Streit in Ahrweiler um Rindertransporte Bauern sichern schonende Tiertransporte zu

Kreis Ahrweiler · Der Kreisbauern- und Winzerverband Ahrweiler weist die Forderung von Landrat Jürgen Pföhler, die Ausfuhr lebender Rinder in bestimmte Länder zu verbieten, zurück.

Für den Kreisbauern- und Winzerverband Ahrweiler sind die jüngsten Forderungen des Landkreises Ahrweiler (der GA berichtete) und das Verhalten der Kreisveterinärbehörde bezüglich des Exports von Rindern nicht nachvollziehbar. Landrat Jürgen Pföhler hatte an die rheinland-pfälzische Umweltministerin appelliert, eine klare Erlasslage zu schaffen und die Abfertigung von Exporten lebender Rinder aus Rheinland-Pfalz in bestimmte Länder zu untersagen.

Dies bringt die Bauern auf die Palme: Hinter dem Vorstoß des Kreises stecke der Vorwurf der Behörde an die betreffenden landwirtschaftlichen Betriebe, ein eingeschränktes Wohl ihrer Tiere billigend in Kauf zu nehmen. Dies weist der Verband entschieden zurück.

„Die Ahrweiler Rinderhalter arbeiten bei der Abwicklung des Exports seit Jahren ausschließlich mit einer anerkannten deutschen Rinderzucht-Organisation zusammen, die auf Basis der geltenden rechtlichen Bestimmungen die Verladung und den Transport koordiniert“, unterstrich der Kreisgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, Knut Schubert.

Unterschied zwischen Schlacht- und Zuchttierexport

Der grenzüberschreitende Handel mit Rindern unterliege sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch mit Drittländern strengen tierschutzrechtlichen Vorgaben. Die Tiertransporte würden von der Europäischen Kommission bezüglich ihrer Tiergerechtheit regelmäßig kontrolliert. Schubert: „Deutschen Transporten wurde positiv attestiert, dass die Ausfuhr von lebenden Tieren bis zum endgültigen Bestimmungsort im Nicht-EU-Staat reibungslos funktioniert und dass diese Transporte gemäß den Tierschutzvorschriften korrekt geplant und durchgeführt werden.“

Darüber hinaus müsse hervorgehoben werden, dass es hinsichtlich der Zweckbestimmung der exportierten Rinder in den Zielländern deutliche Unterschiede gebe – und zwar zwischen einem Zuchttier- und einem Schlachttier-Export. Rinderhalter aus dem Kreis Ahrweiler exportieren nach Mitteilung des Verbandes ausschließlich Zuchttiere, die nach ihrer Verbringung im jeweiligen Bestimmungsland zur Erzeugung von Nachkommen und zur Milchproduktion vorgesehen seien. Daher bestehe sowohl bei den abgebenden heimischen Betrieben als auch bei den aufnehmenden Importbetrieben ein großes Interesse, „dass die Tiere einen schonenden Transport erfahren und unversehrt ankommen“. Schubert bezeichnete dies als eine der zentralen Voraussetzungen für eine möglichst lange Lebensdauer in der neuen Heimat. „Tierwohl und wirtschaftliche Interessen schließen einander keineswegs aus“, so Schubert.

Der hohe Zuchtwert der Tiere mache sich auch in deren Preis bemerkbar, der deutlich über dem eines Schlachttieres liege. Aktuell müssten die Ahrweiler Rinderhalter aufgrund des anhaltenden Niederschlagsdefizits in der Region um die Futterversorgung ihrer Tiere für die kommenden Monate bangen.

Die diesjährige Grundfutterernte scheine vergleichbar mit der des vergangenen Jahres erneut äußerst unterdurchschnittlich auszufallen. „Etliche Betriebe beginnen daher schon jetzt damit, ihre Tierbestände aufgrund des bevorstehenden Futtermangels abzustocken“, erklärt der Bauern- und Winzerverband im Kreis Ahrweiler. Hier helfe der Export von Zuchttieren, die finanzielle Situation der Betriebe zu sichern und eine zeitnahe Schlachtung wertvoller Tiere zu sehr geringen Erlösen zu vermeiden.

„Umso unverständlicher ist es für die hiesigen Tierhalter, dass bezüglich der Rinderexporte eine undifferenzierte und pauschale Kritik geäußert wird und die zuständige Kreisveterinärbehörde mittlerweile auch den Rinderexport innerhalb der EU – hier jüngst konkret im Fall von Transporten nach Polen – durch eine zeitlich verzögerte Ausstellung der für den Transport benötigten Begleitdokumente verhindert hat“, ärgert sich Schubert. Mit dieser Haltung nehme der Kreis Ahrweiler eine Einzelposition aller innerhalb von Deutschland zuständigen Veterinärbehörden ein, die eindeutig zu Lasten der Landwirte gehe. Der Bauern- und Winzerverband Ahrweiler fordert die Verantwortlichen deshalb auf, „ihr Handeln dem der übrigen Behördenvertreter im Land anzupassen und die aus tierseuchenrechtlichen Bestimmungen für den Export dringend benötigten Vorlaufatteste reibungslos auszustellen“. Die heimischen politischen Entscheidungsträger sollten die Zusammenhänge künftig differenzierter betrachten und sich mit dem landwirtschaftlichen Berufsstand aktiv über die tierschutzrechtlichen Belange austauschen beziehungsweise sich bei diesem informieren.

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