Wiederaufbau nach der Flut Bad Neuenahrer Kurpark steht vor einer Zäsur

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Der Stadtrat beschäftigt sich in Kürze mit dem Wiederaufbau des Bad Neuenahrer Kurparks. Der Wandel ist der grünen Oase in der City nicht fremd, wie ein Blick in die Geschichte belegt.

Grünes Idyll soll nach der Flut mit frischen Akzenten wiederaufgebaut werden: Wie noch im Jahr 2014 soll der Kurpark in Bad Neuenahr-Ahrweiler auch in Zukunft zum Besuchermagneten avancieren.

Grünes Idyll soll nach der Flut mit frischen Akzenten wiederaufgebaut werden: Wie noch im Jahr 2014 soll der Kurpark in Bad Neuenahr-Ahrweiler auch in Zukunft zum Besuchermagneten avancieren.

Foto: AHR-FOTO

Nach seiner Eröffnung vor 165 Jahren und der Umgestaltung in den 1930er-Jahren steht der Bad Neuenahrer Kurpark nun vor einer weiteren tiefgreifenden Zäsur. Stillstand hat es in diesem Park allerdings nie gegeben. Bebauung und Grünanlagen auf dem gut vier Hektar großen Gelände im Dreieck zwischen Kurgarten-, Oberstraße und Ahr sind kontinuierlich weiterentwickelt worden – von Gartengestaltern, Gärtnern und von den Kurdirektoren.

Heilpflanzen und Ehrenrosen säumen den Park

Als „Park im Park“ ließ etwa der damalige Kurdirektor Rainer Mertel im Jahr 1996 in dem Park einen Heilkräutergarten anlegen und im Geiste der mittelalterlichen Mystikerin Hildegard von Bingen mit 63 Heilpflanzenarten bepflanzen. Im gleichen Jahr ließ Mertel, der vor seinem Wechsel nach Bad Neuenahr Hauptgeschäftsführer der Nürburgring-GmbH gewesen war, eine Ehrenrosengalerie anlegen. Namhafte Persönlichkeiten, die sich um das Kurbad Neuenahr verdient gemacht hatten, konnten dort auf Einladung der Aktiengesellschaft eine Rose pflanzen, die ein Schild mit dem Namen und der Funktionsbezeichnung dieser Persönlichkeit erhielt.

Christoph Kirschner, ehemaliger Chefarzt der Bad Neuenahrer Klinik Hochstaden, pflanzte dort am 27. November 1996 die erste Rose. Etwa 20 namhafte Personen sollten ihm in den Jahren danach folgen. Am 27. März 2007 wurde in der Galerie auch Hans-Joachim Brogsitter verewigt, der bald Eigentümer etlicher Liegenschaften der Aktiengesellschaft werden sollte, nicht aber des Kurparks selbst. Der Letzte, für den in der Galerie eine Rose gepflanzt wurde, war Initiator Mertel selbst – und zwar am 1. Mai 2011, eineinhalb Jahre nach seinem plötzlichen Tod.

2002, nach einem Bildhauer-Symposium, war in Bad Neuenahr ein 1,5 Kilometer langer Skulpturenweg angelegt worden, der von den Ahr-Thermen über den Kurpark bis in den Dahliengarten Bad Neuenahr führte. Eines der zehn Kunstwerkte, das „Ohr des Dionysos“, stammt dabei von einem heimischen Künstler, dem in Nierendorf lebenden Metallbildhauer Friedhelm Pankowski.

Das Anlegen des Parks auf ehemaligen Kiesbänken der Ahr fiel mit der Gründung und Einweihung des Heilbades Neuenahr im Jahr 1858 zusammen. Dem Verwaltungsrat der Aktiengesellschaft mit dem Brunnen-Entdecker Georg Kreuzberg an der Spitze glückte es nicht nur, Kronprinzessin Augusta von Preußen für die Quellenweihe zu gewinnen, sondern auch den „preußischen Generaldirektor aller Königlichen Gärten“, Peter Josef Lenné, für die Gestaltung des Kurparks. Dabei war es alles andere als selbstverständlich, dass der Verwaltungsrat den Kurpark nicht rund um die bei Heppingen erbohrte Apollinaris-Quelle, sondern im damaligen Dorf Beul anlegen ließ, wo Kreuzberg kurz zuvor eine weitere Quelle entdeckt hatte.

Bis zur Flut standen 600 Laub- und Nadelbäume im Park

Lennés Pläne erwiesen sich allerdings bald als zu kompliziert und kostspielig für den noch jungen Badeort. Deshalb ließ der Verwaltungsrat seine Entwürfe nur in stark vereinfachter Form verwirklichen. Auf Lennés Pläne gehen unter anderem die heute noch sichtbaren Partien um die Alleen und der westliche Park-Bereich an der Ahr bis zum Ende der Allee zurück.

Von den Bäumen, mit denen der Park ursprünglich bepflanzt wurde, sei heute aber kein einziger mehr erhalten, sagte Ex-Kurdirektor Mertel einmal. Die US-amerikanischen Besatzer hätten nach dem Ersten Weltkrieg längere Zeit ihre Maulesel im Park grasen lassen. „Der Urin dieser Tiere war Gift für die Bäume, wenig später gingen sie nämlich allesamt ein.“ Aber schon bald wurde der Park neu bepflanzt. Bis zur Flutkatastrophe vom Juli 2021 fanden sich dort mehr als 600 unterschiedliche Laub- und Nadelbäume, Sträucher, Stauden und Wasserpflanzen.

Seine bislang größte Umgestaltung erfuhr der Park in den 1930er-Jahren, als er nach Plänen, die Hermann Weiser, ein dem Bauhaus nahestehender Architekt aus Essen, im Jahr 1927 im Rahmen eines Wettbewerbs eingereicht hatte. 289 Architekten beteiligten sich damals an dieser Ausschreibung. Mit dem Bau der Konzerthalle wurde dann aber erst 1933 begonnen. Weil die NS-Behörden Weisers Gestaltungsvorstellungen eher skeptisch gegenüberstanden, blieb von dessen ursprünglichem Plan allerdings nicht allzu viel übrig.

Im Jahr 2012 verkaufte die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Aktiengesellschaft Bad Neuenahr den Kurpark an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mit einer Fällungs- und Lichtungsaktion sorgte die wenige Monate später für einen regelrechten Aufschrei in der Kurstadt. Ziel dieser Fällaktion war ein Öffnen des Kurparks zum Ahrufer und zur Georg-Kreuzberg-Straße hin.

2018 stellte der Stadtrat dann 1,5 Millionen Euro für den Abriss der Gebäude in seinen Haushalt ein. Ziel war damals, den Park für die Landesgartenschau 2022 neu zu bebauen. Wegen Corona und Flutkatastrophe kam es dazu aber bislang nicht.

Gewissermaßen als Skulpturenweg-Nachzüglerin wurde im Juni 2015 auf einem Sockel im Kräutergarten eine filigrane Skulptur namens „Maifliege“ aufgestellt, ein Werk des ungarischen Bildhauers Sándor Dudás. Magdolna Hinkelmann, eine in Bad Neuenahr-Ahrweiler lebende Ungarin, hatte das Kunstwerk, das eine Flügelspannweite von 1,40 Metern und ein Gewicht von 150 Kilogramm hatte, gestiftet. Sie verband mit der Skulptur Kindheitserinnerungen an die Theißfliege, die in der Heimat der Stifterin in der Nähe des Grenzflusses Theiß zuhause ist und die dort Jahr für Jahr im Juni riesige Insektenschwärme bildet. Wegen ihrer kurzen Lebenszeit von wenigen Stunden ist diese Fliegenart ein Symbol, das an die Vergänglichkeit des Lebens auf der Erde erinnern und dazu ermuntern soll, die glücklichen Momente des Lebens zu genießen.

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