Räume in Ahrweiler zerstört Ahrtor-Apotheke zieht in GA-Redaktionsräume

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Apothekerin Linda Wnendt zieht wegen Hochwasserschäden mit ihrer Ahrtor-Apotheke in das Regionalbüro des General-Anzeigers in Ahrweiler. Ende der Woche soll der Betrieb dort losgehen.

 Apotheke in den Räumen des GA: Linda Wnendt im neuen vollautomatischen Medikamentenschrank

Apotheke in den Räumen des GA: Linda Wnendt im neuen vollautomatischen Medikamentenschrank

Foto: Martin Gausmann

Nur ein Schreibtisch wird in den kommenden Wochen von Mitarbeitern des General-Anzeigers im GA-Büro an der Bossardstraße 1 in Ahrweiler genutzt werden. Es wird Platz gemacht. Dort zieht nämlich in diesem Moment Linda Wnendt mit ihrer Ahrtor-Apotheke ein.

Mittelfristig wird das Redaktionsbüro als Ersatz für das Apothekengebäude am Ahrtor genutzt. Als helfende Hand an Bord bei dem Umzug ist auch Wnendts Lebenspartnerin Shary Reeves, Moderatorin, Journalistin und ehemaliges Mitglied des Fußball-U16-Nationalkaders.

Die hat momentan anderes im Kopf als ihre baldige Tätigkeit als Feldreporterin bei der UEFA Champions League. Zwischen offenen Kartons, benutzten Spachteln und farbgetränkten 10-Liter-Eimern, die das Bild des Redaktionsbüros zeichnen, berichtet sie von der Katastrophennacht. „Wir haben das große Glück, in Köln zu wohnen. Ich werde nie die SMS des Vermieters in jener Nacht vergessen: ‚Die ganze Apotheke ist weggeschwommen. Es ist nichts mehr zu retten.‘“

Der Vermieter bot Wnendt dann nach wenigen Tagen die ehemalige Ticketverkaufsstelle im vorderen Bereich des GA-Büros an. Dass eine Rückkehr in das Gebäude am Ahrtor vorerst ausgeschlossen sei, habe sich schnell durch die Begehung des Gutachters geklärt: Das Wasser stand fast bis zur Decke. Putz und Estrich müssen erneuert werden. Die Räume sind mit dem durch Fäkalien verunreinigten Schlamm belastet. Die Einrichtung ist vollkommen zerstört. Eine Nutzung sei frühestens in sechs, vielleicht erst in neun Monaten möglich.

Wnendt fragte, ob eine Ausweitung auf weitere Räume des GA-Büros möglich sei. Das „Okay“ wurde erteilt. „Ich bin im Dreieck gesprungen. Das ist ein Geschenk“, freut sich Linda Wnendt. Im Hintergrund bauen Handwerker gerade das automatische Warenlager auf.  Dass eine Apotheke einfach in ein „normales“ Gebäude einziehen könne, sei nicht selbstverständlich. Das Landesamt für Jugend, Soziales und Versorgung in Rheinland-Pfalz mache genaue Vorgaben. Die Medikamente müssen in idealer Temperatur gelagert und sicher vor Einbrechern geschützt werden. Deswegen werden in diesen Tagen ein Tresor sowie ein Spezialkühlschrank in das Redaktionsbüro geliefert. Toiletten müssen die Hygiene der Mitarbeiter gewährleisten. Eine Mindestfläche für die Kundenberatung muss vorhanden sein, et cetera. Die Betriebserlaubnis steht und fällt mit einem entsprechend genehmigten Gebäude.

Wnendt ging davon aus, dass sie eine Notbetriebserlaubnis erhalten werde angesichts einer solchen Sondersituation. Es müsse nicht immer ein Labor vorhanden sein, um eine Rezeptur anzumischen, viel wichtiger sei etwa die Dauermedikation von Patienten. Das Landesamt habe sich jedoch zunächst quergestellt. 110 Quadratmeter seien vonnöten für eine aqäquate Lagerfläche, so das Amt. Mit ihrem vollautomatischen System brauche Wnendt diese Fläche jedoch nicht.

Das Amt gehe davon aus, dass die Medikamentenversorgung in der Region gesichert sei. Das sei nicht der Fall. „Ich werfe das dem Amt nicht mal vor. Aber sie haben die Situation falsch eingeschätzt“, sagt Wnendt. Sie hätte sich gewünscht, dass das in Koblenz ansässige Amt mit ihr über eine Sonderlösung mit alternativem Apotheken-Konzept gesprochen hätte. Stattdessen entstünden diverse kleine alternative Arzneimittel-Lager, etwa in Turnhallen von Schulen. Dort würden Medikamente teils nicht von approbierten Apothekern verteilt. Das habe erst recht wenig mit Medikamentensicherheit zu tun, so Wnendt. Unterdessen ist ein entsprechender Antrag gestellt. Die Erlaubnis des Amtes hat Wnendt mittlerweile.

Viele Apotheken, gerade in Bad Neuenahr-Ahrweiler, seien durch die Flut nicht mehr in Betrieb. Einige haben in Containern Notlösungen geschaffen, mitunter ohne Genehmigung, vermutet Wnendt. Weil es nicht anders gehe. Weil Ärzte und Patienten ihre Medikamente brauchen. Wnendts Apotheke liefert momentan teilweise Arzneimittel und vermittelt Kunden an funktionierende Apotheken. Die Kreisverwaltung veröffentliche laufend die verfügbaren Notdienst-Apotheken und Ärzte.

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