Im Ahrtal Deutsche Weinkönigin eröffnet das „Wandern für den Wiederaufbau“
Ahrtal · Die Deutsche Weinkönigin Sina Erdrich reiste zur Eröffnung von „Wandern für den Wiederaufbau“ an die Ahr und besuchte noch einige Winzer und Kultursehenswürdigkeiten. Von der Flutkatastrophe emotional überrollt, fehlten ihr in der Begüßung kurz die Worte.
Obligatorisch sind Besuche Deutscher Weinköniginnen in den Anbaugebieten des Landes. Am Wochenende war die amtierende Majestät Sina Erdrich aus Baden im Ahrtal zu Gast. Begleitet wurde sie von ihren Prinzessinnen, der Ahrtalerin Linda Trarbach aus Dernau und Saskia Teucke aus der Pfalz. Ein Besuch, der den drei Weinbotschafterinnen sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird, ging es bei ihren Terminen oft genug nur in zweiter Linie um Wein und Sekt, um Blanc de Noir oder Spätburgunder. Beherrschendes Thema war zumeist die Flut und das, was die Katastrophe bei den Winzern im kleinen Anbaugebiet Ahrtal angerichtet hat. Nur zwei Winzer blieben hier komplett von den Ereignissen im vergangenen Juli verschont.
Besonders bei der sympathischen Deutschen Weinkönigin Sina Erdrich schien die Flut einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen zu haben. Als sie am Samstagmorgen zur royalen Wanderung über den Rotweinwanderweg einladen und die "Wanderwochen für den Wiederaufbau" eröffnen wollte, wurde sie von den Emotionen buchstäblich überrollt. Erdrich hatte das Ahrtal schon im vergangenen Dezember besucht und sich bei ihrer Weinprinzessin Linda Trarbach einen Eindruck des so stark betroffenen Dernau geholt.
Trarbach war es dann auch, die flugs den Part ihrer Königin übernahm und die Wichtigkeit der Wander-Veranstaltungsreihe sowie des Tourismus für das Ahrtal betonte. Danach ging es mit einem ganzen Pulk gekrönter Weinbotschafterinnen aus dem Tal und einem Dutzend angemeldeter Mitwanderer auf den Themenwanderweg, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert.
Weinkönigin besucht Winzer der Verbandsgemeinde Altenahr und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler
Das Gespräch mit den Menschen, auch über die Flut, wolle sie suchen, hatte Sina Erdrich im Vorfeld gesagt. Und so besuchte sie mit ihren Prinzessinnen vor allen Dingen Winzer und Weingüter in der Verbandsgemeinde Altenahr und der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie sei froh, dass sie nun wieder reisen und den deutschen Wein bewerben könne, was ihrer Vorgängerin Eva Lanzerath (Walporzheim) aufgrund der Corona-Pandemie im Vorjahr überwiegend verwehrt gewesen sei. "Wir sind viel unterwegs, wenn auch nicht mehr wie früher in New York oder Shanghai. Aber ich frage mich, ob das überhaupt sein muss. Wichtig ist, den Leuten in Deutschland zu vermitteln, was es hier für tolle Weine gibt und dass man in den Anbaugebieten gut Urlaub machen kann", stellt die Majestät Regionalität und Nachhaltigkeit voran.
Dass das Virus noch präsent ist, musste sie gleich zu Beginn ihrer Ahrtalreise erfahren, der Eintrag ins Goldene Buch der Verbandsgemeinde Altenahr in Rech musste wegen einer Corona-Erkrankung örtlich verlegt werden. Im Walporzheimer Weingut Kriechel funktionierte es dann mit dem nächsten Autogramm, dieses Mal ins Goldene Buch der Kreisstadt. Auch Bürgermeister Guido Orthen kam schnell auf die Flut zu sprechen, auf zerstörte Ortschaften und die Tatsache, dass man im Tal derzeit eher Bier trinke, als Wein, weil es anzupacken gelte.
Paul Gieler und Gerhard Kreuter stellten derweil den Gesprächskreis Ahrweiler vor, später kamen die Weinmajestäten noch mit Vertretern des Bauern- und Winzerverbandes ins Gespräch. Am Samstagabend, als man die Licht- und Wassershow "Dankwelle" im Kurpark besuchte, wurden die royalen Gäste einmal mehr mit dem allumfassenden Flut-Thema konfrontiert, ehe sie zum Abschluss des dreitägigen Besuchs die Dokumentationsstätte Regierungsbunker in den Ahrtaler Bergen besichtigten. Hier gewährte Museumsleiterin Heike Hollunder den Weinmajestäten einen ebenfalls beklemmenden Eindruck in die Zeiten des Kalten Kriegs im zweiten Teil des 20. Jahrhunderts.
Sina Erdrich betonte, sie habe trotz der Erlebnisse die Menschen im Ahrtal als sehr herzlich und gastfreundlich wahrgenommen und sich "total wohl gefühlt." Schon nach der Flut sei sie beeindruckt gewesen, wieviel Energie freigesetzt wurde und wie die Weinbranche zusammengehalten habe. "Aus ganz Deutschland sind Winzer hierhergekommen und haben den ohnehin schwierigen Jahrgang 2021 in die Keller gebracht."
Nun sei es wichtig, dass der Tourismus wieder beginne. "Ich kann nachvollziehen, dass die Menschen Respekt davor haben, als Gaffer wahrgenommen zu werden, aber sie sollen alle kommen und auch in die Keller gehen und mit den Menschen vor Ort reden", so Sina Erdrich.