Buch „Flutgeschichten“ Julian Dela fand während der Flut Zuflucht auf dem Dach

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Julian Dela hat „Flutgeschichten“ gesammelt, die intime Einblicke in die Geschehnisse der Katastrophennacht und ihre schicksalhaften Folgen vermitteln. Auch seine eigene spielt darin eine Rolle. Die Einnahmen daraus sollen gespendet werden.

 Autor und Betroffener zugleich: Drehbuchautor Julian Dela aus Bad Neuenahr-Ahrweiler schildert in seinen Flutgeschichten Einzelschicksale aus der Flutnacht.

Autor und Betroffener zugleich: Drehbuchautor Julian Dela aus Bad Neuenahr-Ahrweiler schildert in seinen Flutgeschichten Einzelschicksale aus der Flutnacht.

Foto: Martin Gausmann

Da sind Rüdiger K. und seine Frau aus Altenahr. Sie werden von der Flut in ihrem in Flussnähe stehenden Haus gefangen und können sich zunächst auf den Speicher retten. Dann aber wird ihr Haus fortgerissen. Dann ist da Nadine W., die vom Hochwasser in ihrer Erdgeschosswohnung in Bachem überrascht wird, sich aber mit anderen Bewohnern in den zweiten Stock retten kann, wo sie über Stunden in Todesangst ausharrt.

Anfangs kann sie diese Erlebnisse nur sehr schlecht oder gar nicht verarbeiten. Über Monate gelingt es ihr dann aber, sich Stück für Stück aus dem Trauma heraus zu kämpfen und wieder ins normale Leben zurückzukehren. Und da ist der Feuerwehrmann Daniel Jürgens, der wenige Tage nach der Flut aus Norddeutschland zum Helfen ins Ahrtal kommt. Als Rettungstaucher birgt er hier Leichen und unterschätzt dabei völlig, welche Folgen das für seine Psyche haben wird.

Drehbuchautor sammelt Einzelschicksale nach der Flut

Das sind Beispiele aus den insgesamt 27 „Flutgeschichten“, die Julian Dela in seinem kürzlich erschienenen gleichnamigen Buch versammelt hat, die wiederum exemplarisch für Tausende Schicksale des Ahrtals stehen sollen. Dela wurde am 16. August 1985 geboren, wird also in wenigen Tagen 37 Jahre alt. Im Hauptberuf schreibt er Drehbücher. Kurz nach dem Hochwasser begann der gebürtige Heimersheimer damit, Einzelschicksale zu sammeln. Die Menschen, deren Schicksale er in dem Band vorstellt, gewähren private und mitunter sehr intime Einblicke in die Geschehnisse der Flutnacht und ihrer Folgen.

Dabei stellt Dela Menschen vor, die trotz teils dramatischer Erlebnisse ihre Zuversicht nicht verlieren. Und er will denen Mut machen, die durch die Katastrophe nicht nur ihr Hab und Gut verloren haben, sondern auch Hoffnung und Zuversicht. Anliegen des Autors war es dabei, mit seinem Buch nicht nur ein Zeitzeugnis gegen das Vergessen zu schaffen, sondern auch eine Art Selbsthilfegruppe zum Lesen.

Einnahmen werden an gemeinnützige Initiativen gespendet

Der Band, der sowohl gedruckt als auch als E-Book zu haben ist, vermittelt realistische Eindrücke beispielhafter persönlicher Schicksale und Erlebnisse und er handelt von der großen Bedeutung innerer Stärke und Resilienz. Sämtliche Einnahmen aus dem Buchverkauf spendet Dela an gemeinnützige Vereine und Organisationen, die Flutbetroffene direkt und schnell unterstützen. Die politische Dimension der Flut, die Rolle des Katastrophenschutzes und sein Versagen sowie die Fragen nach Schuld und Verantwortung hingegen klammert Dela weitgehend aus.

Dafür gehört zu den Flutgeschichten, die der Band erzählt, auch die der jungen Familie des Autors – erzählt von dessen Ehefrau Mariana. Zusammen mit der damals knapp zweijährigen Tochter Leyla, mit dem Chihuahua „Maya“ und dem Vermieter können sie sich auf das Dach ihres Wohnhauses retten, das zwischen Heimersheimer Bahnhof und Neubaugebiet „Landskroner Straße Süd“ in Heppingen stand. Bis zum Nachmittag des 15. Juli waren sie dort gefangen, nachdem sie in der Flutnacht ihr gesamtes Hab und Gut verloren hatten und miterleben mussten, wie Menschen um Hilfe riefen, denen sie aber nicht helfen konnten, und wie Menschen starben.

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