GA-Spendenaktion in Altenburg Die Glocken von Sankt Maternus läuten mit Verzögerung
Altenahr-Altenburg · Gut anderthalb Jahre nach der Flut im Ahrtal läuten die Glocken der Sankt-Maternus-Kapelle in Altenburg wieder. Das Projekt ist finanziert von der Flutspendenaktion des General-Anzeiger Weihnachtslichts.
Die Spannung war am Freitagnachmittag mit Händen zu greifen. Die Gäste in der Sankt-Maternus-Kapelle Altenburg warteten nach dem offiziellen Festakt darauf, dass die Glocken endlich wieder erklingen. Initiatorin Nadia Ayche hatte das Zeichen gegeben, und das Dieselaggregat knatterte, aber nichts tat sich. Zunächst. Bange Sekunden verstrichen, denn viele Gemeindemitglieder hatten sich in dem Gotteshaus versammelt, um dem symbolischen Akt beizuwohnen, der Hoffnung in das von der Flut betroffene Ahrtal zurückbringen soll. Und tatsächlich, lange 60 Sekunden nachdem Ayche den Schalter umgelegt hatte, erklangen die beiden Glocken in trauter Eintracht.
Möglich wurde das mit Hilfe eines Zuschusses der Spendenaktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers. 2500 Euro widmeten Vereinschef Bernd Leyendecker und Mitarbeiterin Angelika Engel dem Projekt. Dafür hatte Ideengeber Thomas Dieker das Dieselaggregat und eine Zeitschaltuhr angeschafft, damit die Glocken ab sofort wieder drei Mal am Tag morgens, mittags und abends erklingen können.
Seit der Flut ohne Strom
Am 14. Juli 2021, dem Tag der verheerenden Flut an der Ahr, war die Stromversorgung auf unbestimmte Zeit unterbrochen worden. Die Leitungen führten vom Unterdorf innerhalb der Brückenstreben auf die Anhöhe der Kapelle. Bis heute hat das Gotteshaus keine Anbindung an das Stromnetz.
Und so mussten Kreativideen her. Die hatte Dieker – ein Helfer aus Köln, der seit der Flut jedes Wochenende an die Ahr fährt, um sich beim Wiederaufbau nützlich zu machen. Er lobte Nadia Ayche vom Projekt „Einfach machen Patenschaften“ und das Engagement des GA-Weihnachtslichts: „24 Stunden nach meiner Anfrage hatten wir die Zusage“. Das sei nicht selbstverständlich.
Leser spendeten 6,8 Millionen Euro
Für das Weihnachtslicht sagte Vereinsmitglied und GA-Redakteur Jörg Manhold: „Unsere Leser haben für die Unterstützung des Wiederaufbaus nach der Flut insgesamt mehr als 6,8 Millionen Euro gespendet, eine enorme Summe.“ Damit habe man sowohl in Not geratenen Menschen direkt helfen können, als auch Projekten, die sich um den Wiederaufbau verdient machten. Die zahlreichen Spender hätten ein Zeichen der Solidarität ins Ahrtal geschickt. Die Glocken seien ein Symbol der Hoffnung. „Sie sagen, wir sind wieder da“, so Manhold. Manuela Kremer-Breuer von der Pfarreiengemeinschaft Altenahr erinnerte daran, dass der Glockenklang eine Vertrautheit zurückbringe und zugleich dem Tag einen Rhythmus verleihe. Seit jeher riefen sie morgens zum Aufstehen, mittags zum Essen und abends zur Heimkehr.
Wenn jeder jeden unterstützt
In diesem Sinne hatte Thomas Dieker die Bedeutung der Glocken früh erkannt und sich für deren Reaktivierung eingesetzt. „Ich war sicher, wenn jeder jeden unterstützt, dann wird was draus“, sagte er am Freitag. Das kann gleichsam als Motto für sein gesamtes Engagement gelten. Damit wandte er sich an Nadia Ayche, die in den vergangenen 18 Monaten ein breites Netzwerk der helfenden Hände geknüpft hat und bekannt ist dafür, dass sie die richtigen Leute in Kontakt zu bringen vermag. Altenahrs Verbandsbürgermeister Dominik Gieler dankte allen Initiatoren und erinnerte daran, dass Altenburg ganz besonders stark von der Flut getroffen wurde. Auch heute noch brauche es auf dem Weg zurück zur Normalität reichlich Geduld. ga