Kitas in Bad Neuenahr-Ahrweiler Personalmangel und Provisorien nach der Flut

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Widerstand gegen Neubaupläne, Provisorien im Wald und Mangel an Personal: Mehr als ein Jahr nach der Flut ist die Situation bei den Kitas in Bad Neuenahr-Ahrweiler angespannt. Wie angespannt, wurde jetzt im Sozialausschuss deutlich.

 Warten auf den Abriss: Die St.-Pius-Kita in Bad Neuenahr-Ahrweiler soll neu errichtet werden. Dafür muss zunächst das von der Flut zerstörte Gebäude weichen.

Warten auf den Abriss: Die St.-Pius-Kita in Bad Neuenahr-Ahrweiler soll neu errichtet werden. Dafür muss zunächst das von der Flut zerstörte Gebäude weichen.

Foto: Martin Gausmann

Der von der Bethel-Stiftung angekündigte Bau einer weiteren Kindertagesstätte in Bad Neuenahr-Ahrweiler soll nur vier statt sechs Gruppen bekommen, die Ruine Kita St. Pius wartet auf den Abriss und in Heimersheim gibt es Widerstand gegen Neubaupläne am Mühlenteich. Im Sozialausschuss der Kreisstadt gab Gregor Terporten von der Stadtverwaltung einen Überblick über den laufenden Betrieb und den aktuellen Sachstand beim Neu- und Wiederaufbau der Kindertagesstätten. Dabei ist auch 15 Monate nach der Flutkatastrophe noch vieles offen.

Überall hatten die Träger mit Problemen unterschiedlichster Art zu kämpfen. So sind die Kinder der städtischen Kita Rappelkiste aus Bachem aufgeteilt: Zwei Gruppen nutzen das Obergeschoss in der eigentlichen Kita, zwei sind in der Alten Schule untergebracht und an der Lourdeskapelle wurde ein kleiner Waldkindergarten aus Bauwagen errichtet. Nach der Stiftung eines zweiten Bauwagens kann dort allerdings aktuell nicht gearbeitet werden, weil es kein Personal gibt. Die Stadt sucht händeringend und bildet auch selbst aus. Ein Ende der Provisorien ist gleichwohl in Sicht. Spätestens im kommenden Frühjahr sollen die Kinder wieder vereint an alter Stätte spielen können.

Die im Wiederaufbau befindliche Kita St. Laurentius in Ahrweiler hätte die örtliche Pfarrei als Träger gerne vergrößert. Allein der Platz ließ das nicht zu. Auch dort wird nach wie vor saniert. Die Kinder sind im ehemaligen Kloster Calvarienberg untergebracht. Der dortige kirchliche Kindergarten eigne sich eher zu Erweiterungszwecken, zumal dort ein großes Wohnbauprojekt in Planung ist. Diese Kita war nicht von der Flut betroffen.

Warten auf den Abriss

Ganz anders sieht das in St. Pius aus: Dort wartet die Kita auf ihren Abriss. Mittlerweile hat die Stadt von der Kirche die Ruine der Kita und des anliegenden Pfarrheims gekauft, um dort als neuer Bauträger eine Kita mit vier Gruppen zu errichten. Im benachbarten Integrierten Mehrgenerationenquartier entstehen drei weitere Gruppenräume, diese sollen im kommenden Februar ihrer Bestimmung übergeben und der Kita St. Pius zugeschlagen werden. Für den noch zu schaffenden Neubau ist die Entwurfsphase angelaufen, Gregor Terporten spricht von „spannenden ersten Entwürfen“, während die Kinder von St. Pius momentan im Innovationspark Rheinland in der Grafschaft in einer Containerlösung beheimatet sind.

Einen Steinwurf von St. Pius entfernt stand die in Trägerschaft der Caritas befindliche Integrative Kita St. Hildegard. Wie es dort weitergeht, ist offen und davon abhängig, wie der Kreis sich in Sachen Neubau oder Wiederaufbau der benachbarten Förderschulen entscheidet. Aktuell sind die Kinder im Dorfgemeinschaftshaus in Grafschaft-Birresdorf untergebracht, müssen aber bald umziehen. Am Ortsrand von Grafschaft-Ringen entsteht eine Container-Kita. In der Kreisstadt soll derweil der in Trägerschaft der Marienhaus GmbH stehende Kindergarten des Krankenhauses um eine Gruppe erweitert werden – was Stadt und Kreis sehr begrüßen, da die Jungen und Mädchen dort dann durchgängig bis zum Eintritt in die Grundschule betreut werden können.

In Bad Neuenahr gibt es erste Pläne für den Neubau der größten Kita: das Blandine-Merten-Hauses, das von sieben auf acht Gruppen erweitert werden soll. Den städtischen Gremien sollen die ersten Planungen bald vorgelegt werden, so Terporten. Derzeit gibt es für 125 der 145 Kinder eine provisorische Lösung im Innovationspark Rheinland in der Grafschaft. Für die 20 fehlenden Plätze wird derzeit ein Provisorium im Calvarienberg geschaffen.

Nicht weit vom Blandine-Merten-Haus wurde die evangelische Kita Arche Noah ebenfalls zerstört. Der Wiederaufbau im Mehrgenerationenhaus gestaltet sich aufgrund der Komplexität des Schadensbildes derzeit als sehr schwierig. Dort dürfte es bis ins Jahr 2024 dauern, ehe mit einer Fertigstellung zu rechnen ist. Damit verzögert sich der Wiederaufbau entgegen ursprünglichen ersten Planungen. Überlegungen, die Kita im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau einer weiteren Kita durch die Bethel-Stiftung zu verkleinern, sind mittlerweile vom Tisch. Die Arche Noah will auch nach der Wiederherstellung als Sechs-Gruppen-Kita arbeiten. Für die Bethel-Stiftung bedeutet dies, dass man anstelle eines geplanten Sechs-Gruppen-Kindergartens nun einen mit nur vier Gruppen errichten wird. Dieser ist an der Mittelstraße in Bad Neuenahr angedacht.

Bleibt der Neubau der Kita St. Mauritius in Heimersheim. Dieser soll als Sechs-Gruppen-Kita unweit des zerstörten Bestandsbaus erfolgen. Der Stadtrat hat das zwar beschlossen, in Heimersheim selbst aber regt sich Widerstand wegen der Nähe des Grundstücks zum Mühlenteich. Noch sind die Kinder in einer Container-Kita auf dem ehemaligen Bolzplatz Im Bülland untergebracht.

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