Bad Neuenahr-Ahrweiler Wassergebühren steigen trotz Flut-Verlusten aus 2021 nicht weiter an

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Trotz schwerer finanzieller Verluste aus dem Jahr 2021 hat der Rat der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler beschlossen, die Gebühren für Wasser und Abwasser für 2022 nicht anzuheben. Von der Politik gab es viel Lob, aber auch Kritik.

 Das Abwasser der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler fließt nach Sinzig. An der dortigen Kläranlage ist die Kreisstadt mit 37 Prozent beteiligt.

Das Abwasser der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler fließt nach Sinzig. An der dortigen Kläranlage ist die Kreisstadt mit 37 Prozent beteiligt.

Foto: Martin Gausmann

Alles wird teurer, doch die Entgelte für Wasser und Abwasser bleiben in Bad Neuenahr-Ahrweiler, trotz großer Verluste des Abwasserwerks, auf dem Niveau von 2021. Das hat der Stadtrat in seiner letzten Sitzung des laufenden Jahres einstimmig beschlossen. Dabei musste der Rat einen Jahresverlust des Abwasserwerks aus dem Flutjahr 2021 von 700.000 Euro anerkennen, der durch die aufgebauten Rücklagen vergangener Jahre gedeckt wird.

Mit der Starkregenkatastrophe im Ahrtal vom 14. und 15. Juli war das Wirtschaftsjahr 2021 durch die Zerstörungen und den Beginn des Wiederaufbaus der Infrastruktur geprägt. In den Entsorgungsanlagen des Abwasserwerks entstanden schwere Schäden, zudem wurde die mit der Gemeinde Grafschaft, den Verbandgemeinden Altenahr und Bad Breisig sowie den Städten Remagen und Sinzig gemeinsam betriebene Kläranlage in Sinzig stark beschädigt. An dieser ist die Kreisstadt mit 37 Prozent beteiligt. Die vollständige Wiederherstellung der nun teilweise provisorischen Infrastruktur wird noch Jahre in Anspruch nehmen.

Abwassergebühren werden nicht angehoben

In Bad Neuenahr-Ahrweiler war nach der Flutkatastrophe ein Rückgang der Einwohnerzahl sowie von Verbrauchern zu verzeichnen. Geschlossene Hotellerie- und Gastronomiebetriebe taten ihr Übriges dazu, dass die Abwassermenge nach der Flut zurückging, insgesamt um 230.000 Kubikmeter, was zu einem hohen Umsatzrückgang führte. Nach Erhöhung der Schmutzwassergebühr und des wiederkehrenden Beitrags für Niederschlagswasser zum Januar 2021 wird es dennoch keine neuerliche Anpassung geben, die Schmutzwassergebühr verbleibt bei 1,75 Euro pro Kubikmeter, der wiederkehrende Beitrag für das Niederschlagswasser wird im kommenden Jahr erneut 18 Cent pro Quadratmeter beitragspflichtige Fläche betragen.

Beim Frischwasserwerk sieht der Jahresabschluss für 2021 besser aus, hier verbleibt ein Überschuss von knapp 168.000 Euro, der den allgemeinen Rücklagen zugeführt wird. Auch die Trinkwasserversorgung war nach der Flutkatastrophe unterbrochen, konnte aber binnen zweier Wochen sukzessive wiederhergestellt werden. Wegen des Rückgangs der Einwohner- und Gästezahlen wurden im Jahr 2021 rund 250.000 Kubikmeter weniger Wasser verbraucht als im Jahr davor. Auch das führte zu Umsatzeinbrüchen, die durch die Wasserpreiserhöhung jedoch abgefedert werden konnten.

Anerkennung für Leistung nach der Flut

Im Stadtrat gab es von allen Seiten Lob für das professionelle Handeln von Wasser- und Abwasserwerk nach der Flutkatastrophe. Dank der Unterstützung von Wasserwerken aus ganz Deutschland und einer Vielzahl von Handwerkern konnte die Trinkwasserversorgung zumindest provisorisch schnell wieder aufgebaut werden konnte. Allerdings wies Werner Schüller (CDU) auch darauf hin, dass es vor allem im Bereich des Abwassers in den nächsten Jahren einige Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich der Preisentwicklungen geben könne. Das gelte sowohl für die Maßnahmen der Stadt als auch für die des Abwasserzweckverbands.

Sein Fraktionskollege Klaus Kniel zeigte sich erfreut, dass trotz des Ausfalls des Brunnens in Walporzheim nach der Flutkatastrophe dennoch der Großteil des kreisstädtischen Trinkwassers aus eigenen Brunnen gefördert werden konnte. Kniel bezeichnete die Bereitstellung des Trinkwassers nach der Katastrophe von 2021 vor dem Hintergrund der immensen Zerstörungen auch des Leitungssystems als einen „außerordentlichen Kraftakt“. Sein Dank galt neben dem städtischen Wasserwerk vor allem dem Rhein-Hunsrück-Wasser und den Stadtwerken Andernach: „Zusammen mit unzähligen Fachbetrieben aus ganz Deutschland haben sie unsere Wasserversorgung in sagenhaft kurzer Zeit wiederhergestellt.“

Kritik an nicht zeitgemäßen Umweltstandards

Fritz Langenhorst (SPD) sieht die städtischen Wasser- und Abwasserwerke auch heute noch weit entfernt von aktuellen technischen Standards der Umwelttechnik. Aber es gehe voran, und von Woche zu Woche würden neue Fertigstellungen gemeldet. Ein Ende der Arbeiten sei aber noch nicht absehbar und erst in ein paar Jahren zu erwarten. Das hohe Minus des Abwasserwerks im Jahr 2021 sei ausschließlich auf die verheerende Katastrophe zurückzuführen, betonte Langenhorst. Dass es bei den Gebühren für Wasser und Abwasser derzeit keine Kontinuität geben könne, sagte Gregor Sebastian (FWG): „Die für die kommende Sicherstellung der Wasserversorgung erforderlichen Maßnahmen sind von vielen Kostenfaktoren abhängig, die alle gestiegen sind. Hierzu zählen Leitungsbau sowie Instandhaltungsarbeiten der Wasserwerksanlagen. Natürlich müssen auch höhere Energie- und Materialkosten berücksichtigt werden“, erklärte der FWG-Fraktionsvorsitzende.

Bezugnehmend auf die Nutzung von Trinkwasser aus städtischen Brunnen sprach Wolfgang Schlagwein (Bündnis 90/Die Grünen) das Bestreben des Coca-Cola-Werks an, mehr Wasser verbrauchen zu wollen. Hierüber müsse geredet werden.

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