Stefanie Hubig in Bad Neuenahr Bildungsministerin besucht von Flut beschädigte Berufsbildende Schule

Bad Neuenahr · Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig hat die Berufsbildende Schule des Kreises Ahrweiler besucht. An die von der Flut stark beschädigte Schule konnten kürzlich die letzten Klassen für den Unterricht zurückkehren. Nun müssen sie teilweise in provisorischen Leichtbauten lernen.

 Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (Mitte) besucht den ehemaligen Verwaltungstrakt der Berufsbildenden Schule des Kreises Ahrweiler in Bad Neuenahr.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (Mitte) besucht den ehemaligen Verwaltungstrakt der Berufsbildenden Schule des Kreises Ahrweiler in Bad Neuenahr.

Foto: Martin Gausmann

Wo einst die Verwaltung der Schule mit Sekretariat, Lehrerzimmer und Co. untergebracht war, sind kahle Wände und eine Decke, von der Kabel herunterhängen, geblieben. Vor etwa zehneinhalb Monaten hat die Sturzflut wie an so wie vielen Stellen im Ahrtal auch in der Berufsbildenden Schule (BBS) des Kreises Ahrweiler in Bad Neuenahr eine Spur der Verwüstung nach sich gezogen.

Fünf bis sechs Meter hoch stand das Wasser damals. Immerhin: Schlamm und Schutt sind mittlerweile weggeräumt, Unterricht findet vor Ort wieder statt. Auch die Verwaltung hat einen neuen Standort gefunden, ist weiter nach oben gezogen, in das zweite Stockwerk.

Vom jetzigen Zustand der Schule hat die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sich bei einem Besuch am Donnerstag ein Bild gemacht. „Ich bin sehr beeindruckt und auch, sage ich ehrlich, etwas bewegt, was sich hier in einem Jahr getan hat“, sagt Hubig. Gleichzeitig sehe man, was noch zu tun ist, was Wiederherstellung und Modernisierung der Schule für eine „Mammutaufgabe“ seien. Schulleiterin Gundi Kontakis, selbst Flutbetroffene, zufolge geht es um einen Marathon. Sie verweist darauf, dass bei neuerlichem Starkregen nun Nervosität zu spüren ist.

Alle Schüler sind zurück am Schulstandort

Inzwischen sind die Schüler an die Bildungsstätte zurückgekehrt. Die letzten wechselten vor ungefähr drei Wochen von ihrem Ausweichstandort in Andernach nach Bad Neuenahr. Zwischenzeitlich wurden Schüler der BBS an insgesamt sechs Ausweichstandorte verteilt: nach Andernach, Linz sowie je zwei Standorte in Mayen und Koblenz.

20 Klassenräume wurden bei der Flut zerstört. Inzwischen werden im Hauptgebäude wieder 30 Klassen unterricht. Dazu kommen 60 Klassen, die sich zu gleichen Teilen auf drei provisorische Leichtbauten verteilen, die neben dem Hauptgebäude von einer Firma aus dem Messebau errichtet wurden.

In einer der in einem Leichtbau untergebrachten Klassen, in der angehende Elektriker unterrichtet werden, tauscht Hubig sich mit den Schülern aus. Von den Schülern, die für den Besuch der Ministerin ihre Mittagspause vorziehen mussten, ist zu hören, dass es für sie durch die Flut schwieriger gewesen sei, den Unterrichtsstoff zu bewältigen. Und manch einer vermisst offenbar den alten Ausweichstandort in Andernach. Dort habe es einen „vernünftigen Klassenraum“ gegeben, sagt einer. Er schiebt dann aber schnell hinterher: „Hier ist es aber auch nicht verkehrt.“

Als Ministerin Hubig fragt, wer von den jungen Männern, Frauen gibt es in der Klasse keine, direkt von der Flut betroffen ist, bleibt es still. Wie aus dem Kollegium später zu hören ist, handhaben sowohl Schüler als auch Lehrer, aus deren Reihen eine Person bei der Flut ums Leben kam, den Umgang mit der Katastrophe unterschiedlich. Sprich: Manche sprechen darüber, manche nicht.

Geschätzte Sanierungskosten liegen bei 23 Millionen Euro

Die Kosten für den Wiederaufbau der BBS schätzt Jörg Hamacher, Werksleiter des Eigenbetriebs Schul- und Gebäudemanagement des Kreises, auf 23 Millionen Euro. Mindestens fünf Jahre werde dieser dauern. Bis der „letzte Pinselstrich“ getan ist, könnten ihm zufolge auch sieben bis acht Jahre vergehen.

Insgesamt wurden bei der Flutkatastrophe 17 Schulen im Kreis Ahrweiler stark beschädigt. Die BBS ist mit regulär 2500 Schülern eine der größten. Künftig könnte die Zahl der Schüler dort allerdings zurückgehen. Denn wie ein Lehrer am Donnerstag zu bedenken gibt, gehen Schüler, die sie sich angesichts der Flutfolgen nun für eine Ausbildung in Bonn oder Köln entscheiden, nicht mehr in Bad Neuenahr zur Berufsschule.