Nach der Flut im Ahrtal Blumen werden in Ahrweiler nur schleppend verkauft

Ahrweiler · Bereits seit einigen Wochen findet der Markt in der Altstadt von Ahrweiler wieder statt. Der Lebensmittelverkauf läuft normal – doch der Blumenverkauf schleppend. Für viele ist es noch zu früh, ihre Wohnung zu dekorieren.

 Auf dem Markt in der Altstadt von Ahrweiler läuft der Blumenverkauf schleppend.

Auf dem Markt in der Altstadt von Ahrweiler läuft der Blumenverkauf schleppend.

Foto: Rosanna Großmann

Auf dem Weg durch das Niedertor in die Altstadt von Ahrweiler erwartet Besucher des Ortes auch drei Monate nach der Flut noch das gleiche Bild: die unterste Etage jedes einzelnen Hauses verbarrikadiert, entkernt oder schlicht verlassen, angegraut vom Dreck, den die Wassermassen zurückgelassen haben. Die Fußgängerzone Niderhut, nun gesäumt von Baufahrzeugen und Schuttcontainern, führt zum Marktplatz – und hier strahlt einem plötzlich das bunte Leben entgegen. Eine Blumenhändlerin verkauft liebevoll gebundene Sträuße und herbstlich bepflanzte Töpfe.

Das Problem nur: Den meisten Anwohnern ist noch nicht danach, ihr Heim wieder mit Blumen zu schmücken. Acht Wochen nach der Katastrophe hatte die Stadt für einen Neubeginn des Freitags-Marktes gesorgt. Der Lebensmittelverkauf läuft auch gut, nur für die Blumenhändlerin ist der Umsatz eingebrochen. „Heute bin ich froh, wenn ich überhaupt das Benzingeld wieder rausbekomme“, erzählt die Verkäuferin aus Erftstadt.

Deprimierender Anblick

Seit der Flut müsse sie wegen der gesperrten Autobahn über Land den Weg nach Ahrweiler fahren: „Da brauche ich für eine Strecke bis zu zwei Stunden.“ Ihr Mann betreibe einen weiteren Stand in Köln, hinzu komme ein eigener Blumenladen. Die Rentnerin Inge Korte steht mit ihrem Rollator vor dem Pflanzenregal und entscheidet sich für eine Erika.

„Es ist momentan wirklich deprimierend, hier langzulaufen“, bestätigt sie den Eindruck von der Ahrweiler Altstadt. Am 14. Juli sah sie das Wasser kommen, zog danach für acht Wochen zu ihrem Sohn. Jede Nacht darauf hatte sie Angst. Wegziehen, so wie es viele andere tun, kommt für sie aber nicht in Frage: „Man muss da durch. Ich wohne fast 50 Jahre hier“, erzählt Korte. „Mein Mann liegt hier auf dem Friedhof. Natürlich bleibe ich.“

Gräber auf dem Friedhof dürfen noch nicht wieder bepflanzt werden

Der Friedhof am Ahrtor war zunächst gar nicht mehr zugänglich, ganze Gräber waren verschwunden. Doch das ihres Mannes stehe noch. Auf dem Gelände könne man kaum laufen, Inge Korte benutzt dort ihren Stock. „Der Friedhof darf noch nicht bepflanzt werden“, weiß die Blumenhändlerin aus Erftstadt. Auch ein Geschäft, das für sie in Ahrweiler aktuell wegbricht.

Korte, schon halb auf dem Rückweg, kehrt beim Anblick der zarten Rosensträußchen noch einmal um. „Ich glaube, jetzt kaufe ich mir doch was Schönes“, beschließt sie. „Gleich geht es erstmal zurück in die kalte Wohnung. Vielleicht wird es so etwas wärmer.“ Bald soll sie einen Tank bekommen, um heizen zu können: „Es geht aufwärts, man sieht’s überall.“

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