Bad Neuenahr-Ahrweiler schlägt Alarm Bewerber-Mangel lähmt den Wiederaufbau
Bad Neuenahr-Ahrweiler · Bad Neuenahr-Ahrweilers Bürgermeister Guido Orthen richtet sich mit einem Appell in den sozialen Medien an potenzielle Bewerber auf städtische Stellen. Aktuell sind bis zu 50 Positionen unbesetzt. Das wirkt sich auch auf den Wiederaufbau der Kreisstadt nach der Flutkatastrophe aus.
Aktuell ist es für die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler offenbar problematisch, freie Stellen zu besetzen. Das thematisierte Bürgermeister Guido Orthen (CDU) in einer seiner jüngsten Videobotschaften in den sozialen Netzwerken. Grund dafür sei unter anderem der leergefegte Arbeitsmarkt. Dennoch steht für Orthen fest: Für die Bewältigung der Mammutaufgabe Wiederaufbau werden zusätzliche helfende Hände dringend gebraucht.
Auf Bewerber wartet besonders viel Arbeit
„Ich kremple die Arme hoch. Ich glaube, das machen wir alle seit acht Monaten gemeinsam“, sagt der Bürgermeister, während er vor der Kamera seine Hemdsärmel rafft. „Blättere ich aber durch unsere Anzeigen in der Stadtzeitung, mit denen wir zusätzliche Mitarbeiter in allen Bereichen suchen – insbesondere in den technischen aber auch in den Verwaltungsberufen –, dann macht uns das Sorgen.“ Die Stadt und das gesamte Ahrtal stünden vor einer historischen Aufgabe, sagt Orthen. „Deshalb suchen wir Mitarbeiter, die uns mit ihrer Kompetenz unterstützen.“ Gesucht werden etwa Verwaltungsfachkräfte, Techniker für Abwasser- und Abwasserwerke oder Tiefbauspezialisten. „Wir suchen Mitarbeiter die Lust darauf haben, an der historischen Aufgabe mitzuwirken. Und die keine Angst vor besonders viel Arbeit haben, denn wir haben besonders viel Arbeit.“
Nach Angaben der Stadtverwaltung ist die Zahl der zu besetzenden Zusatzstellen nur schwer greifen. Denn: „Der Aufbau der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler ist ein dynamischer Prozess. Eine genaue Anzahl an zu besetzende Stellen derzeit zu nennen, ist daher sehr schwer“, sagt Stadt-Sprecher Michael Rennenberg. „Wir gehen aktuell von circa zehn bis 15 Prozent der Mitarbeiter aus, was etwa 40 bis 50 Stellen bedeuten würde.“ Gesucht werde in nahezu allen Bereichen: Vakant sind derzeit Stellen für Ingenieure und Techniker, Verwaltungsfachangestellte, Beamte oder Handwerker wie Elektriker, Gärtner oder, Straßenbauer. Auch Erzieher sind Mangelware. „Die Bedarfe sind in allen Segmenten vorhanden. Besonders schwierig ist die Situation in den technischen Berufen“, sagt Rennenberg. Auch Gründe dafür liegen laut Verwaltung auf der Hand: „Zum einen erschwert die allgemeine Arbeitsmarktlage die Situation“, sagt der Stadt-Sprecher. Zum anderen verschärfe „die besondere Situation in der Stadt beziehungsweise an der Ahr“ nach der Flutkatastrophe die Situation zusätzlich. Rennenberg: „Darüber hinaus erschweren die starren tariflichen und dienstrechtlichen Regelungen des Arbeits- und Tarifrechts sowie des Beamtenrechts diese Situation.“
Stadt nutzt alle Kanäle, um Mitarbeiter zu gewinnen
Auch in Sachen Mitarbeitergewinnung entpuppt sich der Wiederaufbau für die Kreisstadt also zur Herkulesaufgabe. Für Rennenberg steht fest: „Unsere Mitarbeiter haben in den letzten Monaten überdurchschnittliche Leistungen und Herzblut gezeigt und sind zum Teil über ihre persönlichen Grenzen hinausgegangen.“ Dennoch müsse dringend Verstärkung her. Nur so könnten vorhandene Kräfte „entsprechend unterstützt, mehr Maßnahmen verwirklicht und vor allem schneller abgeschlossen werden. Infolgedessen könnte auch der Aufbauprozess in kürzerer Zeit umgesetzt werden“.
Damit das gelingt, baut die Stadtverwaltung auf eine breite Ansprache möglicher Interessenten. „Wir setzen zurzeit alles daran, geeignete Mitarbeitende einzustellen. Dies erfolgt durch Stellenausschreibungen in allen gängigen Medien, durch Mundpropaganda oder auch durch verschiedene Social-Media-Kanäle“, sagt Rennenberg. „Darüber hinaus versuchen wir an und über Hochschulen oder Universitäten geeignete Bewerber zu generieren.“ Nicht nur für Stadtoberhaupt Orthen steht also fest: „Wir brauchen die Hilfe vieler Menschen, die jetzt mitanpacken und diese Herausforderung angehen.“