Großes Medieninteresse Ahr-Landrätin Cornelia Weigand blickt auf erstes Jahr im Amt

Kreis Ahrweiler · Ahr-Landrätin Cornelia Weigand hat über ihr erstes Jahr im Amt in der flutgeschädigten Region gesprochen. Das Medieninteresse an der „größten Baustelle in Deutschland“ war groß.

 Ahr-Landrätin Cornelia Weigand hat im Ahrweiler Kreishaus vor zahlreichen Journalisten über ihr erstes Jahr im Amt gesprochen.

Ahr-Landrätin Cornelia Weigand hat im Ahrweiler Kreishaus vor zahlreichen Journalisten über ihr erstes Jahr im Amt gesprochen.

Foto: ahr-foto

Fernsehteams, Kollegen vom Radio, viele Vertreter der schreibenden Zunft: Im Saal ist es voll. Mehr Journalisten als im Vorfeld angemeldet waren, finden den Weg nach Ahrweiler. Im dortigen Kreishaus blickt die parteilose Landrätin Cornelia Weigand auf ihr erstes Jahr im Amt. Dass sie an diesem Tag vor den Mikros und Kameras steht, ist eine der vielen Folgen der Flutkatastrophe an der Ahr im Juli 2021 mit mindestens 134 Toten.

Weigand kommt gerade aus einer Konferenz mit Vertretern des Bundes in Berlin, zu der sie per Video zugeschaltet war. Es ging um an Hochwasser angepasstes Bauen. Bei diesem Thema ist die Landrätin bundesweit mehr als anderthalb Jahre nach der Katastrophe eine gefragte Gesprächspartnerin. Doch wie ist es aus Weigands Sicht überhaupt um die Aufmerksamkeit für das Ahrtal bestellt, in dem die Spuren der Flut noch immer allgegenwärtig sind? Bei Themen wie dem Katastrophenschutz, der Gesundheitsvorsorge im Katastrophenschutz oder eben dem Thema hochwasserangepasstes Bauen, so ist der Landrätin zu entnehmen, sei das Ahrtal nach wie vor im Fokus. An manchen Stellen ist ihr zufolge aber auch noch Aufmerksamkeit nötig, etwa um Fördermöglichkeiten für die Region zu entwickeln.

Eine klassische Bilanz zu ihrem ersten Jahr will Weigand, wie schon kürzlich im Interview mit dem GA, nicht ziehen. „Es war bei uns kein normales Jahr“, macht die Landrätin deutlich. Eine wichtige Stellschraube, an der man gedreht habe, sei die Verlängerung der Frist für Flutbetroffene bei der Antragsstellung im Zusammenhang mit den Aufbauhilfen bei der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz.

Das Ahrtal sei „weiterhin die größte Baustelle Deutschlands“, ein Drittel des gesamten Kreises von der Flut betroffen. „Schnell und nachhaltig“ wolle man beim Aufbau sein, der laut Weigand kein Wiederaufbau eins zu eins werden soll. Auch wenn die Milliarden von Euro für das Ahrtal aus dem Wiederaufbaufonds nur das abdecken – wie schon der Name verrät.

Wasser staute sich an Brücken

Hierbei gibt Weigand ein Beispiel anhand der zerstörten Brücken: Der staatliche Fonds finanziere nur den Wiederaufbau beziehungsweise kompletten Neuaufbau am gleichen Ort. Dabei sollten manche Brücken künftig wohl besser an anderer Stelle stehen – und von anderer Machart sein. Denn wie Weigand berichtet, sind etwa zwei Meter des bis zu rund zehn Meter erreichenden Ahr-Pegels bei der Flut auf sogenannte Verklausungen an Brücken zurückzuführen, also auf deren Verschluss aufgrund von angeschwemmtem Treibgut. Daher müssten Flussquerungen künftig strömungsoptimiert mit einem größeren Abflussquerschnitt und standfesten Pfeilern wieder neu errichtet werden.

Im Frühling will der Kreis Weigand zufolge den Bürgern seinen Maßnahmenkatalog zur Wiederherstellung von Gewässern vorstellen. Es stelle sich neben der Ufersanierung die Frage, wo bei der Ahr Uferabschnitte zurückgesetzt und mehr Retentionsflächen geschaffen werden könnten, um dem Fluss auch bei Hochwasser mehr Raum zu geben.

Darüber hinaus geht es nach Worten der Landrätin um flächendeckende Starkregen- und Hochwasservorsorge. Das sei bei einem Wassereinzugsgebiet von 900 Quadratkilometern der Ahr in zwei Bundesländern, vier Landkreisen und vielen Kommunen kein rasches Unterfangen. Hierfür sei eine andere Finanzierung und eine EU-weite Ausschreibung nötig.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeigte derweil in Mainz Verständnis für die „sehr berechtigten subjektiven Empfindungen“ vieler Menschen im Ahrtal, dass es beim Wiederaufbau zu langsam vorangehe. Objektiv werde aber weiterhin viel geleistet, sagte sie in Mainz. Mehr als 90 Prozent der gestellten Anträge auf finanzielle Hilfe für den Wiederaufbau sind laut Dreyer bewilligt.

(mit dpa)
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