Badelandschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler sucht Investor für die Ahrthermen

Bad Neuenahr · Seit die Ahrthermen unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes am 10. Juni wieder den Betrieb aufgenommen haben, geht es mit den Besucherzahlen stetig aufwärts. Nach wie vor ist die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler bestrebt, die Badelandschaft zu privatisieren.

 Blick auf die Ahrthermen im Bad Neuenahrer Kurviertel.

Blick auf die Ahrthermen im Bad Neuenahrer Kurviertel.

Foto: Martin Gausmann

Die wirtschaftliche und die bauliche Situation der Ahr­thermen waren Themen im Haupt- und Finanzausschuss der Kreisstadt. Während die Bausubstanz ausweislich neuer Gutachten erstaunlich gut sei, weist der Jahresabschluss für 2019 einen Fehlbetrag von 591 529 Euro aus, und das in dem laut Geschäftsführer Maternus Fiedler ersten nahezu störungsfreien Betriebsjahr.

■ Besucherzahlen: Insgesamt entspannten sich laut Geschäftsbericht 162 431 Gäste in den Ahrthermen, was eine Steigerung von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeute. Damit habe man das gesteckte Ziel, mindestens die Besucherzahl des Jahres 2017 wieder zu erreichen, um 440 Gäste übertroffen, sagte Fiedler. Im Schnitt gab es pro Öffnungstag 458 Besucher, 25 mehr als im Jahr zuvor. Dadurch seien die Umsatzerlöse von 2,7 auf 2,9 Millionen Euro gewachsen. Zugleich seien die Personalkosten um 100 000 auf gut 1,5 Millionen Euro gestiegen. Der Pro-Kopf-Umsatz betrug 16,61 Euro, im Vorjahr waren es 16,56 Euro. Dennoch sei das Stammkapital mittlerweile zu mehr als der Hälfte verbraucht, sagte Fiedler. Darüber sei die Gesellschafterversammlung unterrichtet worden.

■ Pandemie: Wenig erfreulich gestaltet sich der Blick auf das laufende Jahr. Die Pandemie verhagelt den Ahrthermen die Zahlen. Schon im Februar sei ein starker Besucherrückgang zu verzeichnen gewesen, so Fiedler, und ab dem 16. März habe man die Thermen vollständig schließen müssen. Immerhin hätten dadurch die ohnehin vorgesehenen Reinigungs-, Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten ohne Probleme durchgeführt werden können. Zudem habe man die Gelegenheit genutzt, umfangreiche Untersuchungen im Bereich Bauphysik und Baustatik durchführen zu lassen. Das Ergebnis: „Die Anlage befindet sich in einem für ihr Alter sehr guten Zustand“, so Fiedler. Seit dem 10. Juni habe man den Betrieb unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes wieder aufgenommen. Seither sei ein langsamer, kontinuierlicher Anstieg der Besucherzahl zu verzeichnen. So habe man im Juli im Schnitt 227 Gäste pro Tag gezählt, im August bislang schon 287. Ob sich diese positive Entwicklung fortsetze, hänge vor allem von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab, so Fiedler. In Anbetracht dessen sagte er voraus, dass die Ahrthermen auch weiter auf die Unterstützung der Stadt als Gesellschafterin angewiesen sein werden.

■ Privatisierung: Nach wie vor ist die Stadt bestrebt, die Thermen in private Hände zu übergeben, sagte Bürgermeister Guido Orthen. Um jedoch ein seriöses Ausschreibungsverfahren starten zu können, sei es erforderlich, den aktuellen baulichen Zustand zu kennen. Dafür habe man Gutachter beauftragt. Ergebnis: Es bestehe punktuell Handlungsbedarf.

■ Bauzustand: Die Dachhaut weise noch keine optisch erkennbaren Schadstellen auf, die Restlebensdauer werde weiterhin auf fünf bis zehn Jahre geschätzt. Stahlbauteile des Wartungsganges der Lichtkuppel wiesen hingegen Korrosionsschäden auf, die im kommenden Wartungsintervall ausgebessert werden sollten.

Auch das Holztragwerk der Dachkonstruktion sei in einem dem Alter entsprechend guten Zustand, in Teilbereichen sei die Anstrichlasur jedoch erneuerungsbedürftig. Die tragenden Stahlbetonbauteile in der Badehalle sowie im Untergeschoss im Umkleide- und Saunabereich wiesen größtenteils einen altersgemäß guten Zustand auf. Größere Betoninstandsetzungsarbeiten an den tragenden Bauteilen seien mittelfristig nicht erforderlich. Im Technikbereich des Untergeschosses hingegen habe man einige Korrosionsprobleme festgestellt. Da wurde empfohlen, an den Innenwandflächen einen speziellen Anstrich aufzubringen sowie Schadstellen fachgerecht zu sanieren.

■ Ausblick: Damit habe man einen guten Überblick gewonnen über das, was in nächster Zeit an Investitionen in den Ahrthermen anstehe, erklärte Orthen. Nun habe man für Gespräche mit potenziellen Investoren belastbare Zahlen parat. In nächster Zeit müsse der Stadtrat jedoch noch einige Fragen beantworten. So müsse geklärt werden, wie man mit möglichen Investoren umgehe, beispielsweise bezüglich der Pachtdauer, eines Betriebs- oder Investitionskostenzuschusses oder der Übernahme des Personals. Diese Themen sollen in einer Klausurtagung Ende 2020 diskutiert werden, bevor im Frühjahr 2021 ein europaweites Verhandlungsverfahren mit vorgeschaltetem Teilnehmerwettbewerb starten könne.

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