Amtseinführung in Bad Neuenahr-Ahrweiler Christina Haensch ist neue Leiterin des Forstamts Ahrweiler

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Das Forstamt Ahrweiler hat eine neue Leiterin: Christina Haensch. Die 32-Jährige sieht Waldrettung in der Klimakrise als Gemeinschaftsaufgabe. Panik angesichts absterbender Bäume und kahler Flächen sei fehl am Platz. Es gehe darum, einen klimaresilienten Wald zu entwickeln.

 Offiziell im Amt begrüßt: Stefan Asam, Direktor der  Zentralstelle für Forstverwaltung (l.), und Staatssekretär Erwin Manz heißen Christina Haensch im Forstamt Ahrweiler willkommen.

Offiziell im Amt begrüßt: Stefan Asam, Direktor der Zentralstelle für Forstverwaltung (l.), und Staatssekretär Erwin Manz heißen Christina Haensch im Forstamt Ahrweiler willkommen.

Foto: Martin Gausmann

Hitze, Trockenheit, Borkenkäferbefall, Waldbrandgefahr, Baumsterben und immer wieder der Klimawandel. Dass die Herausforderungen in Sachen Wald enorm sind, weiß Christina Haensch nicht erst, seit sie ihre Stelle als Leiterin des Forstamts Ahrweiler angetreten hat. Die 32-Jährige ist seit Anfang Februar zuständig für 24 000 Quadratmeter Betriebsfläche und 35 Mitarbeiter, davon elf Revierleiter. Pandemiebedingt wurde sie aber erst jetzt offiziell im Amt begrüßt und ihr Vorgänger Bolko Hasse verabschiedet.

„Es ist nicht gerade eine einfache Zeit, in der ich hier ankomme“, stellte Haensch bei einer Feierstunde in der Kreisstadt unumwunden fest. Auch wenn sie die Flutkatastrophe nicht miterlebt habe, habe sie mit den Folgen zu tun, die sie mit dem Klimawandel in Zusammenhang brachte: „Die Flutkatastrophe hat uns vor Augen geführt, wie schlimm die Auswirkungen des Klimawandels sein können. Wir sind mittendrin. Das Klima ändert sich.“ Das sei auch dem Wald anzusehen. „Die Wälder stehen unter Stress. Die plötzliche Veränderung des Klimas bringt die Bäume an ihre Grenzen. Und damit stehen wir vor einer der größten Herausforderungen, denn nicht nur für den Wald, auch für uns Förster ist die Situation neu.“

In der Oberlausitz aufgewachsen

Ahrweiler ist die zweite Station Haenschs bei Landesforsten Rheinland-Pfalz, wie Erwin Manz ausführte. Der Staatssekretär im Mainzer Umweltministerium skizzierte ihren Lebensweg. Aufgewachsen ist die 32-Jährge in der Oberlausitz und studierte Forstwirtschaften an der Technischen Universität Dresden in Tharandt. Zum Referendariat kam die Sächsin nach Rheinland-Pfalz, war in Gerolstein und Zell an der Mosel tätig. Nach dem zweiten Staatssexamen für zwei Jahre als Projektingenieurin bei einem Bergbauunternehmen in Hessen, kehrte sie zurück zu Landesforsten Rheinland-Pfalz. In ihren zweieinhalb Jahren im Umweltministerium war sie Referentin für das Thema Holzbau und hatte die Federführung bei der Erstellung des „Klimabündnisses Bauen in Rheinland-Pfalz – nachwachsende und kreislaufeffiziente Rohstoffe stärken“. Die Themen Holz, Waldbau und Zukunftsfähigkeit der Wälder seien auch zentral für ihre Tätigkeit im Forstamt Ahrweiler, fand Manz.

„Die Stelle und die Region haben mich gereizt“ sagte Haensch: Die landschaftliche Vielfalt, die Vielfalt an Waldbesitzenden und die Vielfalt an Aufgaben. „Bisher war es für uns selbstverständlich, dass der Wald für uns da ist und wir uns dort bedienen können. Verlässlich hat er seine Funktion als Nutz-, Schutz- und Erholungsort erfüllt. Nun ist es an uns Förstern, den Wald dabei zu unterstützen, dass dies auch weiterhin möglich ist. Sie nannte das Ökosystem Wald, das kühle Waldklima, und: „Nicht nur durch die Entwicklung zukunftsfähiger kohlenstoffspeichernder Wälder können wir einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sondern auch durch die Nutzung des Rohstoffes Holz.“ Gerade werde dieser als Brennstoff wieder präsenter, aber auch seine Bedeutung als Baustoff nehme zu, schone Ressourcen und ersetze fossile Rohstoffe.

„Angesichts von absterbenden Bäumen und kahlen Flächen dürfen wir nicht in Panik ausbrechen. Unsere Aufgabe ist es, einen klimaresilienten Wald zu entwickeln, der mit veränderten Bedingungen zurechtkommt. Das wird ein ganzes Stück Arbeit.“ Haensch möchte das Risiko streuen und auf Mischung setzen, neue Baumarten einbringen, aber auch altbewährte Baumartenwie die Eiche nicht vergessen und die Fichte an geeigneten Standorten erhalten. Haensch: „Das wird eine Gemeinschaftsaufgabe. Dabei sind alle Waldbesitzenden gefragt.“

Das sah auch der Stadtbeigeordnete Peter Diewald so, der ebenso sprach wie im Auftrag der Landrätin Friedhelm Münch und für den örtlichen Personalrat Axel Schneider: „Konsens und Einbindung ist wichtig“, so Diewald. Es gelte einen Konsens zwischen Waldbesitzern, Jägern und den übrigen Nutzern des Waldes für Freizeitgestaltung herzustellen, wofür er diplomatisches Geschick und eine glückliche Hand wünschte.

Was auf sie zukommt, weiß Bolko Haase, der nach sechs Jahren als Leiter des Forstamts Ahrweiler und insgesamt 36 Jahren im Landesdienst Ende Januar in Ruhestand gegangen ist und mit vielen lobenden Worten verabschiedet wurde. Er hielt Rückschau auf Baumschädlinge wie die Gallmücke, mit der er kurz nach Amtsantritt 2016 auf einmal zu tun hatte, die sich dann in ganz Deutschland ausbreitete, und auf Stürme, die mehr als 1000 Hektar Kahlflächen in seinem Dienstgebiet verursachten. Er erinnerte, dass es in seiner Zeit nicht gelungen sei, ein neues Forstamt zu finden, das bis heute in einem Haus in Heimersheim untergebracht ist. „Nicht nur Fichten, sondern auch Buchen, Kiefer und Douglasie leiden unter der Dürre“, sagte er und dass Geld nur das eine sei. „Was passiert mit Neupflanzungen? Fallen sie der Hitze zum Opfer oder dem Wildverbiss? Wenn sich die Jägerschaft nicht ihrer Mitverantwortung für das Waldökosystem bewusst wird, sehe ich schwarz für unsere Anstrengungen, den Wald zukunftsfähig aufzubauen.“

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