Sanierung nach der Flut unwirtschaftlich Die Grundschule in Bad Neuenahr soll neu gebaut werden

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die bei der Flutkatastrophe schwer beschädigte Grundschule Bad Neuenahr wird nicht wiederaufgebaut, stattdessen soll ein Neubau entstehen. Die geplante Sanierung ist vom Tisch.

 Nach der Flut ist eine Sanierung aus Wirtschaftlichkeitsgründen vom Tisch: Die Grundschule in der Weststraße soll nun gänzlich neu errichtet werden.

Nach der Flut ist eine Sanierung aus Wirtschaftlichkeitsgründen vom Tisch: Die Grundschule in der Weststraße soll nun gänzlich neu errichtet werden.

Foto: ahr-foto

Die bei der Flutkatastrophe schwer beschädigte Grundschule Bad Neuenahr wird nicht wiederaufgebaut, wie ursprünglich geplant. Stattdessen wird ein kompletter Neubau auf dem bisherigen Schulgelände in der Weststraße errichtet. Das empfahlen der Schulträgerausschuss und der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig dem Stadtrat, der in dieser Sache das letzte Wort hat. Baubeginn ist laut Bürgermeister Guido Orthen (CDU) frühestens Mitte 2025. Eine Sanierung des fast 60 Jahre alten Gebäudes wäre mit 15,7 Millionen Euro mindestens genauso teuer wie ein Neubau und somit unwirtschaftlich. Das hatte eine aktuelle Kostenschätzung ergeben.

Geplante Sanierung ist seit der Flut vom Tisch

Schon vor der Flut war das 1964 eingeweihte Grundschulgebäude sanierungsbedürftig und ohnehin für die erwarteten Schülerzahlen zu klein. Exakt eine Woche vor der Flutkatastrophe hatte der Stadtrat deshalb am 8. Juli 2021 beschlossen, die Grundschule im großen Stil zu sanieren und an der Nordseite einen zweigeschossigen Anbau mit acht Klassenräumen zu errichten. Denn künftig soll die Grundschule angesichts der erwarteten Schülerzahlen fünfzügig sein. Dabei wäre ein Neubau mit damals geschätzten 10,7 Millionen Euro sogar noch deutlich günstiger gewesen, denn für die Sanierung samt Erweiterung hatte Architekt Michael Unger 2021 die Gesamtkosten mit knapp 14 Millionen Euro errechnet. Allerdings wäre ein Neubau auch deutlich kleiner als der erweiterte Altbau, der Flächenunterschied von stolzen 1200 Quadratmetern gab damals letztlich den Ausschlag zugunsten der Sanierung. Zumal es einen Zuschuss vom Land nur für die Erweiterungsflächen gegeben hätte, rief Bürgermeister Guido Orthen (CDU) die damaligen Entscheidungsgründe in Erinnerung.

Nach der Flutkatastrophe stelle sich die Situation jedoch völlig anders dar, legte Herbert Wiemer vom Gebäude- und Grundstücksmanagement der Stadt den Ausschüssen dar. Das Wasser habe den gesamten Kellerbereich mit Mensa und Gruppenräumen zerstört und auch die im Erdgeschoss gelegenen Klassenräume sowie die Aula erreicht. Der Schulbetrieb laufe seither auf provisorischer Basis im Erd- und Obergeschoss. „Das komplett zerstörte Untergeschoss ist dauerhaft nicht mehr für den Schulbetrieb nutzbar“, machte Wiemer zudem deutlich. Damit würden zu den ohnehin schon benötigten 865 Quadratmetern Erweiterungsfläche zusätzliche 400 Quadratmeter benötigt, die aber im bislang geplanten Anbau nicht umgesetzt werden konnten.

Neubau erweist sich als vielversprechendste Alternative

Allein die von der Flut verursachten Schäden betrügen somit rund 9,4 Millionen Euro, darüber hinaus sei noch weitere energetische Sanierungen und Brandschutz-Anforderungen zu erfüllen. Außerdem müsste der ohnehin notwendige Erweiterungsbau errichtet werden, so dass sich die Kosten für eine Sanierung samt Erweiterung des bestehenden Schulgebäudes auf 15,7 Millionen Euro summieren würden.

Deshalb habe die Struktur- und Genehmigungsdirektion mittlerweile schon mehrfach klargestellt, dass ein Neubau in jedem Falle wirtschaftlicher sei als die Sanierung mit einer Restnutzungsdauer von nur noch 20 Jahren. Die Kosten, die für eine Sanierung entstanden wären, mithin etwa neun Millionen Euro, seien dabei zu 100 Prozent förderfähig. Zudem erkenne das Mainzer Bildungsministerium auch das gesamte Raumprogramm einer fünfzügigen Grundschule als förderfähig an, so Wiemer weiter, „Und das Beste: Die beiden Förderungen können sogar kombiniert werden.“ Somit sei eine Gesamtförderung von 90 bis 95 Prozent bei geschätzten Baukosten von 15,3 Millionen Euro möglich. „Eine so hohe Forderung würden wir sonst niemals erreichen.“ Ein Grund für die Großzügigkeit des Landes sei wohl auch die Tatsache, dass die Grundschule Bad Neuenahr bislang noch nie bezuschusst worden sei.

Wobei Orthen die Euphorie ein wenig bremste und von maximal 90 Prozent Förderung sprach. Dies unter anderem dem mit Verweis auf die zunächst „grobe Kostenschätzung“ und die Preisentwicklung im Bausektor. Angesichts der Tatsache, dass die Stadt der Schule bei einem Neubau aber ein den heutigen baulichen, technischen und pädagogischen Anforderungen entsprechendes Schulgebäude zur Verfügung stellen könne, sei der Neubau als sinnvolle und wirtschaftlichste Alternative zu bevorzugen.

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