Situation der Kitas in Bad Neuenahr Bethel-Stiftung will Sechs-Gruppen-Kita errichten

Bad Neuenahr · In der Kreisstadt sind acht von zwölf Kindergärten von der Flut betroffen. Und schon vor der Flut gab es einen Platzmangel. Der Sozialausschuss empfiehlt nun dem Stadtrat etliche Wiederaufbaumaßnahmen.

 Sie wurde bereits abgerissen: Die Kita Blandine-Merten-Haus.

Sie wurde bereits abgerissen: Die Kita Blandine-Merten-Haus.

Foto: Martin Gausmann

Die Ansprüche an die Träger von Schulen und Kindergärten wurden in der Vergangenheit immer höhergeschraubt, Kindertagesstätten-Plätze für Kleinstkinder, Nachmittagsbetreuung, Ganztagsschule, kleinere Klassenzahlen; all das hat die Bildungslandschaft grundlegend und zum Wohl des Nachwuchses verändert. Die Träger, meist Kommunen oder Kirchen, kamen mit der Umsetzung kaum hinterher. In Bad Neuenahr-Ahrweiler sah die Situation bei den Kindergärten so aus, als würde man im Jahr 2022 endlich alle Ziele im Hinblick auf die Unterbringung in den Kindertagesstätten (Kita) erreicht haben. Es ging um die Unterbringung von knapp 1.200 Kindern in 12 Kindergärten.

Dann kam die Flut und richtete in acht Einrichtungen Schäden bis hin zur totalen Zerstörung an. Nur die Kitas Calvarienberg (Ahrweiler), Sterntaler (Heimersheim), St. Lambertus (Gimmigen) und Sausewind (Ramersbach) blieben unversehrt. Im Rest aber sah es schlimm aus, Lösungen mussten her. So fand sich für die Kinder aus St. Laurentius Ahrweiler Platz im Kloster Calvarienberg, die Einrichtung selbst kann saniert und wiederaufgebaut werden. Bei der Kita Rappelkiste in Bachem wurden zwei Gruppen im Erdgeschoss zerstört, der Wiederaufbau läuft. Die meisten Kinder kamen in der Alten Schule in Bachem unter, aber eben nicht alle. Ein als Gruppenraum eingesetzter Bauwagen konnte gerettet werden, musste aber komplett saniert werden und bildet nun einen Waldkindergarten im Bachemer Tal.

Die Kita St. Pius muss abgerissen und neu aufgebaut werden

Schwer getroffen hat es die Kita St. Pius, die abgerissen und neu gebaut werden muss, hier wird die Stadt die Trägerschaft von der Kirche übernehmen. Die Kinder sind in Container in der Grafschaft umgezogen, aber auch hier ist nicht für alle Kinder Platz. Ähnlich sieht es im integrativen Kindergarten St. Hildegard aus. Das Gebäude ist zerstört, die Zukunft noch unklar. Die Kinder sind im Dorfgemeinschaftshaus in Grafschaft-Birresdorf untergekommen und werden bald in eine Containerlösung in der Grafschaft umziehen. Die Kids aus dem betroffenen Miki-Kindergarten des Krankenhauses haben dagegen andere Räume im Krankenhaus beziehen können. Eine Odyssee haben die 145 Kinder aus dem Blandine-Merten-Haus hinter sich. Während ihr Kindergarten längst dem Erdboden gleichgemacht ist, stehen sie nun vor dem wohl endgültigen Umzug für die kommenden Jahre in eine Container-Kita in der Grafschaft. Aber auch dort ist nicht für alle Kinder Platz. Container sind zudem die aktuellen Kindergärten für die Kids aus der Arche Noah am Mehrgenerationenhaus Bad Neuenahr und aus der Kita St. Mauritius in Heimersheim, die ebenfalls auf den Abrissbagger wartet. Den Neubau übernimmt die Stadt für die überforderte Kirche.

Mit der aktuellen Situation und Lösungsansätzen für die Zukunft wurde nun der Sozialausschuss der Kreisstadt konfrontiert. Denn geplante Projekte, wie ein Drei-Gruppen-Kindergarten im integrativen Mehrgenerationen-Quartier (IMQ) wurden ebenfalls von der Flut verschluckt und warten auf ihre Umsetzung. Wie viele KiTa-Plätzen derzeit und in Zukunft überhaupt benötigt werden, kann die Stadtverwaltung allenfalls grob schätzen, zumal nach der Flut rund 2.000 Menschen weggezogen sind, darunter geschätzte 200 bis 400 Kinder und Jugendliche. Zahlen gibt es nur aus der Zeit vor der Flut. Was tun? Zunächst einmal will sich die Verwaltung an den Prognosen der Projektgruppe Bildung und Region (BiRegio) orientieren. Erst im Jahr 2024 kann es zu einer aktualisierten Planung kommen. In der Verwaltung geht man aktuell für 2022 von einem ungedeckten Bedarf von 173 Plätzen aus, die sich bis zum Jahr 2025 auf 285 erhöhen würde, sollte man nicht gegensteuern. Also sind mit dem Wiederaufbau Erweiterungen geplant.

Ein zweiter Bauwagen für die naturpädagogische Gruppe im Bachemer Tal

Besagtes IMQ befindet sich im Weiterbau, hier entstehen 55 Plätze. Das noch nicht begonnene Wohnquartier an der St. Pius-Straße soll eine Kita mit 65 Plätzen erhalten, im Krankenhaus-Kindergarten Miki soll eine weitere Gruppe mit 20 Plätzen entstehen. Zudem möchte die Bethel-Stiftung einen Sechs-Gruppen-Kindergarten errichten, hier wird ein Grundstück gesucht. Im Gegenzug könnte die Arche Noah um drei Gruppen reduziert werden, der freiwerdende Raum könnte zu einer Betriebs-Kita der Stadt werden. Das neue Blandine-Merten-Haus soll um eine achte Gruppe erweitert werden und auch der neue St. Pius-Kindergarten wird um eine Gruppe größer. Im Osten der Stadt wird eine Erweiterung der neuen Kita St. Mauritius gleich um zwei Gruppen angestrebt. Dort entsteht durch neue Baugebiete erhöhter Bedarf, den die 45-50 Plätze decken sollen. Im Bachemer Tal soll schließlich die naturpädagogische Gruppe durch einen zweiten Bauwagen erweitert werden.

Erwartungsgemäß empfahl der Sozialausschuss dem Stadtrat einstimmig, die Verwaltung zu beauftragen, die in der Vorlage dargestellten Überlegungen zur Wiederherstellung und zum Ausbau des Kindertagesstätten-Angebotes in Bad Neuenahr-Ahrweiler weiter zu verfolgen und möglichst zeitnah umzusetzen. Nur die Fragen von Ausschussmitgliedern nach der tatsächlichen Zahl der aktuell nicht untergebrachten Kinder konnten werder der Erste Beigeordnete Peter Diewald, noch Abteilungsleiter Gregor Terporten beantworten. Dafür sprachen sie aber von Überlegungen, Provisorien nach deren Nutzung nicht sofort abzubauen, sondern zur Unterbringung dieser Kinder zunächst noch zu halten.

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