Begegnungsstätten nach der Flut Bad Neuenahr-Ahrweiler eröffnet Wintertreffs

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Anwohner haben in Bad Neuenahr-Ahrweiler die Möglichkeit, sich im Winter an zehn Orten zu treffen. Warme Mahlzeiten sind bis Jahresende kostenlos.

 In Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt es im Winter zehn Begegnungsstätten – unter anderem am Nelkenweg (unser Foto).

In Bad Neuenahr-Ahrweiler gibt es im Winter zehn Begegnungsstätten – unter anderem am Nelkenweg (unser Foto).

Foto: Martin Gausmann

Bürgerhäuser und Konzerthallen sind zerstört, Hotels und Kneipen gibt es nicht mehr. Aktuell treffen sich die Menschen in den von der Flut betroffenen Bereichen in Bad Neuenahr-Ahrweiler dort, wo es vor allem mittags etwas Warmes zu essen gibt. Das sind meist Container oder Zelte. Hier gibt es den ganzen Tag Ansprechpartner und die Möglichkeit, die Erlebnisse der vergangenen Wochen und Monate zu verarbeiten. Jetzt, wo die Tage kürzer werden und die Dunkelheit früh kommt, sind Begegnungsstätten zur Pflege des sozialen Lebens umso wichtiger, auch vor dem Hintergrund aufkommender Erinnerungen und Traumata. In der Kreisstadt werden aktuell aus zehn der Begegnungsstätten sogenannte Wintertreffs. Das bedeutet: Hier wird es neben dem ganz normalen sozialen Treffpunkt auch Angebote für Menschen jeden Alters geben. All die, die in der Stadt solche Angebote schon immer gemacht haben, sind aufgerufen, ihre Angebote in die Wintertreffs zu tragen. Das kann die Vorstandssitzung des Vereins sein, der Häkelnachmittag, der Spieltreff. Das Motto lautet: „Begegnung, Austausch und gegenseitige Unterstützung.“

Vorgestellt wurde das Konzept am Dienstag in der AHRche auf dem ehemaligen Ahrweiler Campingplatz. Dort war schon zwei Tage nach der Flut der erste soziale Treffpunkt entstanden, als es noch ums nackte Überleben und die ersten Aufräumarbeiten ging.

Zelte und Container werden beheizt

Initiator Lucas Bornschlegl hat großen Anteil am Wintertreff-Konzept. Nur gemeinsam habe man das schaffen können, was mittlerweile entstanden sei. Dazu gehört auch das neue Zelt, in dem künftige Veranstaltungen stattfinden können. Bürgermeister Guido Orthen betonte bei der Vorstellung des Konzepts, dass man genau diesen Weg gegen müsse: „Unser Dank gilt den Stützpunkten, denen wir mit den Wintertreffs kein Korsett aufzwingen wollen.“ Orthen betonte den Mehrwert, den die Treffs für die Stützpunkte haben. Denn diese erhalten personelle Unterstützung und werden winterfest gemacht.

Zelte und Container werden beheizt, Toiletten oder Duschen auf die Kälte vorbereitet. Die gesamte Infrastruktur wird überprüft, bei Bedarf und in Absprache wird nachjustiert. Außerdem garantierte der Bürgermeister, dass es in den Wintertreffs auch weiterhin ein kostenloses Mittagessen für Flutopfer und Helfer gebe, zumindest bis zum Jahresende sei das so geplant. Ursprünglich sollte die kostenlose Verpflegung eingestellt werden.

Kulturelle Angebote geplant

Die Wintertreffs gibt es in allen Größen und mit den verschiedensten Angeboten. In Ahrweiler trifft man sich in der AHRche, am Marktplatz und im Eingangsbereich des Helmut-Gies-Bürgerzentrums. In Bachem steht das Sängerheim bereit. In Bad Neuenahr gibt es im Kurpark Zelte verschiedener Größen, kleinere Treffs befinden sich an der Sebastianstraße beim Autohaus KBM, auf dem Moses-Parkplatz sowie südlich der Ahr im Nelkenweg. In Heimersheim stehen Container auf dem Marktplatz, in Heppingen ist der Wintertreff zunächst noch in den DRK-Zelten vor der Kirche, wird aber später ins Bürgerhaus umziehen. Treff in Walporzheim ist das Zelt hinter der Sebastianusklause. Der Betrieb der Wintertreffs ist zunächst bis Ende April 2022 geplant.

Jan Ritter betonte, dass es in den Treffs je nach Größe auch kulturelle Veranstaltungen geben soll. Hier kommen in erster Linie große Treffpunkte, wie der Kurpark, das Ahrweiler Bürgerzentrum sowie die Landskroner Festhalle in Betracht. Man habe eine Fülle von Angeboten erhalten, betonte auch Ellen Tappe. Die reichen von Karneval über die Kölner Musikgrößen bis hin zu Udo-Jürgens-Covermusikern. „Posaunenorchester aus dem ganzen Land haben uns Konzerte angeboten“, so Tappe.

Programm für Kinder

Und auch für die Kinder gebe es jede Menge Programm, betonte Annette Gies von der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKUJA) der Stadt. Sie stellte dazu die OKUJA-Kreativtüte vor, mit der man unter anderem seine ganz eigene Ahrtal-Laterne basteln kann. Aktuell bereite man einen Event-Tag für Jugendliche in der Landskroner Festhalle vor, berichtete Gies. Schon am Sonntag, 21. November, steht ein Familien-Tag im Kurpark an. Dort wird es im Advent auch die Uferlichter geben, zudem wird eine Eisbahn installiert.

Auf rund vier Millionen Euro bezifferte Maternus Fiedler die Kosten für die geplanten Unternehmungen, Programme und die winterfeste Ertüchtigung der Treffpunkte. Geld, dass aus den Spendenerlösen der Aktion „Deutschland hilft“ fließen soll. Deren Organisationen Arbeiterwohlfahrt, Arbeiter-Samariter-Bund, Kinderhilfswerk und der Paritätische Wohlfahrtsverband teilen sich die Unterstützung der zehn Wintertreffs untereinander auf.

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