Bad Neuenahr zum Thema Brücken-Neubau „Zweckmäßigkeit bei Brücken schließt Schönheit nicht aus“

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Was die neuen Ahr-Brücken der Kreisstadt leisten müssen, fasste der Stadtrat in einen Grundsatzbeschluss. Dabei sollte auch einer Sorge begegnet werden.

 Bad Neuenahr-Ahrweiler im Bereich der ehemaligen Kurgartenbrücke.

Bad Neuenahr-Ahrweiler im Bereich der ehemaligen Kurgartenbrücke.

Foto: AHR-FOTO

In seinem Buch „Die Brücken von Neuenahr“ aus dem Jahr 2008 stellte Bauingenieur Jens Heckenbach die Ahrquerungen der Kurstadt vor. Mit dabei waren prägnante Rundbogenbrücken, wie Amseltal- oder Landgrafenbrücke. Seit Montagabend steht fest: Solche Bauwerke wird es in der Kreisstadt nicht mehr geben, zu hoch ist die Gefahr, dass hier, wie bei der Flutkatastrophe 2021 geschehen, Treibgut den Fluss verstopft. Fachleute sprechen von Verklausungen. Geben diese dann nach, kommt es für die Anlieger flussabwärts zu massiven Fluten mit entsprechenden Folgen für Menschen und Bauten.

Das Hochwasser bestimmt die Pläne

Der Stadtrat fasste nun, basierend auf den ersten Vorstellungen der neuen Landgrafen- und der neuen Bachemer Brücke, einstimmig einen Grundsatzbeschluss. Dabei stehen Hochwasserschutz und Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, im Vordergrund. Pfeiler der neuen Brücken sollen nicht mehr mittig in der Ahr stehen. Die Baukörper müssen das neu berechnete, sogenannte 100-jährige Hochwasserereignis (HQ 100) durchlassen und möglichst noch Platz nach oben (Freibord) haben. Dabei geht es um eine Durchlassmenge von fast 500 Kubikmetern Wasser pro Sekunde, fast das Doppelte der bisherigen HQ 100-Menge. Die neuen Brücken sind wesentlich länger als ihre Vorgänger, weil der Ahr mehr Raum gegeben wird. Zudem führen Fahrrad- und Fußgängerwege künftig möglichst tief in der Ahrböschung und damit ebenfalls unter den Brücken entlang. Und es wird tiefe Gründungen geben. Soll heißen: Die Brückenpfeiler werden viele Meter tief in den Untergrund reichen.

Die Brücken die Ahr sind wohl die markantesten Bauwerke im Wiederaufbau. Für ihre Gestaltung wurde auch ein Leitfaden erstellt. Im Bereich der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler müssen von der Kommune mehr als ein Dutzend Ahrquerungen mit den verschiedensten Ansprüchen wieder errichtet werden. Lediglich die Brücke der Ramersbacher Straße nahe des Ahrtors ist Sache des Landesbetriebs Mobilität, weil mit der L83 eine Landesstraße über sie führt.

Drei Brückentypen wurden untersucht

Reinhold Goisser von der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft (AuEG) stellte die Ergebnisse von jeweils drei untersuchten Brückenvarianten vor. Diese kamen zu klaren Empfehlungen hinsichtlich der Brückentypen. Das mit den Planungen der Landgrafenbrücke befasste Büro Emch & Berger aus Weimar sieht klare Vorteile bei einer dreifeldrigen Stahlverbundbrücke. Sie hat die geringste Konstruktionshöhe.

Die Nachbargrundstücke des SETA-Hotels, der Klinik Kurköln und des Casino Parkhauses können mit der favorisierten Brückenkonstruktion wie vor der Flut angebunden werden. Die Brücke wird 47,80 Meter lang, die Fahrbahnbreite inklusive Radspuren wird 10,50 Meter betragen, daran schließen sich die Gehwege an. Die Baukosten werden aktuell auf 3,2 bis 3,5 Millionen Euro geschätzt. Ob die Einfahrt ins nahe Parkhaus in die Felix-Rütten-Straße verlegt werden kann, klären Stadt und Besitzer derzeit, wobei der Lärmschutz zu berücksichtigen ist. Einer Ein- und Ausfahrt wie bisher an der Landgrafenstraße steht aber auch nichts im Wege.

Dass die neuen Brücken keine „Hingucker“ mehr werden, muss nicht sein, auch wenn Sicherheit vor Ästhetik geht. „Zweckmäßigkeit schließt Schönheit nicht aus“ befand zumindest Rolf Deißler (FDP). Das bestätigte auch die Stadtspitze, nachdem Reinhold Goisser unterschiedliche Stahlarten ins Spiel brachte. Werner Schüller (CDU) wertete es positiv, dass mit dem Bau der neuen Landgrafenbrücke schon im Jahr 2024 begonnen werden kann. Dass die Sicherheit und der Hochwasserschutz dabei absolute Priorität haben, steht für ihn, aber auch für Werner Kasel (SPD) im Vordergrund. Das sieht auch Alfred Förner (FWG) so, auch wenn sich die Menschen vom Anblick vieler Jahrzehnte verabschieden müssten.

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