich, der seit einigen Jahren flurbereinigt wird. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler kaufte dem Weingut „Maibachfarm“ eine 240 Quadratmeter große geeignete Brachfläche ab und übertrug sie auf den jungen Verein „Unser Walporzheim“. Die Kapelle sei zwar von Rebhängen umgeben, dennoch aber „kein Störfaktor für den Weinbau“. Vor allem behindere sie nicht die für den Pflanzenschutz notwendigen Hubschrauberflüge.

Der Weg zur Baugenehmigung sei allerdings voller Hindernisse und Hürden gewesen, sagte Knieps. Die beteiligten Behörden, insbesondere die Stadtverwaltung, hätten aber „fünf auch mal gerade sein lassen“, weshalb die Baugenehmigung nun vorliege. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum und der Verband der Teilnehmergesellschaften hätten die für den Bau notwendigen Arbeiten am Kapellen-Untergrund sowie an Wegen und Mauern erledigt.

Kapelle soll von Trierer Bischof geweiht werden

Die Innenausstattung der Kapelle werde unter anderem aus einer etwa 60 Zentimeter hohen und voraussichtlich 1500 Euro kostenden hölzernen St.-Donatus-Skulptur bestehen. Der Auftrag an den Schnitzer werde aber erst dann erteilt, wenn die Kapelle steht, ergänzte Andrea Wittkopf, Schriftführerin des Kapellen-Freundeskreises St. Josef. Statue und Opferstock würden so gesichert, dass die Kapelle nicht verschlossen werden muss.

Verläuft alles nach den Wünschen von Knieps und seinen Mitstreitern, wird die neue Kapelle von niemand geringerem als dem Trierer Bischof Stephan Ackermann geweiht.

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