Gedenken an die Flut Bischof Ackermann weiht Kapelle in Walporzheim

Ahrtal · Nach der zentralen Veranstaltung im Kurpark von Bad Neuenahr-Ahrweiler kamen viele Menschen auch in den Stadtteilen der Kreisstadt zusammen, um der Flutopfer zu gedenken. In Walporzheim weihte Bischof Ackermann eine besondere Kapelle.

Bischof Stephan Ackermann spricht bei der Einweihung der Kapelle St. Donatus in Walporzheim.

Bischof Stephan Ackermann spricht bei der Einweihung der Kapelle St. Donatus in Walporzheim.

Foto: ahr-foto

In nahezu allen an der Ahr gelegenen Orten hat es zwei Jahre nach der Flutkatastrophe am Wochenende bewegende Gedenkfeiern gegeben. Während es bereits am Freitagabend eine würdevolle Gedenkstunde mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Kurpark gegeben hatte, gedachte man am Samstag in Walporzheim, Ahrweiler, Bad Neuenahr oder auch in Sinzig der in der Flutnacht ums Leben gekommenen Menschen, erinnerte sich an die vielen Verletzten und Geschädigten, an die vielen zerstörten Häuser, an die Trümmer in den Straßen und vergegenwärtigte sich die Strapazen, die der Wiederaufbau und der Neuanfang im Ahrtal mit sich bringen.

Bischof Stephan Ackermann war nach Walporzheim gekommen, um eine oberhalb des Dorfes, mitten im Weinberg liegende neue Kapelle zu weihen. Das kleine Gotteshaus soll als Flutkapelle in ganz besonderer Weise Erinnerungs- und Gedenkstätte sein. Der Kapellenort bietet einen Blick über weite Teile des Ahrtals. Der Heilige Donatus gilt als Schutzpatron gegen Unwetter, Blitzschlag, Hagel und Feuer. „Diese Kapelle ist etwas ganz Besonderes“, sagte der Vorsitzende des Freundeskreises der Kapelle Sankt Josef, Werner Schüller. Der Verein will sich künftig auch um das jetzt errichtete Gebäude kümmern. „Kurz nach der Flut kamen viele Helfer in das Ahrtal, zeigten Solidarität und halfen den Menschen beim Aufräumen. Auch Helfer aus Süddeutschland waren dabei. Sie boten an, eine Kapelle zu stiften.“ Hieraus sei dann die Flutkapelle als Gedenkort für das gesamte Ahrtal entstanden.

Walporzheim: Kapelle wurde aus Holzteilen in Süddeutschland vorgefertigt

Das Gebäude mit seiner markanten Architektur wurde aus Holzteilen in Süddeutschland vorgefertigt und dann in Walporzheim zusammengebaut. Eine geschnitzte Figur des Heiligen Donatus wurde nach einer zur Kapelle hinführenden Prozession in der Wortgottesfeier zusammen mit dem Altar eingesegnet. Die Kapelle soll für Betroffene der Flutkatastrophe und für alle Besucher im Ahrtal eine Erinnerungsstätte werden und zum Wallfahren, Pilgern, Verweilen und zum Gebet einladen. Nach der Kapellenweihe trafen sich die Walporzheimer, deren Ort von der Flutkatastrophe bekanntlich besonders betroffen war, zu einer kleinen Erinnerungsfeier im Hof der Winzergenossenschaft.

Ahrweiler: Gedenkfeier am zweiten Jahrestag auf dem Freidhof

Auch in Ahrweiler gab es eine Gedenkfeier. Gemeinsam mit Ortsvorsteher Peter Krämer und seinem Vertreter Ferdi Heuwagen hatte man sich auf dem in der Flutnacht stark zerstörten Friedhof getroffen. Heuwagen erinnerte an die vielen schrecklichen Erlebnisse in der Nacht, die so viel verändert hat.

In Bachem hatten Ortsvorsteher Ulrich Stieber und der Ortsbeirat zur Gedenkfeier an die Leonhardus-Kapelle geladen. Im kleinen Gotteshaus brannten, berichtet Stieber, 136 Lichter im Angesicht des Flutkreuzes zu Ehren der verstorbenen Flutopfer.

Zu Beginn der Ansprache von Stieber gedachten die zahlreichen Anwesenden in einer Schweigeminute zum Geläut der Glocke von St. Leonhard der Opfer der verheerenden Flut, insbesondere wurde dabei an die beiden Verstorbenen aus Bachem erinnert, so der Ortsvorsteher.

Über 50 Teilnehmer und damit mehr als beim Gedenktag 2022 folgten am Samstag in Ramersbach einer Einladung des Ortsbeirats zum Gedenken an die Flutkatastrophe vor zwei Jahren. Darunter seien auch einige Bewohner der Tiny-Häuser gewesen, die im Ort eine vorübergehende Heimat gefunden haben, wie der Ortsbeirat mitteilt.

Indes waren in Bad Neuenahr zahlreiche Menschen zum Platz an der Linde gekommen, der nach der Flut ebenfalls einem Trümmerfeld glich und nun provisorisch mit vielen grünen Elementen und einer großen Ruhezone umgewandelt wurde. Da die tief im Boden liegenden Versorgungsleitungen allesamt erneuert werden müssen, werden der Platz wie auch die zu ihm hinführende Poststraße noch umfangreiche Sanierungs- und Wiederaufbauarbeiten durchlaufen müssen.

„Wir möchten langsam wieder in die Normalität zurückfinden, wir möchten uns wieder an einem zentralen Platz in unserer Stadt zusammenfinden, um uns auszutauschen, um zu verweilen und Ruhe zu finden“, sagte Ortsvorsteher Richard Lindner, der den von Bürgern in Workshops mitgestalteten Platz – auch wenn es ihn in dieser Form nur vorübergehend geben wird – an Bürgermeister Guido Orthen übergab.

Die Oase im Grünen soll mit ihren vielen schattenspendenden Bäumen in ähnlicher Form nach Fertigstellung der Fußgängerzone wieder neu entstehen, stellte Orthen in Aussicht, der in bewegten Worten an die Geschehnisse in der Flutnacht erinnerte. „Das Erlebte hat sich tief in die Herzen und Seelen der Menschen eingegraben“, so das Stadtoberhaupt.