Wiederaufbau in Bad Neuenahr-Ahrweiler Ausschuss spricht sich für Beitritt zu Klimapakt aus

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Nach der Flut soll der Wiederaufbau in Bad Neuenahr-Ahrweiler möglichst klimafreundlich sein. Nun brachte die Stadt den Beitritt zum Klimapakt des Landes auf den Weg.

 Rauch steigt besonders im Winter aus vielen Schornsteinen in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Künftig soll die Energie in der Kreisstadt so gewonnen werden, dass möglichst wenige Schadstoffe in die Luft gelangen.

Rauch steigt besonders im Winter aus vielen Schornsteinen in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Künftig soll die Energie in der Kreisstadt so gewonnen werden, dass möglichst wenige Schadstoffe in die Luft gelangen.

Foto: ahr-foto

Bad Neuenahr-Ahrweiler macht ernst beim klimafreundlichen Wiederaufbau nach der Flut. Ein Beitritt zum Kommunalen Klimapakt des Landes soll das mit Nachdruck unterstreichen. In seiner Sitzung am Montag befürwortete der Hauptausschuss die Teilnahme am Kommunalen Klimapakt und sprach dem Stadtrat eine entsprechende Empfehlung aus. Der Rat soll nun die Verwaltung beauftragen, den Beitritt der Stadt zu erklären.

Verheerende Hochwasser einerseits, extreme Trockenheit andererseits: Auf diese Weise wurde das gesamte Ahrtal direkt mit den Auswirkungen der Klimakrise konfrontiert. Sowohl bei der Verwaltung als auch im Stadtrat ist man sich hinsichtlich des Ziels einig. Quasi als Präambel gilt: „Die Stadt leistete und leistet mit Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Klimawandelfolgen einen Beitrag zur Eindämmung einer globalen Klimakrise und übernimmt Verantwortung für das Wohl jetziger und künftiger Generationen.“ Die Stadt wolle sich als durch die Flutkatastrophe am stärksten betroffene Kommune zum kommunalen Klimaschutz und zur kommunalen Anpassung an die Klimawandelfolgen sowie zu einem klimafreundlichen Aufbau bekennen. Ziel sei es, als resiliente und klimafreundliche Stadt aus der Flutkatastrophe hervorzugehen.

Bereits 2014 beschloss der Rat ein integriertes Klimaschutzkonzept und schuf in der Folge eine Stelle für das Klimaschutzmanagement. Um die Bedeutung des Klimaschutzes weiter zu betonen, beschloss der Rat außerdem, dem europaweiten Netzwerk Klima-Bündnis 2018 beizutreten. Damit geht die Verpflichtung einher, die Ziele aus dem Klima-Bündnis zur CO2-Minderung, zum Einsatz erneuerbarer Energien und Klimagerechtigkeit mitzutragen. Nachdem vor allem im Gebäudesektor durch Versiegelung und Verursachung von Emissionen durch den Betrieb große Auswirkungen auf Klima und Natur zu verzeichnen waren, entschied die Stadt im Juni 2021 eine einheitliche Regelung für ökologisches und klimaangepasstes Bauen durch einen Grundsatzbeschluss zu treffen.

„Nunmehr gilt es, das Mobilitätsgeschehen orts- und klimaverträglich zu konzipieren und das entstehende Konzept dann sukzessive umzusetzen“, erklärte Bürgermeister Orthen (CDU). Alle kommunalen Gebäude müssten möglichst energieeffizient saniert werden, um die Klimaziele zu erreichen. Derzeit seien etwa fünf Prozent aller Dachflächen in der Stadt mit Photovoltaik ausgestattet. Heißt: 95 Prozent sind es nicht. Hier sieht die Stadt Verbesserungsbedarf. Um die Klimaziele zu erreichen, sei es neben dem energetischen Standard genauso wichtig, die Bauweise und die verwendeten Materialien zu betrachten.

In der Flutnacht im Juli 2021 wurden zahlreiche Heizungsanlagen zerstört. Ein Großteil wurde mit Gas oder Öl betrieben. Daher besteht nunmehr ein erhöhter Bedarf für die Erneuerung von Heizungsanlagen – oder den Umstieg auf neue Heizsysteme. Dies rege zum Umdenken an und sollte Anlass sein, die gesamtstädtische Energieversorgung künftig nachhaltig zu gestalten, so Bürgermeister Orthen. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe müsse gesenkt und Kohle, Öl und Gas durch örtlich und regional nutzbare, erneuerbare Energiequellen ersetzt werden – auch zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit. Hierzu soll eine „Ökologische Wärmesatzung“ erarbeitet werden. Die Stadt könne auch durch einen erhöhten Anteil erneuerbarer Energien an der Fernwärmeerzeugung einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leisten, heißt es aus dem Rathaus. Kein Tabuthema mehr ist auch die Windenergie, wie Orthen bereits in allen Bürgerversammlungen in den vergangenen Monaten unterstrich.

Umstellung auf LED-Leuchten

Ein weiteres Thema beim Klimaschutz ist die Straßenbeleuchtung. Sie verbraucht etwa so viel Energie wie 480 Haushalte pro Jahr. In der Stadt wurden bei der Flut etwa 1900 der insgesamt 4356 Leuchtpunkte zerstört. Sie werden durch effizientere LED-Leuchten ersetzt. Zur Sicherung einer nachhaltigen Mobilität in der Stadt und um eine ganzheitliche Planung der Mobilität zu gewährleisten, erstellt die Verwaltung ein Mobilitätskonzept. „Dieses wird die Bedürfnisse des Fußverkehrs, ebenso wie Radverkehr, motorisierten Individualverkehrs und ÖPNV berücksichtigen und Maßnahmen zur Verbesserung ebendieser entwickeln“, kündigte die Stadt an. Um Klimaschutzziele zu erreichen und saubere Luft in den Innenstädten zu ermöglichen, müsse eine Trendwende in Sachen Mobilität eingeleitet werden. Bei der Umsetzung der Mobilitätswende komme den alternativen Antrieben, bis auf Weiteres insbesondere der Elektromobilität, eine zentrale Rolle zu. Daher will die Stadt Bedingungen schaffen, die den Umstieg auf Elektromobilität vereinfachen. Hierzu ist eine entsprechende Ladeinfrastruktur (siehe Infokasten) notwendig.

Zur Umsetzung autoarmer Innenstädte bedürfe es einer Bündelung der Verkehre. Erster Beigeordneter Peter Diewald (CDU): „Es müssen Alternativen geschaffen werden, sodass die Innenstädte bequem für jeden zu erreichen sind und dennoch als Begegnungsort und Einkaufserlebnis dienen.“ Dazu soll das geplante Parkhaus City Nord als Knotenpunkt dienen. Neben Parkmöglichkeiten soll das Parkhaus auch Abstell- und Auflademöglichkeiten für Fahrräder vorsehen. Leihfahrräder sollen dort ebenfalls vorgehalten werden, wie es auch ein Car-Sharing an diesem Knotenpunkt geben könne. Das Parkhaus könne zum großen Umschlagepunkt auch für den Tourismus werden.

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