Blandine-Merten-Haus Weg frei für Neubau von Kita in Bad Neuenahr

Bad Neuenahr · Der Haupt- und Finanzausschuss von Bad Neuenahr-Ahrweiler hat grünes Licht für den Neubau der bei der Flut zerstörten Kita Blandine-Merten-Haus gegeben. Dieser soll an gleicher Stelle erfolgen, das Gebäude aber deutlich höher liegen.

 So soll das neue Blandine-Merten-Haus einmal aussehen.

So soll das neue Blandine-Merten-Haus einmal aussehen.

Foto: Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die ersten Hochbauten im Neu- und Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe nehmen zumindest auf dem Papier Gestalt an. Jetzt wurde im Haupt- und Finanzausschuss der Kreisstadt der Entwurf für den Neubau der Kindertagesstätte Blandine-Merten-Haus vorgestellt. Anschließend gab der Ausschuss der Entwurfsplanung einstimmig grünes Licht, ein ähnliches Votum wird auch vom Stadtrat erwartet.

Die Kita in Bad Neuenahr unweit von Ahr und Mühlenteich war in der Flutnacht im Juli 2021 derart zerstört worden, dass sie noch im gleichen Jahr abgerissen werden musste. Seither sind die meisten der 135 Kinder in einer Containeranlage im Innovationspark der Nachbargemeinde Grafschaft untergebracht. Wer dort derzeit seine Kitazeit erlebt, dürfte den Neubau wohl kaum noch als Kita-Kind erleben.Das neue Blandine-Merten-Haus soll nun genau auf dem Areal entstehen, auf dem der Vorgängerbau auch stand. Aber: Der Bau wird deutlich höher.

Mit der Projektsteuerung hat der Stadtrat die Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler (AEGB) beauftragt. Die befasst sich seither mit dem Bau eines Acht-Gruppen-Kindergartens, im ehemaligen Haus waren sieben Gruppen untergebracht. Insgesamt sollen in der Kita einmal 150 Ü3 und 25 U3-Plätze entstehen. Geplant wird der Bau vom Neuwieder Architekturbüro Berghaus und Michalowicz, das unter anderem auch das Bethel Hotel Zum Weinberg am Neuenahrer Bahnhof plante. Die errechneten Kosten belaufen sich auf knapp elf Millionen Euro. Wann mit dem Bau begonnen werden kann und wann die Kita fertig sein wird, ist noch offen. Die weitere terminliche Entwicklung wird nach der formellen Beschlussfassung des Stadtrates weiter abgestimmt. Ziel ist es dabei, zeitnah die Planung abzuschließen und die Bauarbeiten auszuschreiben.

Was Architektin Nicole Berghaus dem Ausschuss präsentierte, war ein üppiges Bauwerk, das sich über zwei Geschosse erstreckt. Um die Nachbarschaftsbebauung nicht gänzlich zu erdrücken, soll die Kita einen Einzelhauscharakter ausstrahlen, der sich nicht nur durch farbliche Darstellungen und Abwechslung zeigt. Der Baukörper wird auch durch Fassadenrücksprünge gegliedert, welche sich den Fassadenlängen der Nachbarbebauung anpassen. Der Haupteingang wird, wie der der Vorgängerkita auch, an der Ecke Hemmesser Straße / Edith-Stein-Straße sein. Für Personal und Lieferanten wird es einen separaten Eingang an anderer Stelle unweit der insgesamt acht Stellplätze geben.

Neubau im Überschwemungsgebiet

Weil der Neubau im Überschwemmungsgebiet der Ahr liegt, bedurfte es vorab einer wasserrechtlichen Ausnahmegenehmigung durch die Obere Landesbehörde SGD Nord. Mit der teilweisen Aufständerung reagiert der Entwurf auf das hochwasserangepasste Bauen und den Flächenbedarf, indem sensible Bereiche wie Küche und Technikzentrale, aber auch Aufenthaltsräume ins Obergeschoss verlagert werden. Die Aufständerung ermöglicht zum einen, dass der Baukörper im Erdgeschoss als Riegel, der der Fließrichtung des Hochwassers folgt, ausgebildet wird und dass zum anderen der Retentionsraum im Vergleich zum Verdrängungsvolumen der alten Kita nicht erhöht wird.

Die Standort-Bemessungshöhe für ein 100-jähriges Hochwasser liegt 20 Zentimeter unter der Abdichtungsebene auf der Bodenplatte. Die Gruppenräume sind straßenabgewandt und nach Süden zum Spielgelände im Innenbereich orientiert. Im Erdgeschoss sind den Gruppenräumen überdachte Terrassen vorgelagert. Die Gruppenräume im Obergeschoss verfügen über verbundene, überdachte Balkone mit einer zentralen Freitreppe als Rettungsweg, die auch zum Spielen dient. Das Gebäude ist so konzipiert, dass alle Aufenthaltsräume über zwei getrennte Rettungswege verfügen und – wie das gesamte Gebäude– barrierefrei sind. Im Außenbereich bleibt den Kindern genug Platz zum Spielen. Das nahezu ebene Grundstücksgelände verfügt über rund 1500 Quadratmeter bespielbare Freiflächen und überdachte Spielbereiche von rund 260 Quadratmetern.

Sollte es zu einem erneuten Extrem-Hochwasser kommen, kann bei Überflutung über den inneren Treppenraum sowie über die Außentreppen das Obergeschoss erreicht werden. Den Gruppenräumen im Obergeschoss sind Rettungsbalkone vorgelagert. Bei höheren Pegelständen ist es möglich, über die Fluchttreppe am Mehrzweck- und Essensraum das Flachdach des Obergeschosses zu erreichen, auf dem trotz einer geplanten Photovoltaikanlage genügend Platz für alle Kinder ist. Die Planungen sehen derzeit vor, dass rund 60 Prozent des per Photovoltaik-Anlage erzeugten Stroms abgegeben werden kann. Empfänger könnte beispielsweise die benachbarte Grundschule sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort